Aus Sicht von US-Präsident Donald Trump war es ein „Liberation Day“, ein Tag der Befreiung, als er am späten Mittwochabend (2.4.) deutscher Zeit umfangreiche Handelszölle ankündigte. Die Börsen reagierten mit einem deutlichen Kurseinbruch. Am Montag (4.4.) hat China mit Gegenzöllen reagiert und damit für weitere Kursrutsche gesorgt - auch Montag (7.4) sank der Dax um über 4 Prozent. Worauf Anleger nun achten sollten, erklärt der unabhängige Dortmunder Vermögensberater Boris Fahle.
„Am wichtigsten ist erstmal, Ruhe zu bewahren und keine Kurzschlussentscheidungen zu treffen.“ Das könne besonders für viele neue und möglicherweise junge Anleger und Anlegerinnen, die noch keine Krisen erlebt haben, schwierig sein. „Viele Neulinge haben ja in den vergangenen Jahren in den MSCI-World-Index investiert. Da sind viele US-Aktien drin, die nun fallen. Man muss beim langfristigen Investieren aussitzen können, auch mal Buchwerte zu verlieren.“
Die zurückliegenden zwei Börsenjahre seien von starkem Wachstum durch die „Glorreichen Sieben“ (Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla) geprägt gewesen. Diese Aktien korrigieren ihren Kurs jetzt nach unten. „Wir haben da aber dennoch keinen Ausverkauf, sondern nehmen eher nur etwas Luft raus“, sagt Boris Fahle.
„Kurze Beine“
Aber warum drücken Zölle überhaupt die Börsenkurse? „Durch Zölle werden Produkte, die importiert werden, teurer. Dadurch sinken bei den Exporteuren in der Regel die Absätze“, erklärt Boris Fahle. Hinzu kommen weitere negative Effekte wie eine steigende Inflation und gegebenenfalls als Reaktion darauf steigende Zinsen. Und auch die Unsicherheit, die das teils widersprüchliche Verhalten des US-Präsidenten erzeugt, sei nicht gut für die Märkte.
Mittelfristig könnten die aktuellen Einbrüche sich jedoch bereits wieder umkehren, meint Boris Fahle. „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Das liege daran, dass sich Märkte und Unternehmen an die neuen Rahmenbedingungen (z.B. Zölle) anpassen. Wichtig sei jedoch, dass kein ausgewachsener Handelskrieg entbrennt.
Dortmunder Aktien
Auch die meisten Dortmunder Unternehmen, die an der Börse notieren, haben den Rücksetzer zu spüren bekommen. Der Kurs von Adesso ist um 6,5 Prozent gefallen. Thyssenkrupp Nucera steht zu dieser Zeit bei rund minus 1,46 Prozent und Elmos (das mittlerweile seinen formellen Hauptsitz in Leverkusen hat) bei rund minus 1,9 Prozent. (Stand: 7.4, 13 Uhr)
Diese Unternehmen sind gemessen an der Weltwirtschaft eher klein. Solche „Small Caps“ fallen in turbulenten Marktphasen tendenziell stärker, erklärt Boris Fahle. Bei Adesso komme hinzu, dass die Aktie seit November stark gestiegen sei. „Da könnten jetzt also auch Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen.“
Möglicher Bärenmarkt
Dreht sich mit den Zöllen nun auch der langfristige Markttrend? „Die kurzfristige Tendenz in den USA sieht durchaus danach aus, dass wir in den USA in eine Rezession hinlaufen und in einen Bärenmarkt abdrehen.“ Aber auch eine Konsolidierung auf relativ hohen Niveau ist noch möglich.
Wer einen langfristigen Anlagehorizont und eine entsprechende Risikobereitschaft habe, könne die Abwertung auch nutzen, um nachzuinvestieren. „Viele Analysten bevorzugen aktuell allerdings Europa gegenüber den USA“, ergänzt Boris Fahle. Wichtig sei in jedem Fall, sich unabhängig und professionell beraten zu lassen.
Vergleichsweise unbeeindruckt durch turbulente Börsentage kommt übrigens die BVB-Aktie. Sie steht am Freitagnachmittag bei fast unveränderten -0,3 Prozent - hat allerdings über die vergangenen Monate ohnehin ordentlich Federn gelassen. Das liegt jedoch wohl weniger daran, was im Weißen Haus passiert, als im Signal Iduna Park.