Der Dortmunder Hauptfriedhof ist der drittgrößte in ganz Deutschland. Da verwundert es nicht, dass nicht nur jene ihn betreten, die in stiller Andacht um ihre Angehörigen trauern. Beliebt ist er zum Beispiel unter Spaziergängern, wahlweise mit Hund. Einer von diesen Spaziergängern ist Andreas Wittenberg. Ihn ärgern vor allem diejenigen Besucher, die nach ihrem Weggang Müll und Zerstörung hinterließen.

„Manchmal wird man nachts durch Silvester-Böller wach. Letztens auch wieder“, sagt Wittenberg, „als ich kurz danach Blumenkübel gesehen habe, die teils umgeworfen und teils ins Wasser geschmissen wurden, habe ich gedacht, jetzt reicht es aber mal.“ Seiner Ansicht nach werde es seit Corona wieder schlimmer mit dem Vandalismus auf dem Friedhof.
Vandalismus wird schlimmer
„Seit 25 Jahren gehe ich hier spazieren, seit ich Hunde habe“, sagt er, „und deshalb weiß ich ganz gut, wie es damals war und wie jetzt.“ Der Vandalismus werde schlimmer, sagt er, während Beschwerden häufiger auf taube Ohren stießen. „Wodkaflaschen liegen auf dem Weg, Bäume und Bänke werden zerstört und letztens wurde erst eine Mülltonne abgefackelt, dass kaum noch was übrig blieb außer geschmolzenes Plastik“, erzählt er.

Er mag diesen Friedhof wirklich gern, erzählt er. „Setzen Sie sich mal an einem schönen Morgen hier auf die Bank und genießen Sie einfach mal das Vogelgezwitscher“, empfiehlt er. Auch werde entstehender Müll von wilden Partynächten schnell weggeräumt. „Mein Problem ist diese hirnlose Zerstörung“, präzisiert er.
Einschränkungen vor Ort häufen sich
„Auch auf dem Spielplatz. Wo die Kinder spielen. Hier lag schonmal alles kreuz und quer“, zählt er auf, „hier liegen benutzte Kondome, Glasflaschen, die ich schon ständig selbst wegräume, damit sie keine Gefahr für die Hunde werden. Und an einer Stelle stülpen Leute nachts Bierflaschen auf die Sträucher.“ Er könne lange so weitermachen, sagt er und verweist auf diverse Mails an die Friedhofsverwaltung und die Stadt Dortmund, die er in der Vergangenheit geschrieben habe und die der Redaktion vorliegen.
In diesen Mails thematisierte er zuletzt zu schnell fahrende Radfahrer, die zu Fuß Gehende gefährden. In älteren Schreiben bemängelt er, dass von der Stadt für die Friedhofspflege zuständige Firmen teilweise Feldsteine umfahren oder Zierblumen zerstören. Auch sollen sie gesehen worden sein, wie sie mit ungesichertem Werkzeug auf dem Dach von Golfkarts zu schnell fahren, sodass das Werkzeug in Kurven vom Fahrzeug fliege.
Wittenbergs Motivation hinter diesen Schreiben und dem Engagement gegen Vandalismus sei schlicht, dass er den Friedhof sehr gern besuche und das seit vielen Jahren. Daher bedauere er, dass auf seine Anfragen so wenig passiert sei.

„Früher war es wirklich schön“, so Wittenberg. Heute sieht man mit einem genauen Blick überall noch Spuren von Vandalismus. Seien es die Überreste von zerstörten Bänken oder das alte Schild an einem nie reparierten Toilettenhäuschen am Eingang Talweg. Dort steht weiter ein Dixiklo, „das auch alle paar Wochen seitlich herumliegt.“
Stadt registriert mehr Vandalismus
Stadtsprecherin Alexandra Schürmann schreibt zu den Beobachtungen: „Seit dem vergangenen Jahr stellen die Friedhöfe Dortmund fest, dass die Zahl der Vandalismusfälle insgesamt ansteigt. Insbesondere, wenn in Dortmund Großveranstaltungen stattfinden, kommt dies vor.“

Die Beobachtungen vor Ort seien denen von Andreas Wittenberg sehr ähnlich: Sitzgelegenheiten und Unterstände würden vermüllt hinterlassen, Wasserhähne abgetreten, Türen aufgebrochen und mehr. „Die Hinterlassenschaften sprechen dann für sich: leere Flaschen und Zigarettenkippen finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr häufig vor. Dadurch entsteht dem Team eine Menge Arbeit.“
Laut Schürmann sorgen die Taten beim Friedhofsteam für immer mehr Unverständnis und Sorge. Vor allem, da man nur begrenzt eingreifen kann: „Der Hauptfriedhof mit 112 Hektar riesig. Es ist nicht möglich, diese große Fläche Nacht für Nacht vollständig zu kontrollieren.“
Dennoch habe man bereits Maßnahmen gegen den Vandalismus ergriffen. So sei der Wachdienst mit Unterstützung des Ordnungsdienstes unterstützt worden, je zwei Mitarbeiter besetzten den 24-Stunden-Notdienst und „Vandalen“ würden sofort der Polizei übergeben, die dann Platzverweise erteilen könne.
Ohne Polizei oft schwierig
Das Friedhofsteam habe es allerdings nicht leicht. Schürmann: „Eine Ansprache auf eigene Faust ist schwierig. Oft sind die Personen alkoholisiert und teilweise auch aggressiv gegenüber dem Team.“ So bliebe keine Möglichkeit, viel ohne Polizei oder Ordnungsamt zu unternehmen.
Das Team arbeite weiter mit Hochdruck daran, sagt die Sprecherin, den Vandalismus einzudämmen. Erklärtes Ziel sei, „den Hauptfriedhof als intakten Rückzugsort“ zu erhalten. Dafür sei man auch für Anregungen durch Besucherinnen und Besucher des Friedhofs offen.
„Bürgerhinweise würden immer an die Hotline des Notdienstes weitergegeben“, sagt Schürmann. Solche Hinweise könne man der Friedhofsverwaltung direkt zukommen lassen. Das gehe per Mail an friedhoefe@stadtdo.de oder die Telefonnummern (0231) 50 116-11, -12 und -13.