Riesige Veränderung in der Thier-Galerie Shoppingcenter stellt sich im Erdgeschoss neu auf

Baustellen in der Thier-Galerie kündigen große Veränderung an
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Eine in diesem Jahr immer länger gewordene, leerstehende Ladenzeile auf der einen und große Staubschutzwände auf der anderen Seite im Erdgeschoss der Thier-Galerie sind nicht zu übersehen.

Dementsprechend werden die Besucherinnen und Besucher des Shoppingcenters am Westenhellweg auf Infotafeln auch offensiv auf die offensichtlich anstehende Neuausrichtung hingewiesen. Es handele sich „um einen strategischen Leerstand, der dazu dient, euch in naher Zukunft ein noch attraktiveres Einkaufserlebnis zu bieten“, schreibt Center-Manager Torben Seifert.

Er steht nach exakt zwei Jahren als Thier-Galerie-Chef vor dem größten Umbau in der jetzt 13-jährigen Geschichte des 2011 eröffneten Einkaufszentrums. „Ich habe immer gesagt“, so Torben Seifert, „dass wir auf einen guten Mietermix, auf Dienstleistungsangebote und ein Shopping-Erlebnis setzen müssen.“

Popkultur und Rollerdisco

Für die Zusammenführung von Shopping und Erlebnis stehen Events wie die Rollerdisco, die Winterwelt mit einer Kunsteisbahn und das im September veranstaltete Verkleidungsspektakel (Cosplay) Thier-Con. Das Popkultur-Angebot lockte an zwei Tagen über 80.000 Menschen in die Thier-Galerie. „Die Kundenfrequenz stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um beeindruckende 25 Prozent“, sagt Torben Seifert.

An allen drei Säulen arbeitet er gemeinsam mit seinem Team. Das Dienstleistungsangebot wurde gerade um eine DHL-Packstation erweitert, eine Amazon-Packstation soll bald folgen, es gibt das DRK-Blutspendezentrum und mit dem Reisebüro Stoffregen ist in diesem Jahr ein drittes Reisebüro in der Thier-Galerie eingezogen.

Center-Manager Torben Seifert steht in der Thier-Galerie auf einer Rolltreppe.
Thier-Galerie-Chef Torben Seifert richtet das Shopping-Center am Westenhellweg neu aus. Viele der aktuellen Leerstände sind gewollt. Er spricht von „strategischem Leerstand“. © Thier-Galerie/Stephan Schütze

Die größte Herausforderung ist wohl die Leerstandsbekämpfung. „Wir werden ja erschlagen von Insolvenzmeldungen“, sagt Torben Seifert. Gerade hat der Kosmetikhändler Body Shop im Erdgeschoss geschlossen und Ende November, das steht jetzt fest, wird der Modekonzern Esprit seine Türen schließen. Solche Abgänge zu kompensieren und einen weiter attraktiven Mieter-Mix zu gewährleisten, ist schwierig. Denn: der große Boom ist für die Shopping-Center vorbei. Zum Beispiel spielen Geschäfte für Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Elektronik bundesweit in Einkaufszentren eine immer kleinere Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt der Shopping-Center Report 2024 des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI.

Verwaiste Ladenzeile

Auf diese Entwicklung gilt es für Torben Seifert und die ECE als Betreiber der Thier-Galerie zu reagieren. Man spürt ganz sicher den Veränderungsdruck. Das Mietvolumen ist für 63 Prozent der Center in Deutschland zwischen 2021 und 2023 zurückgegangen, wie das German Council of Shopping Places und das EHI Retail Institute in ihrem Whitepaper „Centermanagement im Fokus“ feststellen. Das dürfte auch für die Thier-Galerie gelten. Die aktuelle Leerstandsquote liegt hier bei etwa 15 Prozent.

Besucher stehen bei der Thier Con in der Thier-Galerie in Dortmund vor einer Bühne.
Nicht nur auf Shopping, sondern auch auf Erlebnis setzt Thier-Galerie-Chef Torben Seifert. Zum Popkultur-Event Thier Con kamen an zwei Tagen im September über 80.000 Menschen in das Einkaufszentrum. © Thier-Galerie

Erschreckend ist der Leerstand im Erdgeschoss, wo eben vom irischen Mode-Discounter Primark bis (noch) Esprit eine ganze Ladenzeile verwaist ist. Es ist klar, da muss etwas passieren. „Wir werden dort“, sagt Torben Seifert, „eine Neuausrichtung unserer Flächen vornehmen.“ Was geplant ist und wann es wieder Leben in diesem Teil der Thier-Galerie geben wird, verrät er nicht.

„Coole Flagship-Stores“

Fakt ist, dass Vero Moda und Jack & Jones - beides erfolgreiche Modemarken der dänischen Bestseller-Group - aus ihren derzeitigen Stores neben Esprit umziehen werden in die Ladenlokale, die derzeit hinter den Staubschutzwänden am Ausgang Silberstraße komplett umgebaut werden.

Beide Geschäfte bleiben bis zur Fertigstellung weiter geöffnet. Vero Moda zieht dann auf die zusammengelegte und nach einem völlig neuen Ladenkonzept gestaltete Fläche, die zuletzt an die Pop-up-Stores des Sportbekleidungs-Anbieter Fablethics und der Luxusmarke ÆCE von BVB-Star Emre Can sowie an den Herrenausstatter Engbers vermietet war. Zwischen dem Mode-Store von Emilio Adani und Primark wird Jack & Jones in dem seit 8 Jahren leer stehenden, ehemaligen Ladenlokal von Fossil neu eröffnen. „Das werden große, coole Flagship-Stores der beiden Marken“, sagt Torben Seifert.

Weil der Modeladen Street One aus seinem angestammten Ladenlokal neben Esprit schon in einen Leerstand (früher Orsay Damenmode) hinter das Modegeschäft New Yorker umgezogen ist, entsteht mit dem Bäumchen-wechsle-dich und dem Auszug von Esprit (allein gut 600 qm) letztlich eine zusammen hängende Fläche von 4000 bis 5000 Quadratmetern - und das im Erdgeschoss. Wie die zu vermarkten sind, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Es geht um 10 bis 12 Prozent der insgesamt leer stehenden Fläche in der Thier-Galerie.

Kommt ein Fitnessstudio?

Folgt man den Darlegungen im aktuellen Shopping-Center Report, dann folgen auf freie Handelsflächen immer öfter Freizeit- und Gesundheitsnutzungen. Jedes dritte Shopping-Center verfügt bereits über ein Fitnessstudio. Das könnte auch für die Thier-Galerie eine Idee sein. Ebenso denkbar wäre auch ein Indoor-Spielplatz. Das wäre eine echte Neuausrichtung und eine „Anpassung an neue Marktbedingungen“, von der Torben Seifert in der Vergangenheit oft gesprochen hat.

Schaut man darauf, welche Dienstleistungen mit großem Platzbedarf und Interesse an einem zentralen Standort in Dortmund angesiedelt werden könnten, dann könnten das medizinische Versorgungsleistungen sein. Mit einem solchen Gesundheitszentrum will man gerade im Rheinpark-Center Neuss das Leerstandsproblem lösen. Allerdings im zweiten Obergeschoss. In der Thier-Galerie geht es ums Erdgeschoss - und damit um eine Lage, die gut und lukrativer an Handelsunternehmen vermietet werden kann.

Kunden verlassen das Geschäft von Esprit in der Thier-Galerie in Dortmund.
Bei Esprit läuft der Ausverkauf. „Schluss, aus, raus“ heißt es auf den Plakaten im Schaufenster. Ende November schließt das Geschäft. Dann steht auch diese Verkaufsfläche leer. Die in der dann total verwaisten Ladenzeile im Erdgeschoss noch verbleibenden Läden von Jack & Jones und Vero Moda werden innerhalb der Thier-Galerie umziehen. © Peter Wulle

Von Branchenkennern wird als großer Einzelhändler zuallererst der Spielzeug- und Spielwarenanbieter Smyth Toys genannt. Auch wenn das Lütgenau-Aus vor einigen Jahren in diesem Segment in Dortmund eine deutliche Lücke hinterlassen hat, deutet derzeit allerdings nichts darauf hin, dass dieses Unternehmen in die Thier-Galerie kommt. Als sehr unwahrscheinlich gilt der Einzug eines Händlers aus der kriselnden Modebranche. Fragt man Experten, welcher Fashion-Anbieter überhaupt infrage kommen könnte, fällt häufig der Name der großen spanischen Inditex-Gruppe, zu der die Marken Zara und Stradivarius gehören. In der Thier-Galerie sieht man sie allerdings nicht, zumal sie mit Zara bereits in einer Toplage am Westenhellweg vertreten sei.

Blick auf Leerstände in der Thier-Galerie in Dortmund.
Hinter den Staubschutzwänden am Ausgang Silberstraße werden im Erdgeschoss der Thier-Galerie voraussichtlich bis Januar die neuen, insgesamt rund 200 Quadratmeter größeren Ladenlokale für Vero Moda und Jack & Jones eingerichtet. © Peter Wulle

Es darf also noch weiter gerätselt werden. Bis das Geheimnis gelüftet wird, bleibt nur das, was Thier-Galerie-Chef Torben Seifert ebenfalls auf die Infotafeln für die Besucherinnen und Besucher geschrieben hat: „Wir freuen uns auf die spannenden Veränderungen und die Neuerungen, die kommen werden.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. Oktober 2024.