
Oberbürgermeister Thomas Westphal hat an einem Trauergebt der muslimischen Gemeinde für Mouhamed D. teilgenommen. © Joscha F. Westerkamp
Trauerfeier für Mouhamed D.: Anfeindungen gegen Oberbürgermeister Westphal
Viele Reaktionen
Scharfe Kritik an Oberbürgermeister Westphal. Weil er an der Trauerfeier für Mouhamed D. teilgenommen hat, wird der OB im Internet hart angegangen. Westphal selbst betont, es werde niemand vorverurteilt.
Der Dortmunder Oberbürgermeister wird in den sozialen Medien hart kritisiert. Grund ist seine Teilnahme an der Trauerfeier für Mouhamed D. am Freitag. Der 16-Jährige D. war nach Schüssen durch die Polizei gestorben. D. war mit einem Messer bewaffnet.
In einer Kurzmitteilung auf Twitter hatte die Stadt Dortmund über die Teilnahme des Oberbürgermeisters berichtet: „Trauer um den 16-jährigen Mouhamed D. - Oberbürgermeister Thomas Westphal hat heute in einer Moschee in der Nordstadt am Totengebet teilgenommen und appelliert: ,Wir dürfen das Vertrauen nicht verlieren und müssten es wieder aufbauen, wo es verloren ist.`“, lautete der Text. Bis Sonntagnachmittag gab es darauf über 1100 Antworten, in sehr vielen dieser Antworten wurde Westphal scharf angegangen. Fast wirkt es, als hätten sich Kommentatoren abgesprochen, was noch zu prüfen ist.
Trauer um den 16-jährigen Mouhamed D. - Oberbürgermeister Thomas Westphal hat heute in einer Moschee in der Nordstadt am Totengebet teilgenommen und appelliert: "Wir dürfen das Vertrauen nicht verlieren und müssten es wieder aufbauen, wo es verloren ist." pic.twitter.com/9JyM7owB9L
— Stadt Dortmund (@stadtdortmund) August 12, 2022
Negative Antworten auf Twitter
„War Herr Westphal eigentlich bei den Deutschen Familien, wenn ein Mitglied von einem Migranten getötet wurde?“ ist ein Kommentar, der den Tenor vieler wiedergibt. Oder auch: Westphal falle den Polizisten in den Rücken. Diese hätten nur ihren Job getan. Zu keiner Zeit hatte Westphal in irgendeiner Weise Partei ergriffen. Er hatte in der Rede seine persönliche Betroffenheit betont.
Darüber hinaus hatte er auf der Trauerfeier betont, dass es nun um Aufklärung des Falls gehe. Der Rechtsstaat tue alles, um das, was passiert sei, aufzuklären. Außerdem war er in seiner Rede sehr um Ausgleich bemüht. Tatsachen, die die Kommentatoren bei Twitter außer Acht lassen. Sie stören sich daran, dass der Oberbürgermeister als Vertreter der Stadt überhaupt an dieser Trauerfeier teilgenommen habe, an der im Übrigen viele offizielle Vertreter der muslimischen und christlichen Gemeinden teilnahmen.
Westphal betont den Zusammenhalt in der Stadt
Bei seinem Sommerempfang am Sonntag erwähnte er seine Teilnahme am Trauergebt: „Es geht darum, die Menschen zusammenzuhalten“. Und er betonte noch einmal: „Hier wird niemand vorverurteilt.“ Eben auch nicht die Polizisten.
Das haben übrigens auch die Vertreter der muslimischen Gemeinden bei der Trauerfeier mehrfach zum Ausdruck gebracht. Auch sie waren um Ausgleich und weitere Aufklärung bemüht.
Bei dem Besuch der Trauerfeier am Freitag soll es auch nicht bleiben. Westphal hat angekündigt, in der neuen Woche gemeinsam mit Polizeipräsident Lange die Polizeiwache Nord zu besuchen.
Leitender Redakteur, seit 2010 in der Stadtredaktion Dortmund, seit 2007 bei den Ruhr Nachrichten.

Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
