Mehrere Tötungsdelikte und Todesfälle beschäftigen die Ermittlungsbehörden in Dortmund in diesem Januar. Gefühlt ist es ein Monat mit besonders vielen herausragenden Gewaltdelikten und Todesfällen, die öffentlich bekannt geworden sind.
Vor allem der Fall der 32-jährigen Dortmunderin Sarah U., die mutmaßlich von ihrem Ex-Freund mit mehreren Messerstichen erstochen worden war, bewegte viele Menschen. Ebenso der Fall eines 19-Jährigen, der am Nordausgang des Hauptbahnhofs lebensgefährlich verletzt wurde, und der Angriff auf einen 28-jährigen Kioskbesitzer. Ist an dem Gefühl eines besonders brutalen Jahresstarts etwas dran?
Eindruck der Staatsanwaltschaft
Zunächst ist es ein Eindruck, den auch einer der zuständigen Staatsanwälte teilt: „Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Januar überproportional viele Tötungsdelikte und versuchte Tötungsdelikte gibt“, sagt Oberstaatsanwalt Carsten Dombert aus der Abteilung für Kapitalverbrechen.
Hinzu kämen mehrere Todesermittlungsverfahren, die auf dem Tisch der Staatsanwaltschaft gelandet sind. Innerhalb von acht Tagen im Januar waren im öffentlichen Raum Dortmunds drei wohnungslose Menschen tot aufgefunden worden. „Das sind alles ebenfalls Verfahren, die uns hier beschäftigen“, sagt Dombert.
Henner Kruse, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund, kann keine genaue Zahl versuchter oder vollendeter Tötungsdelikte geben, die im Januar 2025 aufgelaufen sind. Solche Statistiken erhebe man nicht.
Zu vorgelagerten Todesermittlungsverfahren, die unter anderem bei allen Fällen mit unklarer Todesursache angestoßen werden, kann er hingegen Zahlen nennen: 350 Todesermittlungsverfahren seien seit Jahresbeginn bis zum 28. Januar 2025 bei der Staatsanwaltschaft Dortmund eingegangen. In 66 Fällen seien Obduktionen eingeleitet worden, teilt Kruse mit. Das entspricht einem Anteil von knapp 20 Prozent. Wichtig sei aber, dass bei weitem nicht jedes Todesermittlungsverfahren auch Hinweise auf eine Straftat liefere.
Eine Hochrechnung
Im gesamten Jahr 2024 habe es im Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Dortmund 3.263 Todesermittlungsverfahren (2022: 3.257; 2023: 3.257) gegeben. Würde man die Zahl aus Januar hochrechnen, käme man am Ende bei 4.200 Verfahren für 2025 heraus – also rund 1.000 mehr als in 2024.
Die Staatsanwaltschaft Dortmund ist allerdings nicht nur für das Dortmunder Stadtgebiet zuständig, sondern für ein Gebiet, in dem rund 1,25 Millionen Menschen leben. Dazu gehören unter anderem Unna, Hamm und Lünen. Auf dieses Gebiet beziehen sich die Zahlen. Trennscharfe Angaben für Dortmund könne man nicht machen, sagt Kruse.

Ganz so einfach sei das aber nicht, sagt Kruse. Denn im System habe er nur nach dem Eingangsdatum bei der Staatsanwaltschaft filtern können. Es sei gut möglich, dass es Todesfälle im Dezember gegeben habe, die durch die Feiertage erst im Januar bei der Staatsanwaltschaft eingegangen seien. Die Zahl der Menschen, die dann tatsächlich im Januar gestorben sind, wäre dementsprechend geringer.
Eindruck der Polizei
Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2024 soll im März erscheinen. Zahlen für diesen Januar werden sogar erst im kommenden Jahr detailliert veröffentlicht. Genaue Zahlen kann die Polizei Dortmund auch auf Nachfrage nicht nennen. „Insgesamt bewegt sich die Zahl der eingerichteten Mordkommissionen in den letzten Jahren auf einem annähernd gleichen Niveau“, so die Behörde.
Die Polizei hat jedoch für Fälle in Dortmund aber mindestens drei Mordkommissionen eingeleitet. In zwei Fällen geht es um versuchte Tötung, in einem um vollzogene.
Allgemein sieht die Polizei Dortmund keine besondere Häufung von Kapitaldelikten oder auch nur allgemein von Einsätzen im Januar. „Auffallend ist jedoch, dass bislang alle Taten in diesem Jahr mit einem Messer ausgeführt worden sind und die Begehungsweise darüber hinaus brutal war.“
Unverändert hoch sei die physische und psychische Belastung im Kriminalkommissariat 11, das unter anderem für Tötungsdelikte, Vermisstenfälle und Branddelikte zuständig ist.
Grundsätzlich seien Fälle, die in diesen Aufgabenbereich fallen, geeignet „das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in Dortmund (zu) beeinflussen“. Allerdings machen die genannten schweren Straftaten nur einen kleinen Teil aller Taten in Dortmund aus. 2023 entfielen laut der Polizei 0,05 Prozent aller Taten in den Deliktbereich des Kriminalkommissariats 11. Die Aufklärungsquote sei mit rund 88 Prozent vergleichsweise hoch.
Besonderheiten im Winter
Den Januar an sich hat Carsten Dombert nicht grundsätzlich als auffälligen Monat im Gedächtnis. Nach dem Eindruck des Oberstaatsanwalts habe man in der warmen Jahreszeit eher mit Gewaltdelikten im öffentlichen Raum zu tun, bei denen immer häufiger auch ein Messer zum Einsatz komme.
In den Wintermonaten würden tendenziell mehr Fälle häuslicher Gewalt bei der Kapitalabteilung der Staatsanwaltschaft auflaufen. Generell gelte: „Unsere Abteilung kann sich nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Um es mal positiv zu formulieren“, sagt Dombert.