Am Sonntagfrühabend passiert es wieder einmal: Zwei Autos stoßen zusammen, als eines abbiegen will. Beide Fahrzeuge haben erhebliche Schäden am und im Motorraum. Der abbiegende VW-Scirocco ist vorne rechts kaputt, der Peugeot des Geradeausfahrenden vorne über die komplette Fahrzeugbreite. Beide Fahrer erleiden zum Glück nur leichte Verletzungen.
Dortmund-Oestrich, Königshalt, Autobahn-Auffahrt Bodelschwingh. Von Castrop-Rauxel in Richtung Mengede ist südöstlich der Anschlussstelle eine Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde (km/h) erlaubt. Dann folgt die Begrenzung auf 50 km/h. Autofahrer, die in Gegenrichtung nach links auf die A42 abbiegen wollen, brauchen Geduld. Der Grünpfeil, der gefahrloses Abbiegen signalisiert, leuchtet nur kurz. Drei, manchmal vier Autos kommen durch das Zeitfenster.
Auf dem Straßenabschnitt des Königshalts kracht es regelmäßig, auch mit Personenschäden. Das zeigt der interaktive Unfallatlas der statistischen Landesämter. Seit ein paar Tagen ist die aktualisierte Fassung mit Unfalldaten aus dem Jahr 2022 online.
Farben zeigen Unfallhäufigkeit
Der Unfallatlas zeigt exakte Unfallorte als Punkte an, aber auch Linien, für je 250 Meter lange Straßenabschnitte. Unterschiedliche Farben markieren die Unfallhäufigkeit mit Personenschäden. Der Abschnitt auf dem Königshalt zwischen Autobahnanschluss und der Straße Kammerstück ist gelb: vier- bis sechsmal hat es hier in 2022 gekracht.
Auf anderen Straßenabschnitten im Dortmunder Westen war die Unfallhäufigkeit noch größer. Auf dem Bärenbruch in Kirchlinde im Bereich der Kreuzung Hangeneystraße und Auffahrt auf die OWIIIa etwa. Der Abschnitt ist mit sieben bis zehn Unfällen im Jahr 2022 orange markiert.
Orange ist auch die Provinzialstraße im Bereich der Auffahrt auf die A40 in Richtung Essen. Hier kracht es seit Jahren regelmäßig. Im Fokus dabei: eine provisorische Ampel. Kaum weniger unfallträchtig (gelb) ist der wenige hundert Meter südlich liegende Bereich an der Kreuzung Lütgendortmunder Hellweg.

Der Blick auf den Kartenausschnitt für den gesamten Dortmunder Westen zeigt: Es sind vor allem die Hauptverkehrsstraßen, auf denen es zu Unfällen kommt. Besonders unfallträchtig sind die Knotenpunkte mit anderen Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen. Dort fließt der meiste Verkehr – entsprechend hoch ist das Risiko.
Oder es sind die vermeintlichen Nadelöhre, unübersichtliche Straßenabschnitte. In Hangeney verengt sich die Straßenbreite des Bärenbruchs in Richtung Süden. In einer leichten S-Kurve führt die Straße unter der Eisenbahnbrücke durch.
Ein weiteres Nadelöhr ist die Huckarder Straße zwischen Franziusstraße und Huckarde Abzweig: Im Unfallatlas ist sie gelb markiert. Hier führt der enge Straßenquerschnitt in einer S-Kurve über die Stadtbahn-Gleise.
Jede Statistik hat Grenzen in ihrer Aussagekraft. Der Unfallatlas weist die Unfallhäufigkeit aus. Sie ist auch das Kriterium der Polizei, wenn sie eine Straße oder deren Abschnitt als Unfallschwerpunkt bewerten soll. Das zeigen wiederkehrende Anfragen an die Polizei, wenn unsere Redaktion einzelne Unfallorte gefühlt als „häufig“ und damit als besonderen Gefahrenpunkt wahrnimmt.

Beispiel: die Straße Königsheide zwischen Groppenbruch und dem Ortseingang von Lünen-Brambauer. Regelmäßig kracht es hier. Laut Polizei ist die viel befahrene und dazu schmale Landesstraße aber kein Unfallschwerpunkt. Der Unfallatlas bestätigt das. Der Maßstab für die Statistiker ist die Häufung und sagt nichts über die Schwere aus.
Ein Abschnitt auf der Allee nördlich der Halde Groppenbruch ist hellblau markiert. Drei Unfälle weist der Atlas für 2022 aus: jeweils knapp 200 Meter voneinander entfernt, in einem Kurvenbereich. Über alle drei Unfälle hat unsere Redaktion berichtet. In zwei Fällen gab es Todesopfer.