Endspiel um die WM 1966 im Wembley-Stadion zwischen England und Deutschland. Verlängerung. Man schreibt die 101. Minute. Geoff Hurst bekommt den Ball, hämmert drauf, trifft die Unterkante.
Der Ball zischt runter, schlägt vor der Torlinie auf , springt wieder hoch und wird von Wolfgang Weber ins Aus geköpft. Schiedsrichter Dienst befragt seine „Linie“ Behramov und entscheidet zum Entsetzen von Hans Tilkowski im deutschen Gehäuse auf „Tor“!
Fluch und Segen des „Schwarzen Hans“
Das Wembley-Tor wird zum berühmtesten Tor beziehungsweise Nichttor der Fußball-Geschichte. Jede Menge Experten haben sich daran abgearbeitet, Physiker und andere mehr.
Für den „Schwarzen Hans“, wie man den Weltklasse-Keeper vom BVB gern nannte, wurde das Tor zum Segen und zum Fluch. Zwar wurde er auch wegen dieser Fehlentscheidung kein Weltmeister, aber doch einer der berühmtesten Torhüter aller Zeiten. Seine Autobiografie heißt folgerichtig: „Und ewig fällt das Wembley-Tor.“
Höhepunkte einer Dortmunder Ausnahmekarriere
Hans Tilkowski, geboren am 12. Juli 1935, stammte aus Dortmund-Husen und kam über Kaiserau und Westfalia Herne 1963 zum BVB. Am 4. Dezember 1963 stand er in der legendären Elf, die im „größten BVB-Spiel aller Zeiten“ Benfica Lissabon mit 5:0 bezwang. Ab 1964 hütete er wieder das Tor der Nationalelf, aus dem ihn Herberger zur WM 1962 in Chile verbannt hatte. Als erster Torhüter wurde er 1965 Deutschlands Fußballer des Jahres.
Die Karriere Tilkowskis fand ihren Höhepunkt 1966 mit dem Europapokalsieg des BVB und der Vize-Weltmeisterschaft. Als damaliger Rekordtorhüter mit 39 Länderspielen beendete er 1967 im Stadion Rote Erde seine Nationalmannschafts-Karriere.
Videobeweis gegen Widerlichkeiten
Schon zu seiner aktiven Zeit als Fußballer begann Hans Tilkowski, sich für Menschen in Not einzusetzen. Für sein außergewöhnliches Engagement erhielt er unter anderem den Verdienstorden des Landes NRW und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse .
Auf die Torhüter-Leistungen während der aktuellen WM angesprochen, stellt der „Til“ seinen Kollegen ein gutes Zeugnis aus. Nur mit der Strafraumbeherrschung hadert er ein wenig. Zum Videobeweis sagt er pointiert: „Mit dieser Technik hätte jeder sehen können, dass der Ball im Endspiel 1966 nicht drin war.“ Ansonsten sei er der Meinung, dass man mit dem Video-Beweis auch einmal die höchst unsportliche Schauspielerei eines Neymar überprüfen und ihn sanktionieren sollte. „Das ist ja widerlich!“
