Dieser Fall gehört sicherlich zu den spektakulärsten im Dortmunder Westen: Ein Dortmunder Rentner hatte über Jahre unbemerkt hochexplosives Material und diverse Waffen in seiner Wohnung in Lütgendortmund gesammelt und damit mehrfach gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen.
Nach einer tagelangen Durchsuchung seiner Wohnung in der Volksgartenstraße in Lütgendortmund im September 2020 dauerte es rund 1,5 Jahre, bevor sich der damals 68-Jährige erstmals vor Gericht verantworten musste. Das Amtsgericht hatte den Angeklagten im Frühjahr 2022 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Doch der Waffennarr und sein Anwalt gingen in Berufung. Mit Erfolg: Zwei Jahre Haft auf Bewährung lautete im September 2022 schließlich das Urteil durch das Landgericht.
Seit dem 8. September 2022 ist das Urteil rechtskräftig, doch lange freuen konnte sich der Rentner nicht über die milde Strafe. Denn nur zwei Monate später ist der verurteilte Dortmunder verstorben. Das bestätigte auf Anfrage Staatsanwalt und Pressesprecher Henner Kruse am Montag (21.11.). Der 70-Jährige sei am 9. November 2022 gestorben.
„Wir haben keine Anhaltspunkte auf Fremdverschulden“, sagt Henner Kruse. Soll heißen: Der 70-jährige Waffensammler ist eines natürlichen Todes gestorben. Weitere Details, ob er bereits länger krank war oder plötzlich gestorben ist, waren nicht zu erfahren.
„Vollstreckung beendet“
Die juristische Konsequenz liegt auf der Hand: „Die Vollstreckung wird damit beendet“, so Henner Kruse. „So etwas gibt es immer mal wieder“, kommentiert er den Tod des frisch Verurteilten. Manchmal passiere so etwas sogar vor der Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft, weiß der Pressesprecher.
Vor allem die unmittelbare Nachbarschaft war damals von dem spektakulären Fund, darunter Pistolen, Revolver, kiloweise Sprengstoff (TNT) und eine Weltkriegs-Mine, geschockt: „Wenn da was hochgegangen wäre, wäre das bis zu uns gegangen, dann stünde hier kein Haus mehr“, sagte ein Anwohner über das private und illegale Waffenarsenal. Alles wurde über mehrere Abende auf einem benachbarten Feld kontrolliert gesprengt.
Weitere Ermittlungen
Ganz abgeschlossen ist der Fall rund um das Lütgendortmunder Waffenhaus allerdings noch nicht. Denn die Richter waren während der Verhandlung überzeugt, dass der Angeklagte ihnen nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. So gab der Rentner an, auch für Waffen, die in einer von ihm gemieteten Lagerhalle sichergestellt worden waren, verantwortlich zu sein.
In diesem Fall gehen die Ermittler allerdings davon aus, dass die Waffen einem Bekannten des 70-Jährigen gehören. Gegen diesen Mann wird aktuell weiter ermittelt.
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