
Man stelle sich vor, der BVB spielt, über 80.000 Menschen drängen ins Stadion und kein Bus und keine Stadtbahn bringt sie dort hin. Man mag sich das gar nicht vorstellen – und doch wird es am Freitagabend Realität.
Verdi ruft zum Streik auf und legt den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einen Tag lang lahm. Um Druck in ihrer Tarifauseinandersetzung mit dem Bund und den Kommunen auf der Arbeitgeberseite zu machen, nimmt die Gewerkschaft ein Chaos in Dortmund bewusst in Kauf.
Natürlich: das Streikrecht ist ein hohes Gut und im Grundgesetz verankert. Für Arbeitnehmervertretungen ist es oft ein notwendiges Mittel, um mehr Lohn oder kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen. Für Warnstreiks gibt es auch kaum eine Begrenzung, sie sollten allerdings verhältnismäßig sein - und verhältnismäßig ist dieser Warnstreik nicht.
Streik in der Daseinsvorsorge
Wenn die Mitarbeiter im Nahverkehr ihre Arbeit niederlegen, handelt es sich um einen Streik in der Daseinsvorsorge. Das heißt, ein wesentlicher Teil unseres Alltags ist betroffen. Vor allem viele Berufspendler sind auf Bus und Bahn angewiesen. Dass sie in Tarifstreits immer wieder mal gewissermaßen in Geiselhaft genommen werden, um deutlich zu machen, wie wichtig Bus- und Bahnfahrerinnen und -fahrer sind, und dass diese deshalb auch ordentlich bezahlt werden müssen, ist nachvollziehbar.
Aber, Sicherheit und Ordnung rund um drei Massenveranstaltungen im Signal-Iduna-Park und den Westfalenhallen, bei denen insgesamt über 90.000 Menschen zusammen kommen, zu gefährden, ist unverschämt und unverhältnismäßig.
Verdi gefährdet Solidarität
Verdi trifft Bürger und Fußballfans zudem ausgerechnet dort am härtesteten, wo es doch eine klare Unterstützung für die aktuellen Lohnforderungen gibt: in Dortmund.
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal hat auf einem Transparent mit unterschrieben, auf dem die Beschäftigten der Stadt Dortmund zur ersten Streikversammlung die Tarifforderungen unterstützten. Verdi gefährdet nun mit dem auf den Abend des BVB-Spiels ausgedehnten Streik letzten Endes die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger mit den Beschäftigten im Nahverkehr. Dass sie zu Buhmännern und -frauen werden, haben diese aber nicht verdient. Auch deshalb ist dieser Streik unverhältnismäßig.
BVB-Spiel, Comedian, Messe: 90.000 Menschen wollen am Streiktag in Richtung Stadion
Verdi-Streik trifft BVB-Spiel: Keine Busse und Bahnen am Freitag
Neue Straßen und U-Bahn-Verlängerung: Das ist der aktuelle Zeitplan für die Westfalenhütte