
© Dieter Menne (Archiv)
Tote Obdachlose: „Teddys“ Fall ist eine absolute Ausnahme
Wohnungslosigkeit
Der 32-jährige Obdachlose „Teddy“ ist tot in der Dortmunder City gefunden worden. Die Frage, wie häufig Menschen auf den Straßen der Stadt ihr Leben lassen, ist nicht einfach zu beantworten.
Mitten in der Dortmunder Innenstadt ist der 32-jährige „Teddy“ am Donnerstag (19.11.) tot aufgefunden worden. Der Todesfall des Wohnungslosen wirft die Frage auf, wie häufig so etwas in einer anonymen Großstadt wie Dortmund vorkommt.
„Eine gesicherte Zahl haben wir dazu nicht“, sagt Thomas Bohne, der bei der Diakonie für wohnungslose Menschen zuständig ist. Aber aus seiner Erfahrung in den Bereichen der aufsuchenden medizinischen Hilfe und der Sozialarbeit sagt er: „Dass so ein junger Mensch stirbt, ist mir aus den letzten Jahren in Dortmund nicht bekannt.“
„Teddys“ Fall sei eine absolute Ausnahme
Sicherlich sei der Gesundheitszustand von Obdachlosen in der Regel relativ schlecht. Doch dass sie auf der Straße ums Leben kommen, sei eine absolute Ausnahme. Bei den Temperaturen der vergangenen Woche sei ein Kältetod unwahrscheinlich, so Bohne: „Im Winter versuchen wir immer alles, das zu verhindern.“
Weil „Teddys“ Todesursache bislang nicht feststeht, kann auch die Stadt Dortmund keine Angaben zu dem Fall machen. Grundsätzlich teilt Sprecherin Anke Widow aber mit: „Aus dem Bereich der Obdachlosigkeit hat es in den zurückliegenden Jahren keine vergleichbaren Meldungen gegeben.“
Es seien keine Todesfälle bekannt, bei denen die Ursache eindeutig das Leben auf den Straßen war. Die Anzahl der verstorbenen Drogenkonsumenten müsse man beispielsweise getrennt betrachten. Wie auch Thomas Bohne betont, ist bislang nicht klar, woran der 32-Jährige in der vergangenen Woche gestorben ist.
Die Fragen, ob die Zahl der Obdachlosen in der Stadt steigt und ob ihre Lebensverhältnisse prekärer werden, lässt Widow in ihrer schriftlichen Antwort offen.
Katrin Lauterborn, Geschäftsführerin der Obdachlosen-Anlaufstelle Gast-Haus an der Rheinischen Straße, kann ebenfalls keine Zahlen zu Todesfällen nennen, sagt aber, dass ihr Team durchaus in diesem Jahr schon Verstorbene beerdigen ließ.
Gedenktafel mit mehr als 50 Namen
Sie verweist auf eine Gedenktafel für Obdachlose in der Grabeskirche Liebfrauen im Klinikviertel. Dort sind seit dem Jahr 2012 mehr als 50 Plaketten mit Namen und Geburts- sowie Todesdaten angebracht worden. Sechs Personen sind demnach im Jahr 2019 gestorben.

In der Grabeskirche Liebfrauen im Klinikviertel gibt es eine Gedenkstätte für verstorbene Obdachlose. © Kevin Kindel
Für den kürzlich verstorbenen 32-Jährigen ist in den Tagen nach seinem Tod eine kleine Gedenkstätte in der Innenstadt entstanden. Es gab keine Hinweise auf ein Fremdverschulden, als er tot an seinem Schlafplatz zwischen Propsteikirche und Westenhellweg gefunden wurde.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
