Ungewöhnlicher Bücherschrank am Wald „Wir werden ständig darauf angesprochen“

Analog statt digital: Am Süggelwald jetzt steht ein Serverschrank voller Bücher
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Informationen aus der Nachbarschaft verbreiten sich meistens am schnellsten. Das trifft auch auf den neuen Bücherschrank am Süggelwald in Dortmund-Eving zu. Ein Nutzer lud ein Bild des neuen Schranks in einer sozialen Nachbarschafts-Gruppe hoch. Allerdings vermied der Autor des Posts es, den genauen Standort zu beschreiben. Es war lediglich vom Eingang Süggelwald die Rede.

Nun hat der Süggelwald mehrere Eingänge und auch sonstige Orientierungsmöglichkeiten waren bei einem Ortsbesuch nicht so leicht zu finden. Nach einer langwierigen Suche entlang des kleinen Waldstücks hatte die Redaktion am Ende doch noch Glück.

Serverschrank, Süggelwald, Eving
Ein schönes Detail: Der Begriff „50 Megabyte-Serverschrank“ kommt nicht von ungefähr. © Mathias Gaumann

Der IT-Schrank am Waldrand

Der türkise Schrank steht am Anfang des Süggelwegs, etwa 50 Meter am Parkplatz des Awo-Seniorenheims vorbei. Die Aufmachung des Bücherschranks ist etwas untypisch. Auf den ersten Blick wirkt das Gerät wie ein alter Kühlschrank. Ein Schild auf der Seite klärt auf. Hier steht: „Der 50 Megabyte Serverschrank am Süggelweg.“

Ein alter IT-Schrank also. Das Gerät ist bereits gut gefüllt. Neben Büchern unterschiedlichster Genres lagert hier auch ein kleines Gästebuch. Viele bedanken sich, jemand sucht mehr Horror-Literatur. Andere wünschen viel Spaß beim Lesen.

Flinke Idee am Lagerfeuer

Die Idee zum IT-Bücherschrank entstand bei einem Bier am Feuer, erzählt Ralf Spengler. Er und seine Frau Andrea Reininghaus wohnen in unmittelbarer Nähe zum Serverschrank. Sie sind Teil einer Eigentümergemeinschaft, denen das angrenzende Haus gehört.

„Wir hatten zwar die Idee - gebaut hat den Schrank aber mein Studienfreund Peter Pagel“, stellt Ralf richtig. Peter wohnt ebenfalls im Haus. Zusammen haben sie bei Kleinanzeigen den alten IT-Schrank in Scharnhorst gefunden. Peter hat dann den Rest gemacht.

Die 50 Megabyte Bibliothek

Ein schönes Detail: Der Begriff „50 Megabyte-Serverschrank“ kommt nicht von ungefähr. „Peter hat sich die Mühe gemacht und das Ganze ausgerechnet“, sagt Ralf. Laut Peters Berechnung umfasst die Datenmenge aller Bücher im Schrank 50 Megabyte (MB), vorausgesetzt der Schrank ist komplett gefüllt.

Aber danach sieht es aktuell aus. Ralf Spengler ist zufrieden. Der 56-Jährige hat bis zum Anfang des Jahres in der Jugendhilfe gearbeitet, nun ist er Frührentner. Man sieht ihm an, wie viel Spaß ihm das Projekt gemacht hat.

Das Notizbuch-Feedback

Auch Andrea Reininghaus ist vom Erfolg des IT-Bücherschranks überrascht. „Wir haben den Schrank vor 14 Tagen aufgestellt“, sagt die Osteopathin. Die vielen Grüße im Notizbuch sind für das Ehepaar eine positive Bestätigung ihrer Arbeit.

„Wir werden ständig darauf angesprochen“, sagt Spengler und muss lachen. Auch online ist der Schrank mittlerweile in den gängigen Bücherschrank-Portalen zu finden.

Damit geht’s weiter

Es gibt auch schon Ideen, wie es nun weitergeht. Denn beim Bücherschrank soll es nicht bleiben, erzählt Andrea Reininghaus. Es soll noch eine Sitzbank dazukommen. Der Standort ist ideal, findet auch Ralf Spengler. „Gerade in direkter Nähe zum Seniorenheim und dem angrenzenden Wald wäre ein Platz zum kurzzeitigen Ausruhen perfekt“, sagt Reininghaus.

Das Ehepaar hofft mit dem Schrank auf einen positiven Mehrwert. Lesen hat auch immer mit Bildung zu tun, sind sich beide einig. Nicht alle scheinen diese Ansicht zu teilen.

Ralf Spengler deutet beim Verabschieden auf einen Gegenstand, den Unbekannte auf der anderen Straßenseite in den Straßengraben gestellt haben. Eine kaputte Tischtennis-Platte. „Wir wollen mit unserem Schrank der Gegenpol zu solchen Menschen sein“, sagt Spengler. Dann legt er den Kopf schief. Vielleicht fällt ihm noch etwas ein, was er aus der kaputten Platte basteln kann. Er muss mal Peter fragen.

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