Flammen im Urlaubsparadies: Riesige Waldbrände wüten auf der griechischen Insel Rhodos. Rund 30.000 Menschen - Touristen und Einheimische - mussten vor dem Feuer in Sicherheit gebracht werden. Es läuft die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Griechenlands.
Während Tausende Touristen - darunter auch viele aus Deutschland - die Insel in der Ägäis gerade verlassen, treffen am Check-In-Schalter von Eurowings am Dortmunder Flughafen am Montagmittag Reisende ein, die mit dem Flug EW 4076 um 14.35 just nach Rhodos in den Urlaub fliegen.
„Uns wurde gesagt, dass wir reisen können, weil unser Hotel nicht betroffen sei“, sagen Christian Nestler und Wilhelm Liebold. Die beiden 32-Jährigen kommen aus den Niederlanden und fliegen regelmäßig nach Griechenland. „Wir kennen auf Rhodos ein paar Leute. Und auch die haben gesagt, dass in der Region, in der wir sein werden, alles okay ist“, sagt Wilhelm Liebold.
Und Christian Nestler ergänzt: „Wir haben auch selbst auf die Karte geschaut und gesehen, dass unser Hotel ziemlich weit weg ist von der Waldbrand-Region. Trotzdem ist die Gefühlslage gemischt. Was uns wirklich erwartet, wissen wir tatsächlich nicht.“
„Man kann nie wissen“
Ähnlich geht es Haydar Günes (41), der mit seiner Familie gerade die Koffer aufgibt. Alle freuen sich auf den lange geplanten und herbeigesehnten Urlaub im sonnigen Süden. „Bei all dem, was man so hört, ist man ein bisschen skeptisch. Natürlich haben wir uns informiert. Wir haben im Hotel angerufen und gehört, dass es keine Probleme gibt. Aber, man kann nie wissen, was morgen passiert oder übermorgen. Deshalb ist es ein gemischtes Gefühl, jetzt nach Rhodos zu fliegen“, sagt Haydar Günes.
Der Familienvater wäre nicht böse gewesen, wenn Eurowings die Flüge nach Rhodos gestrichen und die Kosten erstattet hätte. Das hat die Fluggesellschaft aber bisher nicht getan und erklärt das auf Anfrage unserer Redaktion so: „Wir prüfen derzeit fortlaufend die Lage vor Ort. Aktuell wird der reguläre Flugbetrieb von und nach Rhodos aufrechterhalten. Damit stellen wir auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage von Rhodos zurück nach Deutschland zur Verfügung. Die Sicherheit unserer Passagiere und Besatzungsmitglieder hat für Eurowings zu jeder Zeit oberste Priorität.“
Touristen können bleiben
Auch für Pauschalreisende haben viele Reiseveranstalter Rhodos weiterhin im Angebot. „Die Entscheidungen fallen tagesaktuell“, sagt Michael Draeger vom Reisebüro Stoffregen an der Kampstraße in der City.


Derzeit könne man drei Tage vor Antritt einer Pauschalreise nach Rhodos kostenlos stornieren oder umbuchen. Wer aber am kommenden Montag von Dortmund nach Rhodos fliege, müsse sich da noch gedulden. „Was dann gilt, weiß heute noch niemand. Es ist auch richtig und wichtig, dass alles nacheinander und mit Bedacht entschieden wird“, so der Reiseexperte.
Weil die griechischen Inseln generell beliebt sind und zudem Rhodos seit dem Sommer 2021 bequem von Dortmund aus zu erreichen ist, hat er aktuell mehrere Kunden, die dort Urlaub machen. „Ich habe gerade noch mit einigen gesprochen. Die sagen: Wir kriegen nicht viel mit. Und auch der Reiseveranstalter hat ihnen gesagt, dass sie beruhigt bleiben können“, so Michael Draeger.
Seit Samstag wurden auf Rhodos wegen großer, unkontrollierter Waldbrände zahlreiche Dörfer und Hotels geräumt. Am Sonntag hatte der Reisekonzern Tui angegeben, dass man etwa 39.000 Gäste auf Rhodos habe, von denen rund 7800 von den Waldbränden betroffen seien.
Man setze, so hieß es in einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa), zusätzliche Flugzeuge ein, um Urlauber in ihre Heimatländer zu bringen. Sechs zusätzliche Maschinen hätten Gäste aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich am Montagmorgen nach Hause gebracht.

In die andere Richtung hebt derweil ziemlich pünktlich der Eurowings-Flieger in Dortmund ab. 165 Passagiere waren dafür registriert. Und fast alle sind an Bord. Entsprechend der aktuellen Ferienzeit sei der Flug EW4076 „gut gebucht“ abgehoben, teilt Eurowings mit. Es gebe „nur sehr vereinzelt Reisende, die ihren Flug nach Rhodos aufgrund der derzeitigen Lage stornieren“.
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