Deutschlands Hunde sind zu dick: Über 50 Prozent aller Hunde haben laut entsprechenden Studien Übergewicht. Die Folgen sind ebenso schlimm wie bei adipösen Menschen: Übergewicht macht krank. Arthrose, Diabetes, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme und eine kürzere Lebenserwartung können die Folgen sein.
Diese Auswirkungen sind es, die Hundebesitzer in Dortmund dazu bringen, bei Michael Kulig anzurufen: Er ist zertifizierter Tierernährungsberater für Hunde und Katzen. „Die meisten Besitzer melden sich erst dann, wenn Probleme auftreten.“ Zum Beispiel, wenn der Tierarzt eine Krankheit diagnostiziert hat und zur Gewichtsreduktion rät. Oder wenn im Alltag auffalle: „Der Hund wird lahmer, möchte weniger raus, hat keinen Spaß mehr an Bewegung.“
6 Tipps, wie Hunde abnehmen können
Ernährung und Bewegung sind die beiden entscheidenden Faktoren, wenn das Haustier abnehmen soll. Michael Kulig gibt sechs praxisnahe Tipps, damit das Abspecken kontrolliert und langfristig erfolgreich sein kann.
1. Nicht nach Gefühl füttern
Bevor man die Ernährung umstellt, sollte es einen klaren Plan geben. Was ist das Idealgewicht des Hundes, wie groß ist das Übergewicht, was ist die passende Futtermenge? Wer dabei Beratung benötigt, kann sich an seinen Tierarzt oder einen Tier-Ernährungsberater wenden. Im Internet kann man sich unter dem Begriff „Body Condition Score“ informieren, wie ein Hund mit Idealgewicht aussehen sollte. Wichtig: Die Futtermenge an das Zielgewicht anpassen, nicht an das Übergewicht.
Steht fest, wie viel gefüttert werden sollte, ist Disziplin gefragt: „Das Futter konsequent abwiegen, nicht nach Gefühl füttern“, sagt Michael Kulig.
2. Leckerlis und Co. minimieren
Leckerlis und Co. sind eine Kalorienfalle: Michael Kulig rät dazu, diese möglichst wenig zu füttern. Ein Problem sei, dass vielen Hundehaltern gar nicht bewusst sei, welche Mengen nebenher zustande kommen. Für einen Aha-Effekt sorge bei seinen Kunden Folgendes: „Man stellt eine Schüssel auf und legt eine Woche lang alles an Leckerlis und was man sonst nebenher füttern würde, hinein. Fast alle Tierhalter sind am Ende der Woche sehr überrascht, welche Mengen dabei zusammenkommen.“
Will man trotzdem Leckerlis geben, nötig ist das für eine gesunde Ernährung nicht, sollte man diese rationieren und bei der Gesamt-Futtermenge berücksichtigen. „Pro Woche stellt man sich eine Schüssel mit der eingeplanten Anzahl Leckerlis hin - ist diese leer, gibt es nichts mehr.“
Bei allen Absprachen zum Füttern sei wichtig, die Regeln klar mit allen Familienmitgliedern zu besprechen. Die Abnahme gelingt nur, wenn sich alle an die Regeln halten und nicht „doppelt“ gefüttert wird.
3. Kein Essen vom Tisch
Ein großes Problem sei das Füttern vom Tisch. „Am besten gibt man gar nichts“, rät Michael Kulig. Zum einen sei das Essen von Nährwerten und Menge schlecht einzuschätzen. „Zum anderen sind viele Lebensmittel, die wir essen, für den Hund nicht gut.“
Dieser Punkt falle vielen Menschen schwer: „In den meisten Fällen sind Hunde richtige Familienmitglieder, denen man etwas Gutes tun will.“ Zudem neige man dazu, das Tier beim Fressverhalten zu vermenschlichen. Hinzu komme der berühmte „Bettel-Blick“, wenn einen der knuffige Vierbeiner mit großen Augen anschaue. Man muss sich aber bewusst machen: „Dem Hund fehlt nichts, wenn er nichts vom Tisch bekommt, es ist nur eine Gewohnheit.“

4. Regelmäßige Bewegung
Regelmäßige Bewegung ist der Schlüssel, um Gewicht zu verlieren und es auch zu halten: „Aber nicht von null auf hundert, lieber moderat steigern“, sagt Michael Kulig. Bei übergewichtigen Hunden rät er zu gelenkschonender Bewegung - also keine Sprünge etc. einfordern. „Lieber mehrere kleinere Spaziergänge als einen sehr langen.“
Wichtig sei zudem, sich aktiv mit dem Hund zu beschäftigen und ihn bewusst wahrzunehmen. „Ich sehe oft Hundebesitzer, die mehr aufs Smartphone schauen als zum Hund.“ Dabei sei es wichtig, sein Tier bewusst in den Blick zu nehmen, um Veränderungen beim Gangbild einschätzen zu können und vergleichen zu können, ob er sich eher viel oder wenig bewegt.
Wer in Gegenden unterwegs ist, in denen der Hund angeleint sein muss, kann eventuell eine Schleppleine mit Hundegeschirr nutzen, um für einen größeren Bewegungsradius zu sorgen. Ansonsten rät Michael Kulig zum Besuch von Hundewiesen.
5. Bewegungsanreize schaffen
Wenn ein Hund Übergewicht hat, kann es durchaus sein, dass er wenig Lust auf Bewegung hat: „Dann kann man versuchen, Bewegungsanreize zu schaffen. Ein Beispiel: Man kann die Tagesration Futter im Garten verstecken. Der Hund muss dann aktiv danach suchen. Das Erarbeiten von Futter entspricht dem natürlichen Verhalten - in freier Natur bekommt ein Hund keinen vollen Napf hingestellt.“
Eine Idee für ein weiteres einfaches Futtersuchspiel, für das man nur drei Blumentöpfe mit einem Loch an der Unterseite benötigt: Die Töpfe mit der Unterseite nach oben hinstellen, unter einem Futter verstecken. Der Hund muss zu allen hinlaufen und sein Futter erschnüffeln.
Auch Dummyspiele - bei denen der Dummy weggeworfen und dann apportiert wird - können Spaß an der Bewegung wecken.
6. Gewicht regelmäßig kontrollieren
Der letzte Tipp ist so einfach wie effektiv: „Das Gewicht regelmäßig kontrollieren. Ein Kilo mehr oder weniger sieht kein Hundehalter. Zudem sind wir daran gewöhnt, übergewichtige Hunde zu sehen und schätzen das Gewicht daher falsch ein. Wer sein Tier regelmäßig wiegt, behält den Überblick.“