Zulieferer für die Rüstungsindustrie aus Dortmund Vom Panzerturm bis zur Cybersicherheit

Bekannte Dortmunder Unternehmen arbeiten auch im Rüstungssektor
Lesezeit

Am Samstag (22.3.) hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Grundgesetzänderung unterzeichnet, die zuvor Bundestag und Bundesrat passiert hatte. Das Gesetzes-Paket umfasst ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaschutz und hebt die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben teilweise auf. Vier bekannte Dortmunder Unternehmen könnten von den nun zu erwartenden Milliardeninvestitionen etwas abbekommen.

Zwar sitzt in Dortmund keiner der großen deutschen Rüstungskonzerne, die Waffen, Panzer und Munition herstellen. Unternehmen wie Rheinmetall oder KNDS brauchen jedoch Zulieferer auch aus Dortmund. Im Bereich der IT-Sicherheit nutzt zudem die Bundeswehr selbst Dortmunder Expertise.

Drehlager für Panzer-Türme

Die Thyssenkrupp-Tochter Rothe Erde hat in Dortmund eine Historie, die bis 1855 zurückgeht. Das Unternehmen baut im Tremonia-Viertel Großwälzlager: riesige Stahlringe, die in sich drehbar sind. Verbaut werden die Lager zum Beispiel in Windkraftanlagen oder der größten Drehbrücke Europas - und auch in militärischen Fahrzeugen

Rothe Erde konzipiert laut eigenen Angaben unter anderem Drehlager für stabilisierte Türme von Kampf- und Schützenpanzern, von Haubitzen und Flugabwehrsystemen. Neben Komponenten für schwere Fahrzeuge baut Rothe Erde auch Drehlager für Maschinengewehr-Gestelle, Radargeräte und Bergetechnik sowie für weitere militärische Anwendungsfälle.

Spezialisierte Gasmessgeräte

Die Gesellschaft für Gerätebau ist ein Dortmunder Weltmarktführer in einer hoch spezialisierten Nische. Das Unternehmen baut Gasmessgeräte und -sensoren und hat seinen Ursprung unter Tage. Mittlerweile beliefert die GfG unter anderem den größten Chip-Hersteller der Welt, TSMC. Auch der NRW-Rüstungsriese Rheinmetall zählt zu den Kunden.

Ein Gasmessgerät der Firma GfG aus Dortmund.
Ein Gasmessgerät der GfG, wie es zum Beispiel im Leopard-Panzer zum Einsatz kommt. © Stephan Schütze

Gasmessgeräte der GfG finden sich unter anderem in Leopard- und Puma-Panzern. Sie sollen die Panzerbesatzung vor Gasen warnen, die beim Abfeuern der Kanone austreten und so zur Sicherheit der Besatzung im Ernstfall beitragen.

Digitale Verteidigung

Mit Cyberangriffen richtet sich Russland auch gegen kritische Infrastruktur in Deutschland. Der IT-Dienstleister Materna aus Dortmund unterstützt die Bundeswehr bei dem Aufbau einer sicheren digitalen Infrastruktur.

Laut dem Unternehmen reicht das Portfolio „von der Lageanalyse und -aufklärung, über die Gefahrenprävention und Krisenreaktion, bis zum sicheren Meldewesen und ressortübergreifenden Kooperationen“. So entwickelt Materna zum Beispiel Systeme zur sicheren Live-Übertragung von militärischen Lagedaten und zur Auswertung von Daten mittels künstlicher Intelligenz.

Cyberangriffe richten sich jedoch nicht nur gegen militärische Ziele, sondern oft auch gegen zivile. Unter anderem für Behörden und Unternehmen im Energiesektor bietet Materna Dienstleistungen zur Cybersicherheit an.

Militärische Transportlösungen

Wie „zivil“ Produkte für die militärische Anwendung manchmal sein können, zeigt Dolezych. Der Dortmunder Familienbetrieb stellt Produkte zur Ladungssicherung her, also zum Beispiel Spanngurte und Stahlketten, und vertreibt diese weltweit. Wenn in Zukunft die Bundeswehr viele neue Fahrzeuge bewegen muss, wird wohl auch Dolezych gefragt sein.

Denn Dolezych entwickelt auch spezialisierte und von der Bundeswehr zugelassene Ladungssicherungsmittel. Insbesondere Zurrgurte des Dortmunder Unternehmens werden an verschiedenen Nutzfahrzeugen der Bundeswehr eingesetzt.

Einen vollständigen Überblick über Rüstungszulieferer zu bekommen, ist kaum möglich, sagen auch Wirtschaftsforscher. Unsere vier ausgewählten Beispiele geben einen Eindruck, wie vielfältig die Unternehmen sind, die nun von den geplanten Milliarden-Investitionen profitieren könnten.