Ullrich Sierau will in neuer Rolle gegen „Blutkohle“ kämpfen

© Gregor Beushausen

Ullrich Sierau will in neuer Rolle gegen „Blutkohle“ kämpfen

rnRWE und Steag

Ullrich Sierau hat sich bereits als Oberbürgermeister für die sogenannte „Eine Welt Politik“ eingesetzt. Nun hat er angekündigt, dies auch ein „einer anderen Rolle“ tun zu wollen.

Dortmund

, 18.09.2020, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit 2015 hat es sich Sierau in sogenannten „Importkohle-Gesprächen“ mit nicht-staatlichen Organisationen zur Aufgabe gemacht, den Steinkohleabbau in Kolumbien genauer zu beleuchten und anzuprangern: Bauern, die sich weigern, ihr Land für den Tagebau aufzugeben, werden verschleppt und ermordet, Menschenrechte allgemein mit Füßen getreten.

Flussläufe werden durch den Tagebau verändert. Quellen versiegen. Der Wasserhaushalt wird nachhaltig zerstört; Leidtragende sind die Menschen. Weshalb die Umweltorganisation „Urgewald“ bereits vor Jahren den Begriff der „Blutkohle“ geprägt hat. Natürlich weiß Sierau, „dass eine Stadt allein die Ausbeutung eines Landes wie Kolumbien nicht stoppen kann.“

Aber sie kann im Verbund mit zivilgesellschaftlichen Organisationen lokale Bühnen schaffen, auf denen das Thema beharrlich ins Scheinwerferlicht gerückt wird: etwa die „Importkohle-Gespräche“, zu denen Sierau unlängst im Rahmen der Messe „Fair Friends“ Bilanz zog.

Probleme sind in Vorstandsetagen angekommen

Und dabei kann Dortmund eine Sonderrolle für sich in Anspruch nehmen: Nicht allein, weil Sierau und weitere Akteure das Thema seit Jahren auf die Tagesordnung setzen. Die Sonderrolle fällt Dortmund auch deshalb zu, weil die Stadt (mittelbar über DSW21) mit 3,6 Prozent größter kommunaler Anteilseigner an RWE ist - und über DSW21 auch 36 Prozent am Essener Kohleverstromer Steag hält.

Inzwischen sei es gelungen, das Thema in die Vorstände und Aufsichtsräte der Energieunternehmen zu tragen, sagt Sierau. „Das Bewusstsein für Umwelt und Menschenrechte ist da.“ Für Heiko Holtgrave von der „Initiative Dortmund-Kolumbien“ ist das nur folgerichtig: „Kommunal geprägte Unternehmen stehen erst recht in der Pflicht.“

"Kommunal geprägt Unternehmen sind erst recht in der Pflicht", sagt Heiko Holtgrave.

"Kommunal geprägt Unternehmen sind erst recht in der Pflicht", sagt Heiko Holtgrave. © Gregor Beushausen

Mittlerweile haben RWE und nun auch Steag den Import von Steinkohle aus Kolumbien gestoppt. "Wegen der Preise", fügte Sierau vielsagend hinzu. Die Importe sind europäischen Kohlekraftwerks-Betreibern schlicht zu teuer geworden. Zudem betreibt Steag in Kolumbien selber ein Kraftwerk, das mit Steinkohle aus dem dortigen Tagebau befeuert wird.

OB drängt auf den endgültigen Schlussstrich

Einen möglichen Imageschaden vor Augen, hatten RWE und weitere Branchengrößen bereits 2012 die Initiative „Bettercoal“ gegründet. So sollen Standards für die Praxis vor Ort definiert sowie Umweltschutz und nachhaltiges Handeln gefördert werden – beurteilt und überwacht von unabhängigen Gutachtern. RWE will seine Überprüfung von Kohleunternehmen in Kolumbien voraussichtlich 2021 abschließen.

Für Sierau, zugleich Aufsichtsrat bei RWE, einer von vielen richtigen Schritten – wenn auch nicht das Ende der Fahnenstange. „Ich halte es nicht für geboten, weiter Kohle aus Kolumbien zu beziehen“, machte der OB deutlich. Er will einen Schlussstrich - und zwar unabhängig von den Kohlepreisen.

Sierau will Missstände aus "anderer Rolle heraus" bekämpfen

Sowohl RWE als auch Steag seien aufgefordert, ihr Know-How zur Förderung erneuerbarer Energien auch in Südamerika einzusetzen – etwa bei der Windkraft oder der Geothermie. Selbst wenn der Kohleimport aus Kolumbien dauerhaft zum Erliegen kommt, die Schäden an Mensch und Umwelt bleiben.

"Wer bezahlt die Schäden?", fragt Maria Fernanda Herrera von der "Initiative Dortmund-Kolumbien.

"Wer bezahlt die Schäden?", fragt Maria Fernanda Herrera von der "Initiative Dortmund-Kolumbien. © Gregor Beushausen

Und so stellte Maria Fernanda Herrera, ebenfalls Mitglied der „Initiative Dortmund-Kolumbien“, die Frage in den Raum, wer für die Schäden aufkommt. Die Verantwortung der Unternehmen sei auch nach einem endgültigen Stopp der Kohleimporte nicht vorbei. Sierau kündigte an, er werde weiter gegen solche Missstände ankämpfen - „aus einer anderen Rolle heraus.“ Welche Rolle das ist, wollte der OB, der sich seit Langem in der "Eine Welt Politik" engagiert, noch nicht verraten.

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