Wenn der Notruf 110 nicht zu erreichen ist - Brackeler wartet vergeblich auf Hilfe

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Kriminelle, die Menschen in ihren eigenen vier Wänden aufsuchen, sind keine Seltenheit mehr. Ein Brackeler wählte jetzt in Angst den Notruf 110 - allerdings vergebens. Das sagt die Polizei.

Brackel

, 28.10.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf Facebook hatten die Brackeler Ferhat M. und seine Frau Gülsen die lebhafte Diskussion um Vertriebsmitarbeiter, die an Wohnungstüren klingeln, bereits verfolgt. Dann schellte es auch an ihrer Tür.

Betrugsmasche ruft Skepsis hervor

„Dadurch, dass in den sozialen Medien immer wieder über Betrüger gesprochen wurde, die den Menschen an der Haustür zwielichtige Verträge verkaufen wollen, bin ich hellhörig geworden“, sagt M.

Vor der Tür von Familie M. an der Bauerstraße stand ein vermeintlicher Mitarbeiter der Telekom. Der junge Familienvater bat diesen daraufhin in die Wohnung und wählte anschließend heimlich den Notruf 110. Mehrmals klingelte das Telefon, ohne dass am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde.

Weitere Versuche blieben ebenso erfolglos. Und auch bei der Polizeidienststelle in Körne hatte Ferhat M. kein Glück. „Ich habe es insgesamt dreimal über die 110 probiert und niemanden erreicht. Bei der Dienststelle in Körne war die Leitung dann zudem besetzt.“

Wie ein Screenshot von seinem Handy zeigt, konnte Ferhat M. sowohl unter der altbekannten Notrufnummer als auch in der Polizeidienststelle Körne niemanden erreichen.

Wie ein Screenshot von seinem Handy zeigt, konnte Ferhat M. sowohl unter der altbekannten Notrufnummer als auch in der Polizeidienststelle Körne niemanden erreichen. © Screenshot privat

Daraufhin konfrontierte er den Vertriebsmitarbeiter mit seinem Vorhaben: „Ich habe ihm gesagt, dass er glücklich sein könne, dass die Polizei meine Anrufe nicht entgegennehme.“ Der Kundenberater habe zunächst verdutzt reagiert und ihm dann ein glaubwürdiges Legitimationsschreiben und einen Ausweis vorzeigen können.

Vergebliches Warten auf Rückruf

„Ich glaube, dass es sich hier wirklich um einen autorisierten Vertriebsmitarbeiter handelte. Die Tatsache, dass der Notruf allerdings nicht erreichbar war, hat mich wirklich schockiert“, erzählt M. Auch ein erhoffter Rückruf sei ausgeblieben.

„In diesem Fall war es zwar ärgerlich, allerdings kann es in anderen Situationen wirklich gefährlich werden, wenn man vergeblich den Notruf kontaktiert. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen“, sagt M. Hinzu komme, dass Bürger in Gefahrensituationen normalerweise nicht die Zeit haben, drei Mal den Notruf zu wählen und zudem noch die Nummer einer etwaigen Polizeidienststelle im Internet herauszufinden.

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Polizei bedauert Vorkommnisse und appelliert an Bürger

Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte die Polizei Dortmund den Eingang der Anrufe: „Der Bürger hat drei Anruf-Versuche unternommen. Diese dauerten 37, 10 und 6 Sekunden“, sagt Pressesprecher Peter Bandermann.

Man bedauere diesen Vorfall sehr. Laut Bandermann könne es in Spitzenzeiten vorkommen, dass die Leitstelle einen eingehenden Notruf nicht zeitgleich mit anderen Notrufen bearbeiten kann.

Es handele sich in diesem Fall aber um eine Ausnahme. Gleichzeitig appelliert er an die Bürger: „Bitte legen Sie nicht auf. Beenden Sie den Notruf nicht, wenn dieser nicht sofort entgegen genommen wird. Kein Anruf soll verloren gehen“, betont Bandermann.

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