Die Stadt Dortmund hat vor über fünf Jahren ein ernstzunehmendes Problem mit der Luftverschmutzung gehabt. Auch auf der Brackeler Straße wurden die festgelegten Stickstoffdioxidgrenzwerte (40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) sind laut EU-Richtlinien erlaubt) empfindlich überschritten.
Deshalb haben das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Dortmund und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) 2020 vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster auf einen Vergleich zur Umsetzung des Luftreinhalteplans Dortmund geeinigt. Für die Brackeler Straße hatte das zur Folge, dass die viel befahrene Straße vor dem Borsigplatz eine etwa ein Kilometer lange Umweltspur bekommen hat, auf der fortan nur noch Elektroautos, Linienbusse und Fahrräder fahren durften.
Anwohner berichten von langen Staus und falscher Nutzung
Ziel der Umweltspur war, dass sich durch die Verengung der Brackeler Straße für Autos mit Verbrennungsmotoren eine Verdrängung - im Idealfall auf andere, umweltfreundlichere Verkehrsmittel einstellt. Dadurch sollten 5.000 Autos am Tag weniger auf der wichtigen Verkehrsachse unterwegs sein.
Fünf Jahre später gibt die Stadt Dortmund auf Nachfrage bekannt: „Die Ziele sind sehr schnell erreicht worden, insofern ist die Verkehrsspur ein Erfolg.“
Dortmunder, die aber tagtäglich auf der Brackeler Straße unterwegs sind, berichten von langen Staus oder davon, dass die Umweltspur vermehrt von Verbrennern benutzt werden sollen.

Reporter zählt Verkehrsverstöße auf der Brackeler Straße
Unser Reporter hat sich von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr am Morgen an die Brackeler Straße in Fahrtrichtung Borsigplatz gestellt und den Verkehr beobachtet. Jedes Auto, dass ohne E-Kennzeichen auf der Umweltspur gefahren ist (ohne erkennbare Ansicht Absicht rechts auf die Lünener Straße oder Im Spähenfelde abzubiegen), wurde dabei als Falschfahrer gezählt.
Das Ergebnis der Stichprobe waren 38 Autos mit Verbrennungsmotoren, die mit erkennbarer Absicht die Umweltspur benutzt haben. Gegen 7.30 Uhr waren dabei noch weniger Verkehrsverstöße zu verzeichnen. Auf der Straße sah man eine volle linke Fahrbahn mit Verbrennern und immer wieder vereinzelt Elektroautos, die die rechte Umweltspur benutzten. Gegen 8 Uhr wurde es dann richtig voll auf der Brackeler Straße und die Verkehrsverstöße mit Verbrennern auf der Umweltspur häuften sich. Viele Autofahrer wollten so dem Stau auf der linken Spur entkommen.
„Man schafft es gar nicht alle Falschfahrer rauszuholen“
Gegen 8.30 Uhr kam ein Streifenwagen der Polizei Dortmund zur Brackeler Straße und fischte innerhalb kurzer Zeit mehrere Umweltspur-Sünder von der Straße. „Man schafft es gar nicht, alle Falschfahrer herauszuholen, weil man sich immer nur um ein Fahrzeug kümmern kann“, sagte der Polizist.
Der Verstoß gegen die Regeln der Umweltspur kostet Falschfahrer 15 Euro. Eine Autofahrerin wurde laut eigener Aussage unberechtigterweise mit einem Verwarnungsgeld bestraft. „Ich wohne in einer Seitenstraße, kurz vor dem Borsigplatz. Irgendwann muss ich auf die rechte Umweltspur, damit ich in meine Straße abbiegen kann. Aber es gibt keinen Hinweis, ab wann ich auf die rechte Spur wechseln darf. Dafür habe ich schonmal zahlen müssen. Da dachte ich nur, ‚boah, das kann ja echt nicht wahr sein‘.“