Situation um Trinkerszene Wie sicher ist der Friedrich-Ebert-Platz, Herr Spangenberg?

Trinkerszene am Friedrich-Ebert-Platz: „Das ist nicht nur euer Platz“
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Der Friedrich-Ebert-Platz im Herzen der Hörder City ist von den Grundvoraussetzungen ein Ort, der zum Verweilen einlädt. Unter den hochgewachsenen Bäumen bieten sich gleich mehrere Sitzmöglichkeiten, dazu gesellen sich mit dem Bücherschrank und dem Trampolin zwei weitere besondere Angebote. Und auch Veranstaltungen, wie zuletzt der Mittelaltermarkt im Rahmen des Erntemarkts, werden dort umgesetzt. An einem sonnigen Tag lässt es sich dort an sich wunderbar aushalten.

Und doch hat der Friedrich-Ebert-Platz einen höchst umstrittenen Ruf. Es geht um die Trinkerszene, die sich dort in den letzten Jahren vermehrt trifft. Unter einem unserer Artikel, in dem es um die Hörder Innenstadt geht, schreibt beispielsweise ein User auf Facebook: „Wie oft wollte ich mich da schon gern mal in die Sonne setzen, doch jeden verdammten Tag ist der komplette Platz, das heißt alle Bänke, von der Alkoholiker-Clique besetzt. Nervt richtig.“ In eine ähnliche Richtung gehen andere Kommentare.

Auch in der Hörder Bezirksvertretung (BV) war der Friedrich-Ebert-Platz zuletzt Thema. Ein Anwohner hatte eine Eingabe an die BV verfasst und darin geschrieben, dass seine ältere Tochter kürzlich das erste Mal gesagt habe, dass sie Angst hat, alleine an den dort anwesenden Leuten vorbeizulaufen. „Die Kinder wurden mehrfach von volltrunkenen Anwesenden angesprochen.“ Die Situation vor Ort beschäftigt die Hörder – unterdessen schreiben mehrere User bei Facebook, dass die Leute dort eigentlich „harmlos“ seien. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert, oder kann man sich weiterhin unbesorgt dort aufhalten?

„Menschen, die in Hörde wohnen“

Ulrich Spangenberg, Geschäftsführer der Bezirksvertretung in Hörde, ordnet die Situation ein. Dass es die Trinkerszene dort gibt, so Spangenberg, ist schon seit vielen Jahren bekannt. „Es sind Menschen, die in Hörde wohnen, und auch unweit des Friedrich-Ebert-Platzes preiswerten Wohnraum bewohnen. Und diese Menschen halten sich eben in Hörde auf und sie trinken auch in Hörde.“ Dazu habe sich ein gewisses Angebot in Form von Kiosken unmittelbar um die Ecke etabliert. Tatenlos sehe allerdings niemand zu, betont Spangenberg. Seit Jahren bereits versuche man, die Trinkerszene am Friedrich-Ebert-Platz zu beeinflussen.

Der Friedrich-Ebert-Platz mit Trampolin, Bücherschrank und Bänken
Der Bücherschrank, das Trampolin (l.) und die Bänke laden zum Verweilen am Friedrich-Ebert-Platz in Hörde ein. © Staab

Spätestens seitdem der Platz renoviert wurde und es auch Spielangebote für Kinder gebe, sei die „Szene“ vor Ort aber deutlich wahrnehmbarer. „Gerade in den Sommermonaten ist es aber für Anwohnerinnen und Anwohner ein Riesenproblem. Das verstehe ich sehr gut. Da gibt es Häuser, die ihre Balkone Richtung Ebert-Platz haben und wenn diese Menschen dann im Laufe des fortschreitenden Abends immer weiter alkoholisiert immer lauter reden, ist das immer störender, das liegt auf der Hand“, erklärt der Geschäftsführer der Hörder Bezirksvertretung.

Verschiedene Ansätze

Ansätze, um die Situation vor Ort für die Allgemeinheit angenehmer zu gestalten, gebe es mehrere. Eine Idee, die schon in Zusammenarbeit mit der damals noch tätigen Hörder Stadtteilagentur versucht wurde umzusetzen, war, den Platz deutlich häufiger zu bespielen. Heißt: mehr Veranstaltungen auf dem Friedrich-Ebert-Platz. „An den Veranstaltungstagen haben diese Menschen dort keinen Platz mehr, dann sind die auch nicht mehr da. Und wir versuchen damit zu sagen: Dieser Platz ist nicht nur für euch da, es gibt auch noch ein paar andere, die da Interesse dran haben.“

Wie erwähnt, wurde erst jüngst der Mittelaltermarkt im Rahmen des Erntemarktes dort veranstaltet. Trotzdem, so Spangenberg, sei das Problem damit natürlich längst nicht gelöst.

„Nicht immer angenehm“

Darüber hinaus sei man in ständigem Austausch mit dem Ordnungsamt und auch dem sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes, um beispielsweise Angebote für Wohnungslose vor Ort machen zu können. Seit nunmehr 15 Jahren arbeite man daran. „Der zuständige Bezirksbeamte, wenn der im Dienst ist, ist jeden Tag am Friedrich-Ebert-Platz. Also das, was wir so machen können, das machen wir auch. Wir unterstützen alle Maßnahmen“, unterstreicht Spangenberg. Einfach verdrängen könne man die Menschen nicht.

Eine konkrete Bedrohungslage sieht Spangenberg indes nicht am Friedrich-Ebert-Platz. „Es ist nicht immer angenehm da, da gebe ich allen recht. Aber dass ich jetzt jemandem sagen würde, du musst Angst haben, an den Bücherschrank zu gehen, das sehe ich überhaupt nicht. Es ist friedlich.“ Der Bücherschrank sei außerdem ebenfalls ein Stilmittel gewesen, um andere Menschen an den Platz zu bekommen und der Trinkerszene deutlich zu machen: „Das ist nicht nur euer Platz.“

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