
© Oliver Volmerich
Turm der Petrikirche bleibt vorerst eine Baustelle
Kirche am Westenhellweg
Seit zwei Jahren wird der Petrikirchturm am Westenhellweg saniert. Die Hoffnung, die Gerüste bis zum Kirchentag Mitte Juni abbauen zu können, sind nicht mehr allzu groß.
Ganz oben in ganz 40 Metern Höhe lässt sich schon erahnen, wie der Petrikirchturm bald aussehen wird. Dort ist die Turmfassade frisch verschlämmt worden. Das heißt, dass auf der Sandsteinmauer ein sandfarbener Kalkschlamm aufgebracht ist, der eine völlig neue Optik beschert.
Die schon vor fast drei Jahre in Rücksprache mit den städtischen Denkmalpflegern getroffene Entscheidung für eine neue Außenhaut haben sich die Experten nicht leicht gemacht. Doch allein in den vergangenen gut 50 Jahren musste der Turm bereits viermal saniert werden – zuletzt 2001.
Schutz vor der Witterung
Deshalb sollte nun eine längerfristige Lösung her, mit der man „etwa 30 Jahre Ruhe hat“, erklärt Susanne Kideys, Architektin des evangelischen Kirchenkreises. „Wir brauchen eine Schutzschicht, um den Sandstein vor der Witterung zu schützen.“
Dafür nimmt man in Kauf, dass sich das Erscheinungsbild des Turmes auch im Kontrast zum Kirchenschiff verändert. Wie die ersten verschlämmten Flächen zeigen, sind die einzelnen Steinflächen unter dem Kalkschlamm immerhin noch zu erahnen.

Bauleiter Thomas Ritter zeigt, wie die „verschlämmte“ Fassade des Petrikirchturms künftig aussehen wird. © Oliver Volmerich
Bislang ist auch nur ein kleiner Teil des Turms „verschlämmt“. Auf den Gerüstetagen darunter wird noch eifrig am Mauerwerk gearbeitet, werden Fugen verfüllt. Die Arbeiten sind weit umfangreicher als ursprünglich geplant.
Inzwischen ist sogar unsicher, ob das Ziel, das Gerüst bis zum Evangelischen Kirchentag Mitte Juni abbauen zu können, zu erreichen ist. Aktuelles Zeitziel sei Ende Mai, verkündet Susanne Kideys.

An vielen Stellen des Turms laufen zurzeit Fugenarbeiten. © Oliver Volmerich
Doch dafür muss vor allem das Wetter mitspielen. Zum Verschlämmen muss es über längere Zeit trocken und wärmer als 10 Grad sein. Welche Folgen es hat, wenn Feuchtigkeit eindringt, ist an der Südseite des Turms zu sehen. Hier ist die Kalkschlamm-Oberfläche viel zu hell geworden und muss noch einmal überarbeitet werden.

Der Unterschied zwischen alten und neuen Steinen ist gut zu erkennen. © Oliver Volmerich
Der Einfluss des Wetters ist nur einer der Gründe, warum sich die Arbeiten am Petrikirchturm verzögert haben. Ursprünglich sollte die Turmsanierung im Herbst 2017 abgeschlossen sein, dann war von Frühjahr 2018 die Rede. Doch die Schäden an der Sandsteinfassade waren deutlich größer als befürchtet.
Mehr als 1000 Steine ausgetauscht
„Der Stein war sehr stark verwittert. So einen schlechten Zustand des Ruhrsandsteins auf so großer Fläche habe ich noch nie gesehen“, berichtet Architekt Thomas Ritter, der die Bauleitung bei der Sanierung hat. Die Folge: Viele Stein mussten komplett ausgetauscht werden. „Mehr als 1000 Stück“, schätzt Susanne Kideys.

Mehr als 1000 Sandstein-Elemente mussten ausgetauscht werden. Einen vergleichsweise kleinen Baustein zeigt hier Bauleiter Thomas Ritter. © Oliver Volmerich
An vielen Stellen des Turms findet sich so ein Mosaik aus alten und neuen Steinen. Die neuen Steine sind nicht nur wegen ihrer glatten Oberfläche gut zu erkennen, sondern auch, weil der gelieferte Ruhrsandstein eine andere natürliche Färbung hat.
„Er ist etwas gräulicher“, erklärt Karl-Magnus von Nathusius, Polier der beauftragten Steinmetzfirma Bauer-Bornemann aus Bamberg. Aber das wird später unter der Schlämmschicht nicht mehr zu erkennen sein.

Zwei der kunstvollen Maßwerke am Petrikirchturm wurden komplett erneuert, wie Polier Karl-Magnus von Nathusius zeigt. © Oliver Volmerich
Der Austausch von Steinen ist inzwischen zu 98 Prozent abgeschlossen, schätzt von Nathusius. Komplett fertig sind zwei Maßwerke, Schmuckelemente in der Turmfassade, die komplett erneuert wurden. Allein sie haben zusammen 70.000 Euro gekostet.
Kosten auf 1,2 Millionen Euro gestiegen
Die Gesamtkosten für die Turmsanierung sind von rund 900.000 Euro auf knapp 1,2 Millionen Euro gestiegen, die der Evangelische Kirchenkreis tragen muss.
Ob das Geld gut angelegt ist und wie der „verschlämmte“ Kirchturm künftig komplett aussieht, wird sich wahrscheinlich erst nach dem Kirchentag zeigen, wenn die Hüllen gefallen und das Gerüst abgebaut ist.
Eine der historischen City-Kirchen
- Die Petrikirche ist eine von vier historischen City-Kirchen in Dortmund. Sie entstand zwischen 1319 und 1353.
- Mit der 1570 in Dortmund durchgesetzten Reformation wurde die Petrikirche wie St. Reinoldi und St. Marien evangelisch.
- Im Zweiten Weltkrieg wurde die Petrikirche schwer zerstört. Der Wiederaufbau wurde erst 1981 mit dem Aufsetzen des Turmhelms abgeschlossen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
