Obwohl es in der vergangenen Woche in Dortmund häufig unter 0 Grad kalt war, wird in Dortmund immer noch deutlich weniger Gas verbraucht als ein Jahr zuvor. Ein Experte der Technischen Universität sieht darin ein wichtiges Zeichen.
23 Prozent weniger Gas haben die Dortmunder und Dortmunderinnen in der bisherigen Heizperiode verbraucht, also seit Anfang Oktober. Das zeigt das Gas-Barometer unter dortmundmachts.de. 20 Prozent sind das dort ausgegebene Ziel.
Insgesamt lasse sich feststellen, so der Dortmunder Versorger DEW21 auf Nachfrage, „dass die Spar-Appelle Wirkung zeigen und die Dortmunder und Dortmunderinnen sparsamer mit Erdgas umgehen“.
Sparsamkeit weiter wichtig
Auch die bundesweiten Gasspeicherstände sind hoch. Zu 86 Prozent sind die Gasspeicher laut DEW21 gefüllt. Auch die Bundesnetzagentur bewertet die Gasversorgung aktuell als stabil - sogar als weniger angespannt als zu Beginn des Winters.
„Das ist allerdings kein Grund, sich zurückzulehnen“, betont DEW21: „Ein sparsamer Gasverbrauch bleibt weiterhin wichtig, denn der Winter ist noch nicht vorbei.“
Schnell neue Wege aufgebaut
Professor Christian Rehtanz von der TU Dortmund bewertet die aktuelle Lage positiv. „Wenn nicht der eisigste Februar aller Zeiten kommt, sind wir, was eine wirkliche Mangellage angeht, wohl über den Berg“, so der Professor für Energiewirtschaft und Energiesysteme.
Seiner Analyse nach gibt es zwei Gründe für die guten Füllstände der Gasspeicher: neue Liefer-Infrastruktur und die Temperaturen. „Wir sind relativ schnell bei neuen Lieferungen weit gekommen“, so Rehtanz. Insbesondere der Aufbau von Kapazitäten zum Import von Flüssiggas zum Beispiel aus den USA sei schnell gelungen.
Hinzu komme, dass der Winter bisher nicht so kalt war wie in vergangenen Jahren. „Das zusammen bedeutet, dass die Gasspeicher sich aktuell nicht so schnell leeren, wie gedacht.“
Kritische Prognose
Tatsächlich zeigt auch die Gasspar-Website dortmundmachts.de, dass der Januar im Vergleich zum vorherigen Jahr um bisher durchschnittlich 2 Grad wärmer war - trotz des Kälteeinbruchs in der vergangenen Woche.
Die Bundesnetzagentur bewertet die Temperaturprognose für die kommende Woche indes als kritisch. Es sei zu erwarten, dass die Temperatur unter der des vorherigen Jahres liege. Das könnte eine Steigerung im Verbrauch bedeuten.
Der Dezember war zum Beispiel durchschnittlich ein Grad kälter als im Vorjahr: Wenn man nur diesen Monat betrachtet, hat Dortmund nur 8 Prozent weniger Gas verbraucht als im selben Zeitraum 2021. Das 20-Prozent-Ziel wurde also verfehlt.
Verbraucherpreis sinkt nicht
Es gilt weiterhin, Gas zu sparen - auch weil der Preis für Verbraucher hoch ist. Zwar seien die extremen Preisspitzen am Stromgroßmarkt mittlerweile Vergangenheit, so Professor Christian Rehtanz. Bis das bei den Endkunden und -kundinnen ankomme, dauere es aber.
Auch DEW21 erklärt, durch den langfristigen Einkauf von Energie, entstehe für Kunden und Kundinnen ein Durchschnittseffekt: „Preisspitzen nach oben wie nach unten werden gedämpft.“
Teurer als vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine wird Erdgas auch langfristig bleiben, erklärt Professor Christian Rehtanz: „Wir haben aus Russland sehr günstig Gas über Pipelines bekommen. Alternativen wie Flüssiggas sind da teurer.“
Christian Rehtanz ist Professor an der Technischen Universität in Dortmund. Dort ist er Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft. Als RN-Experte beurteilt und kommentiert er für uns aktuelle Entwicklungen rund ums Thema Energie.
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