Tod von Mouhamed Dramé „Die Fahrt zum Klinikum Nord kam mir gefühlt ewig vor“

Tod von Mouhamed Dramé: „Die Fahrt zum Klinikum Nord kam mir gefühlt ewig vor“
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Das Schwurgericht hat einen weiteren Augenzeugen im Fall Mouhamed Dramé vernommen. Der 33-jährige Polizeibeamte stand im August 2022 zusammen mit seinen angeklagten Kollegen in dem Innenhof, in dem der Jugendliche aus dem Senegal erschossen wurde.

Auch dieser Augenzeuge erinnert sich daran, dass Mouhamed ein Messer in der Hand hielt und die Spitze schon an seinen eigenen nackten Bauch angelegt hatte. Der 16-Jährige habe abwesend gewirkt. „Aber er hätte das Messer jederzeit gegen sich einsetzen können.“

Er wirkte abwesend

Der Beamte des „Einsatz-Trupps“ war deshalb überhaupt nicht überrascht, als der Dienstgruppenleiter den Einsatz von Pfefferspray anordnete. „Das ist ja das mildeste Mittel“, sagte der Zeuge den Richtern. Und: „Meine eigenen Erfahrungen mit Pfefferspray bei Messertätern waren durchweg positiv.“

Nachdem Mouhamed eine Wolke Pfefferspray auf den Kopf bekommen hatte, soll er aufgestanden und mit dem Messer in der Hand auf die Beamten zugegangen sein. „Es waren schnelle Schritte“, ist sich der Zeuge sicher. Auch für ihn habe die Situation bedrohlich gewirkt.

„Es waren schnelle Schritte“

Innerhalb kürzester Zeit beschossen die übrigen Beamten den Jugendlichen dann mit zwei Elektro-Tasern und schließlich aus einer Maschinenpistole. Mouhamed brach zusammen, wurde an den Händen gefesselt und zu einem Rettungswagen gebracht.

„Die Fahrt zum Klinikum Nord kam mir gefühlt ewig vor“, sagte der Zeuge den Richtern. Mouhamed habe noch auf der Trage und später im Schockraum mit den Beinen getreten. „Er war wehrig, er hat richtig Gas gegeben“, so der Polizist. Daher sei er später auch von der Todesnachricht „völlig überrascht“ worden.

Von Tod völlig überrascht

Am kommenden Verhandlungstag wollen die Richter die Sanitäter aus dem Rettungswagen als Zeugen vernehmen. Sie mussten Mouhamed den venösen Zugang offenbar über das Bein legen, weil der Jugendliche die Arme die ganze Zeit über zu stark bewegte.

Am 17. April könnte dann der angeklagte Dienstgruppenleiter sein Schweigen brechen und zur Sache aussagen. „Gehen sie mal davon aus“, sagte Verteidiger Michael Emde. „Es gibt natürlich immer eine kleine Rest-Unsicherheit, aber ich denke, wir kriegen das hin.“

Auch ein zweiter Beamter kündigte für diesen Tag eine Aussage an.