
© Stadtarchiv Dortmund
Trümmerwüste Dortmund: Karte zeigt, wie stark die Stadt 1945 zerstört war
Immense Kriegszerstörungen
Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war Dortmund eine einzige Trümmerwüste. Sogar ein Wiederaufbau der Stadt an anderer Stelle stand im Raum. Eine Karte zeigt das Ausmaß der Zerstörungen.
Der 15. April 1945 ist ein Sonntag. Trotzdem erscheinen am frühen Morgen - zwei Tage nach der endgültigen Befreiung Dortmunds - zehn Beamte der Stadt zum Dienst in ihren provisorischen Büros im Stadthaus, allen voran der kommissarische Oberbürgermeister Dr. Hermann Ostrop.
Es gilt, den Anfang in Chaos und Trümmern einigermaßen zu organisieren. Mit einem Lautsprecherwagen, den die Engländer zur Verfügung stellen, werden zusätzlich zu den schriftlichen Aushängen die offiziellen Verlautbarungen bekannt gemacht, wird über Ausgehverbot oder die Lage von Wasser-Entnahmestellen informiert und vor Plünderungen gewarnt.
Ein wichtiges Thema ist die Bestattung vieler hundert Leichen, die noch in den Trümmern, in ausgebrannten Häusern und auch in den Baracken der Ausländerlager liegen. Daneben stehen Versorgungsprobleme, Trümmerräumung und die fortlaufenden Plünderungen auf der Tagesordnung der Besprechungen mit der Militärregierung. Die gibt es nun täglich.
93 Prozent des Stadtzentrums sind zerstört
Nach mehr als 100 Luftangriffen, darunter acht Großangriffen, liegt Dortmund in Trümmern. Auf 7000 wird die Zahl der Todesopfer durch den Bombenkrieg in Dortmund geschätzt. Das Stadtzentrum ist zu mehr als 93 Prozent zerstört.
„Am Ende des Krieges glich Dortmund einem rauchenden Trümmerhaufen“, beschreibt die damalige Stadtarchivarin Luise von Winterfeld das Bild, das Dortmund beim Einmarsch der Alliierten am 13. April 1945 bietet. „Die Mehrzahl der Einwohner hatte Heim und Habe verloren und lebte hungrig und frierend in elenden Notquartieren.“
So zerstört war Dortmund 1945
Etwa 325.000 Menschen sind bei Kriegsende noch in der früheren Halbmillionen-Stadt. „Engländer und Amerikaner, mit denen ich in der ersten Zeit zusammenkam, waren erschüttert von den Auswirkungen des Luftkrieges. Sie erklärten, dass sie sich die Auswirkungen nicht so vorgestellt hätten“, berichtet auch Dr. Hermann Ostrop.
Karte: Die Kriegszerstörungen in Dortmund bei Kriegsende 1945
(gelb: leichter Schaden; blau: mittlerer Schaden; rot: totaler Schaden; Zoomen Sie in die Karte hinein, um die Schäden in Ihrer Nachbarschaft zu sehen)
Quelle: Katasteramt Dortmund (durch die Übertragung von Papier auf die digitale Form gab es leichte Verzerrungen) / Programmierung: Felix Ebert
Fast 70 Prozent der Wohnungen sind unbewohnbar
Erst langsam beginnt man zu erfassen, wie gewaltig das Ausmaß der Zerstörung ist. Auf 10 Millionen Kubikmeter - Gewerbe- und Industrieflächen nicht mitgezählt - werden die Schuttmassen im gesamten Stadtgebiet geschätzt. Dortmund kann den traurigen Rekord für sich in Anspruch nehmen, mit 19,2 Kubikmetern Trümmermenge pro Einwohner die am schlimmsten zerstörte Stadt des Ruhrgebiets zu sein und deutschlandweit die größten Trümmermassen aufzuweisen.
Fast 70 Prozent der Wohnungen gelten als unbewohnbar. Die Straßen sind nicht nur mit Trümmern bedeckt, sondern auch mit mehr als 11.000 Bombenkratern übersät. Die Kanalisation ist ebenso schwer getroffen wie die Gas- und Wasserversorgung.
Engländer überlegten, Dortmund zu verlegen
Unter dem Eindruck der gewaltigen Zerstörung wird von den Engländern wie auch von einheimischen Bauexperten sogar überlegt, die Innenstadt an anderer Stelle neu aufzubauen. Ein Vorschlag, dem Ostrop heftig widerspricht. Am Ende gibt wohl den Ausschlag, dass unterirdische Versorgungsleitungen wie Kanäle, Gas- und Wasserleitungen für den Wiederaufbau genutzt werden konnten.
Tatsächlich dauerte es Jahre, die Trümmer zu beseitigen. Etwa ein Drittel war bis Ende 1950 geschafft. Denn die Dortmunder hatten noch ganz andere Sorgen, mussten ihr Überleben in den Trümmern sichern. Lebensmittel und Brennmaterial waren knapp. Hunger und Not waren zeitweise größer als während des Krieges. Bis zum Wiederaufbau und zum Wirtschaftswunder der 50er-Jahre war es noch ein weiter Weg.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.

Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
