Wo sich sonst Menschen im Sportzeug zum Kicken treffen, kamen am Donnerstag (29.12.) über 100 meist in Schwarz gekleidete Trauergäste zusammen: im Stadion von Alemannia Scharnhorst am Holzgraben. Sie alle nahmen Abschied von einem, der dem Dortmunder Fußball und auch dem Verein in Alt-Scharnhorst zeitlebens nahegestanden hat: Marc „Harry“ Gläß. Er war, wie berichtet, am 18. Dezember an Lungenkrebs gestorben. Er wurde nur 50 Jahre alt. „Wir haben der Familie unsere Sportanlage als Ort für die Trauerfeier angeboten“, sagt der Alemannia-Geschäftsführer Thomas Weiser, „da haben wir doch wenigstens genug Platz.“
Und alle, die sich zu ihrem ehemaligen Weggefährten äußerten, waren sich einig: Marc Gläß, den alle nur „Harry“ nannten, war ein ausgesprochen liebenswürdiger, freundlicher und hilfsbereiter Zeitgenosse, mit dem man nur sehr schwer Ärger bekommen konnte. Treu und ehrlich sei er gewesen, sagt beispielsweise seine Ehefrau Xenia Gläß (37). Erst vor zwei Jahren - aber noch vor dem Ausbruch seiner schweren Krankheit - haben die beiden geheiratet, waren aber schon vorher 16 Jahre lang ein Paar. Kinder haben sie keine.

Einer, der „Harry“ schon von Kindesbeinen an kennt, ist Mario Niedzialkowski (51). „Ich habe früher an der Droote gewohnt“, sagt er, „und Harry an der Stresemannstraße. Wir haben als Jugendliche viel Zeit im Partykeller der Familie Gläß verbracht.“ Dabei habe er auch die gesamte Familie des jetzt Verstorbenen kennengelernt. Bruder Thorsten Gläß zum Beispiel ist mit Borussia Dortmund mal Deutscher B-Jugendmeister geworden.
Natürlich kann sich Niedzialkowski auch an gemeinsame Discobesuche oder Kneipentouren in Scharnhorst - damals gab’s noch viel mehr Kneipen als heute - erinnern. Zum 50. Geburtstag von Marc Gläß habe er noch mit ihm telefoniert. Damals lag er schon im Krankenhaus. Eigentlich habe sein Freund fest vorgehabt, am Samstag (31.12.) zum traditionellen „Silvester-Pöhlen“ von Alemannia Scharnhorst vorbeizukommen. Es sei für alle ein Schock, dass es dazu nun nicht mehr kommen kann.

Marc „Harry“ Gläß, der in seiner Freizeit gerne Reggae-Musik hörte und als Schlosser arbeitete, war in seiner aktiven Zeit einer der besten Torhüter Dortmunds. Das sagen alle, die mit ihm gespielt haben. Wie zum Beispiel Marcus Schmidt, der später auch Harrys Trainer war. Der VfR Sölde, der damals in der Oberliga (zu der Zeit dritte Liga) spielte, wollte ihn einmal abwerben, aber er ist lieber dorthin gegangen, wo auch seine Kumpels waren. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf Marc Gläß, findet Markus Schmidt: „Harry“ war ein geselliger Typ, dem Familie und Freunde wichtiger waren als Ruhm, Karriere und Geld.
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