„Assistenzhund willkommen“ heißt es bei Rewe Ortmann in Dortmund-Scharnhorst: Thorsten Habel und seine Hündin Hanni können hier problemlos einkaufen. Der Aufkleber soll mehr Menschen für die Assistenzhund-Thematik sensibilisieren. © Hendrik Nachtigäller
Hund als Helfer
Thorsten Habels Lebensretterin Hanni darf nicht in jeden Laden
Assistenzhunde können Blinde führen oder Diabetiker warnen. Thorsten Habels Hündin Hanni alarmiert ihn, kurz bevor ein lebensgefährlicher Zustand eintritt. Doch im Alltag gibt es Probleme.
Bevor Thorsten Habel zum ersten Mal ein Geschäft betritt, ruft er vorher dort an. Jedes einzelne Mal. Um zu klären, ob seine Labrador-Hündin Hanni ihn durch den Laden begleiten darf. Denn die Vierbeinerin ist für ihn lebensnotwendig - und noch immer lässt nicht jedes Geschäft Assistenzhunde ein. Auch wenn es immer mehr werden.
Mit dem Hund im Supermarkt einkaufen – eigentlich ist das verboten. Für Thorsten Habel ist seine Labrador-Hündin Hanni aber lebenswichtig. Der 43-Jährige leidet seit 17 Jahren unter anaphylaktischen Schocks.
Die gehen in der Regel auf Allergien zurück. Wogegen Thorsten Habel allergisch ist, konnten Ärzte aber bislang noch nicht herausfinden.
Anaphylaktische Schocks treffen Thorsten Habel unregelmäßig und unangekündigt
Umso gefährlicher sind diese Schocks: Sie kommen unregelmäßig und unangekündigt. Dann schwellen Gaumen, Zunge und Lippen an, Thorsten Habel droht dann zu ersticken. Linderung verschafft ihm eine Adrenalinspritze - die muss er sich dann aber auch erst noch selbst setzen können.
Seit Thorsten Habel Hanni hat, ist das kein Problem. Die sechs Jahre alte Hündin kann schon zwei bis drei Minuten vor Einsetzen eines Schocks an bestimmten Duftstoffen, die der 43-Jährige dann ausscheidet, erschnüffeln, dass ihr Herrchen Probleme bekommen wird.
Assistenzhund Hanni braucht Nähe zum Helfen
„Nur durch Hanni kann ich ein normales Leben führen“, sagt Thorsten Habel. „Sie ist meine Lebensretterin auf vier Pfoten.“ Doch damit die Hündin zur Lebensretterin werden kann, muss sie auch nah genug bei ihm sein, um ihn riechen zu können. Auch beim Einkaufen - doch es gibt Geschäfte, die verbieten auch Assistenzhunden den Zutritt.
Der Rewe an der Gleiwitzstraße in Dortmund-Scharnhorst gehört nicht dazu. Ebenso wie in vielen anderen Rewe-, Lidl- und Kaufland-Filialen in Dortmund sind Thorsten Habel und Hanni hier gerngesehene Kunden.
Filialinhaber Tim Ortmann ist durch Thorsten Habels Medienpräsenz auf den 43-Jährigen aufmerksam geworden. „Ich habe dann Kontakt zu ihm aufgenommen, weil ich finde, dass das ein super gutes Projekt ist, das ich gerne mit dem Supermarkt offiziell unterstützen möchte“, erklärt Ortmann.
Es sei eine gute Sache, die Thematik weiter bekannt zu machen, auch weil viele Lebensmitteleinzelhändler darin noch nicht so bewandert seien. „Ich freue mich riesig, das zu unterstützen.“
Thorsten Habel (l.) kann mit seiner Hündin Hanni im Rewe an der Gleiwitzstraße problemlos einkaufen. Filial-Inhaber Tim Ortmann (r.) unterstützt die Aktion „Assistenzhund willkommen“. © Privat
Das zeigt am Rewe in der Gleiwitzstraße bald der hellblaue Aufkleber „Assistenzhunde willkommen“ vom Verein „Pfotenpiloten“, für den sich Habel engagiert. Dabei geht es ihm um mehr Anerkennung und Zutrittsrechte für die Assistenzhunde, eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse und eine einheitliche Ausbildung und Kennzeichnung der Hunde.
Nachts sind die anaphylaktischen Schocks besonders gefährlich. Thorsten Habel wurde früher von den Erstickungssymptomen geweckt, einmal musste der Rettungsdienst sogar mit einer Ramme seine Wohnungstür aufbrechen, um ihn zur Behandlung ins Krankenhaus zu bringen. An ruhiges Ein- oder gar Durchschlafen war für den Dortmunder für mehr als zehn Jahre lang nicht zu denken.
Seit viereinhalb Jahren ist das aber anders. Seitdem hat Thorsten Habel Hanni. Nachts weckt sie ihn durch Schlecken über das Gesicht und Zwicken in den Oberschenkel, bringt ihm sogar die Spritze. Die kann Habel sich dann verabreichen, bevor er in Atemnot gerät.
Immer wieder Blicke von anderen beim Einkaufen
Beim Einkaufen gebe es „immer mal wieder Leute, die doof gucken und tuscheln“, berichtet Thorsten Habel, „aber ich bin dann offensiv, spreche die Leute an, ob sie Fragen haben und in 99,9 Prozent aller Fälle ist dann alles positiv“.
Doch es gibt auch immer noch Geschäfte, bei denen Thorsten Habels Vorab-Anrufe vergeblich sind - und ihm gesagt wird, dass er Hanni nicht mit in den Laden nehmen darf. „Das ist natürlich sehr unbefriedigend und überhaupt kein tolles Gefühl“, sagt der 43-Jährige.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.