Der Regen hat nicht alle Blutflecken vom Boden des Gehwegs weggespült. Am Mittwochmittag (6.12.) sind noch die Spuren der Gewalttat zu sehen, die sich am frühen Dienstagabend (5.12.) zwischen Ostwall und Kaiserstraße in Dortmund ereignet hatte. Reste des Flatterbands, mit dem die Polizei den Tatort abgesperrt hatte, wehen im kalten Dezember-Wind.
Darüber, was geschehen war, geben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch nur spärliche Informationen heraus. Klar ist, dass ein 34-jähriger Dortmunder gegen 17.40 Uhr lebensgefährlich verletzt wurde und später im Krankenhaus verstarb. Tatverdächtig ist ein 19-jähriger Dortmunder, der von der Polizei festgenommen wurde. Ein Richter erließ am Mittwochmittag Haftbefehl gegen den Mann. Er äußert sich bisher nicht zu den Vorwürfen.

In der Nachbarschaft des Tatorts ist die Bluttat Gesprächsthema Nummer eins. Viele Menschen hatten sie unmittelbar mitbekommen, waren dem Opfer zur Hilfe geeilt. Unter ihnen war ein dort ansässiger Gastronom. „Ich habe den Mann erst gesehen, als er dort lag“, erzählt der Gastronom, der anonym bleiben möchte, unserem Reporter. Er deutet auf den Gehweg an der Wall-Kreuzung Kaiserstraße. Vor einer Telefonzelle sei das Opfer zusammengebrochen.
Streit als Auslöser?
Er habe dem Mann helfen wollen. Allerdings seien schon weitere Ersthelfer vor Ort gewesen. Darunter sei mindestens eine Medizinerin gewesen. Als das Opfer in die stabile Seitenlage gebracht worden sei, habe er eine Stichwunde in dessen Schulter- beziehungsweise Halsbereich registriert. „Da floss das Blut raus“, sagt der Gastronom.
Zu diesem Zeitpunkt sei der Rettungsdienst schon von einer anderen Person informiert worden. Bis die Rettungskräfte angekommen seien, seien jedoch 15 bis 20 Minuten vergangen. Ersthelfer hätten bei dem Opfer eine Herzdruckmassage durchgeführt.

Der Gastronom berichtet, was sich zuvor zugetragen haben soll. Er sagt, dass der 19-Jährige und der 34-Jährige in Streit geraten sein sollen. Zu einer ersten Auseinandersetzung sei es schon in einer Spielothek an der Kaiserstraße gekommen. In dem Etablissement wissen die Angestellten tags darauf jedoch nichts. Allerdings waren sie am Dienstagabend auch nicht im Dienst.
Der Gastronom sagt, dass sich der Streit auf den Gehweg vor der Spielothek verlagert habe. Dort sei es zu einem Gerangel gekommen, in dessen Zuge der 19-Jährige mit einem Messer zugestochen haben soll. Das Opfer habe sich mit der Verletzung noch in Richtung Wall geschleppt und sei dort zu Boden gegangen.
Sahir (35) wollte helfen
Staatsanwältin Gülkiz Yazir äußert sich am Mittwoch auf Nachfrage nicht zur Tatwaffe und zum Tathergang. „Das ist alles Gegenstand der Ermittlungen.“ Sie sagt ebenso nichts zur zeitlichen Differenz zwischen Notruf und Ankunft der Rettungskräfte. Auch die Feuerwehr Dortmund äußert sich dazu nicht. Ein Sprecher verweist auf die Ermittlungsbehörden.
Der Tatverdächtige soll ganz in der Nähe des Tatorts wohnen. Worüber er mit dem 34-Jährigen in Streit geraten sein könnte, bleibt in den Gesprächen mit Anwohnern und Geschäftsleuten offen.

Einer, der ebenfalls helfen wollte, ist Sahir (35). Der Anwohner zeigt sich im Gespräch mit unserem Reporter geschockt: „So etwas ist hier noch nie passiert. Normalerweise ist es ruhig auf der Kaiserstraße.“
Er sei nach der Tat mit dem Auto angekommen, um seine Kinder abzuholen, erzählt Sahir. Da habe er das Opfer auf dem Gehweg liegen sehen. „Ich habe beim Sichtschutz während der Herzdruckmassage geholfen. Leider kam die Hilfe zu spät.“ Auch Sahir sagt, dass Mediziner oder Menschen mit medizinischen Kenntnissen vor dem Eintreffen der Rettungskräfte versucht hätten, dem Opfer zu helfen.
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