Die nächste Verhandlungsrunde in der Tarifauseinandersetzung zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Arbeitgeberseite bei Bund und Kommunen ist erst Ende März. Da es nach dem großen Streik im Nahverkehr am vergangenen Freitag kein Angebot der Arbeitgeberseite gegeben habe, will Verdi mit immer neuen Warnstreiks Druck ausüben, um die die Forderung nach einer 10,5-prozentigen Lohnerhöhung (mindestens aber 500 Euro mehr im Monat) durchzusetzen.
Die neuesten Streiks treffen den Öffentlichen Nahverkehr, die städtischen Kindertagesstätten, die Müllabfuhr sowie auch die Wochenmärkte. Hier eine Übersicht über die Streik-Auswirkungen für die Bürgerinnen und Bürger in Dortmund:
Keine Busse und Bahnen
Kitas: Bereits am Mittwoch (8. März) standen Dortmunder Eltern und Kinder an vielen Kitas in Dortmund vor verschlossenen Türen. Nur in 45 von insgesamt 99 Kitas des städtischen Trägers Fabido, so die Auskunft der Stadtverwaltung am Morgen, waren trotz Streikaufrufs Beschäftigte anwesend. Betroffen sind auch die Kita des Studierendenwerkes Dortmund, die der LWL-Klinik und des LWL-Wohnverbundes in Dortmund.
Jugendfreizeitstätten: Auch sie gehören zum Sozial- und Erziehungsdienst der Stadt und bleiben am Mittwoch (8. März) teilweise geschlossen.
Bus und Bahn: Nachdem erst am Freitag (3.3.) der Nahverkehr in Dortmund lahmgelegt wurde, ruft Verdi erneut die Beschäftigten von DSW21 zur Arbeitsniederlegung auf. Am Donnerstag (9. März) werden erneut die Räder still stehen. Pendler und Dortmunder, die beispielsweise dringende Arzttermine haben, müssen wieder auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Der Streik soll sich über den gesamten Tag erstrecken: von Betriebsbeginn gegen 3.30 Uhr bis Betriebsende gegen 1.30 Uhr am Folgetag.
Die Kundencenter von DSW21 an der Petrikirche und am Hörder Bahnhof bleiben am Donnerstag geschlossen.
Abfuhr der Restmüll- und Biotonnen: Die Warnstreiks von Verdi haben von Donnerstag (9. März) bis Samstag (11. März) auch Auswirkungen auf die Müllentsorgung in Dortmund. Die Müllabfuhr kommt an diesen Tagen nicht. Konkret gibt es laut Entsorger EDG in diesem Zeitraum keine Leerung der grauen Restmüll- sowie der Biotonnen.
Das soll nachgeholt werden: „Wir versuchen, die ausgefallenen Leerungen vom 9. und 10. März in der kommenden Woche beginnend ab dem 13. März nachzuholen“, heißt es von der EDG. Wie folgt richtet sich das Unternehmen an die Bürgerinnen und Bürger: „Wir bitten Sie, den Zugang zu den Abfallbehältern in der gesamten Woche in der Zeit von 6 Uhr bis 20 Uhr sicherzustellen.“
Keine Sperrmüllsammlung
Abfuhr der gelben und blauen Tonnen: Dieser Müll wird abgeholt. Die gelben Wertstofftonnen und blauen Papiertonnen könne man leeren, heißt es seitens der EDG. Ebenso würden die Leerungen der Depotcontainer für Glas und Papier planmäßig erfolgen.
Spermüllsammlung: Dieses gebührenfreie Angebot, das in dieser Woche in Wellinghofen und Wichlinghofen angestanden hätte, muss verschoben werden. Dort soll die Sperrmüllsammlung nun am Samstag, 18. März, erfolgen.
Entsorgungsbetriebe: Die Deponie Dortmund-Nordost, die Umladeanlage in Wambel, die sechs Recyclinghöfe und die Möbelbörse bleiben vom 9. bis 11. März geschlossen.
Für gewerbliche Anlieferungen stehen allerdings auch an den Streiktagen zur Verfügung: das Wertstoffzentrum Pottgießerstraße und das Recyclingzentrum Dortmund.
Städtische Kliniken: Verdi hat auch Tarifbeschäftige der Städtischen Kliniken zum Streik aufgerufen. Darunter sind neben Verwaltungsmitarbeitenden auch Pflegekräfte. Gestreikt wird am Donnerstag (9. März). Während der Notdienst gewährleistet wird, hat der Streik aber Auswirkungen auf die OP-Planung. Geplante Operationen fallen teilweise aus. Das Klinikum wird mit Beginn der frühesten Frühschicht bis zum Ende der spätesten Spätschicht bestreikt.
Klinikum Westfalen: Auch dort wird am Donnerstag (9. März) gestreikt, wie Verdi am Mittwochabend mitteilte. Um 9.30 Uhr, so heißt es, kommen die Beschäftigten der vier Klinikstandorte am Standort Dortmund-Brackel zusammen.
Auch die Beschäftigten von Donetz und den Wasserwerken Westfalen sind am Donnerstag (9. März) zum Warnstreik aufgerufen. Ob es in den nächsten Tagen noch weitere Streiks in Dortmund geben wird, ist derzeit offen.
Bisher sieht man bei Verdi nun ein „völlig unzureichendes Angebot der Arbeitgeberseite“. „Es ist eine bodenlose Frechheit“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verdi-Bezirks Westfalen. Und: „Die angebotenen Einmalzahlungen können nur ein einziges Mal ausgegeben werden, dann ist die Wirkung weg. Dauerhaft sollen die Entgelttabellen in zwei Schritten um gerade einmal fünf Prozent steigen – ohne soziale Komponente für die unteren und mittleren Einkommen. Und statt nach einem Jahr wieder in Verhandlungen einzusteigen, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können, wollen die Arbeitgeber eine Laufzeit von 27 Monaten. Als wäre das nicht schon genug der Provokation, soll es für einige Beschäftigte auch noch Sonderopfer geben: die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben in der Corona-Pandemie alles gegeben, sie waren extremen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt. Sie konnten auch nicht ins Homeoffice, um sich selbst zu schützen. Was ist der Dank der Arbeitgeber? Sie fordern, dass die Gehälter in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gekürzt werden können.“
Sollten die Verhandlungen Ende März scheitern, wird Verdi wohl eine Urabstimmung einleiten. Dann wären wohl auf jeden Fall weitere Ausstände die Folge.
Dieser Bericht wurde am 8. März um 18.15 Uhr ergänzt.
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