Acht Jahre nach dem Beginn der Diskussion ist jetzt beschlossen, dass eine Straße in der Dortmunder Nordstadt umbenannt wird. Bereits im September 2014 hat das Stadtarchiv vorgeschlagen, den politisch belasteten bisherigen Namenspaten loszuwerden.
„Wir sind sehr froh nach der Nettelbeckstraße nun auch die Speestraße umbenennen zu können“, sagt Hannah Rosenbaum, Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt. Am Mittwoch (30.11.) hat die Bezirksvertretung (BV) für die Umbenennung in Dr.-Safiye-Ali-Straße gestimmt. Die Straße verbindet am Hafen den Sunderweg und die Mallinckrodtstraße.
Maximilian von Spee (1861 bis 1914) war ein Offizier der Kaiserlichen Marine, der zweifelhaften Ruhm sammelte und in der NS-Zeit verehrt wurde. Hannah Rosenbaum überschreibt ihre Pressemitteilung zum Thema mit dem Titel „Kein Platz für Kolonialisten und Nazi-Heldenfiguren in der Nordstadt“.
„Mit der neuen Namensgeberin Dr. Safiye Ali wurde eine herausragende Persönlichkeit gefunden“, findet Rosenbaum. Die türkische Ärztin (1894 bis 1952) gilt laut Stadt Dortmund in der Türkei als Wegbereiterin für Frauen in der Medizin. Ab 1929 praktizierte sie mit einer Unterbrechung in Dortmund, wo sie 1952 starb und auf dem Hauptfriedhof beigesetzt wurde.
Preis für Kindermedizin
70 Jahre nach ihrem Tod hat der Verwaltungsvorstand am 8. November angekündigt, Alis Verdienste als Medizinerin, Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin zu würdigen. Die Stadtspitze schlägt vor, zum ehrenden Gedenken einen nach ihr benannten Preis für Kindermedizin und -gesundheit zu vergeben. Der Rat der Stadt soll in seiner Dezember-Sitzung darüber entscheiden.
„Auch bei dem Beteiligungsprozess zur Umbenennung der Nettelbeckstraße geht es voran“, sagt Marko Unterauer, Sprecher der Grünen, die in der Nordstadt-BV die meisten Sitze haben. Für diesen Standort sollen Namensvorschläge entwickelt werden, über die Bewohnerinnen und Bewohner dann abstimmen können.
Kapitän mit Sklavenhandel
„Wir hoffen, dass wir auch hier sehr bald den hoch problematischen Namenspatron durch einen geeigneteren Vorschlag ersetzen können“, so Unterauer. Seefahrer Joachim Nettelbeck (1738 bis 1824) ist als Kapitän am Sklavenhandel beteiligt gewesen. Die nach ihm bezeichnete Wohnstraße befindet sich zwischen Sunderweg und Treibstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Ihren alten Namen trägt nach der Umsetzung der aktuellen Beschlüsse aus der Liste von 2014 nur noch die Wagenfeldstraße zwischen Westfalenpark und Märkischer Straße.
Karl Wagenfeld (1869 bis 1939) hat laut Stadt Dortmund als Lehrer, Dichter und Schriftsteller NS-Ideologie propagiert. Die BV Innenstadt-Ost hat im Jahr 2014 aber beschlossen, dass nicht er als Namensgeber zu nennen sei. Stattdessen beziehe man sich auf Wilhelm Wagenfeld (1900 bis 1990), „Pionier des Industriedesigns“.
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