
© Stephan Schütze
So lernen Huckarder Schauspieler kurz vor der Premiere ihren Text mit dem Handy
Theaterverein Heiterkeit
Die Aufführungen stehen kurz bevor: die Komödie „Ein Schlüssel für Zwei“ spielt der Theaterverein Heiterkeit in der Alten Schmiede in Huckarde. Moderne Technik ist dabei eine große Hilfe.
„Ein Schlüssel für Zwei“ ist das neueste Stück des Theatervereins Huckarde, das am Wochenende, 10. bis 12. Mai, aufgeführt wird. In der Komödie hat Harriet ein Verhältnis mit Alec und Gordon. Diese begegnen sich nie, denn jeder hat sich an Harriets Zeiteinteilung zu halten. „Aber, wie es der Teufel will, bricht sich einer der Liebhaber ein Bein und kann nicht weg, so dass Harriet plötzlich beide Liebhaber gleichzeitig in der Wohnung hat“, erzählt Regisseurin Sandra Thäle schmunzelnd. Zudem kommt mit Anne auch noch eine alte Freundin aus Neuseeland zu Besuch.
Schauspieler bringt seinen eigenen Anzug mit
Gordon wird von Sascha Lorei gespielt. Gordon ist Mitte 40 und Inhaber einer Werbeagentur. Aufgrund seines „häuslichen Drachens“ ist Gordon sehr von Harriet angetan, beschreibt der 46-Jährige schmunzelnd.
„Ich arbeite beim Rettungsdienst und habe daher nicht immer so viel Zeit“, sagt Sascha Lorei. Die Hauptrolle ist für ihn eine große Herausforderung: „Ich musste noch nie eine so große Menge an Text lernen.“ Vieles kommt beim Spielen. Da Gordon sehr adrett ist, trägt Lorei einen eigenen Anzug mit Weste. „Auch der Schlafanzug gehört mir“, ergänzt er grinsend.

Spielen Harriets Liebhaber und sind - ohne es zu wissen - Rivalen: Ralf Sollmann (l.) und Sascha Lorei. © Stephan Schütze
Auch zum Friseur geht er extra vor der ersten Vorstellung und lässt sich Bart und Haare schneiden. Lorei ist seit 2008 im Bühnenbau dabei und seit 2012 auch als Schauspieler. Die Truppe helfe aber immer: „Besonders unsere Suffleuse Dagmar ist sehr gut“, lobt er.
Den Part des Alec übernimmt Ralf Sollmann. „Ich versetze mich richtig in den Fischereibesitzer rein“, beschreibt der 62-Jährige. „Er ist ein Großkotz und hat Kohle ohne Ende. Trotzdem ist er sehr penibel, wenn er Harriet und ihrer Mami - von der er nicht weiß, dass sie ihr anderer Liebhaber ist - das Haushaltsgeld zahlt.“ Er übernimmt viel aus dem Alltag: „Ich beobachte gerne Menschen. Oft denke ich: Da ist was, was man für eine Rolle nehmen kann.“
Technik hat sich über die Jahre verändert
Sollmann ist seit 1984 dabei, als er in einem Weihnachtsstück einen Troll gespielt hat. „Im Frühjahr haben wir immer Schwänke gespielt.“ Für Regie hatte er sich schon immer interessiert und rutschte nach und nach rein. Jetzt teilt er sie sich mit Sandra Thäle. Auch die Technik hat sich geändert: „Früher hatten wir Hängemikrofone, jetzt nutzen wir seit zehn Jahren Headsets“, gibt er ein Beispiel.

Sandra Thäle gibt Ralf Sollmann (M.) und Sascha Lorei Anweisungen. © Stephan Schütze
Direkt aus Neuseeland – zumindest in ihrer Rolle – kommt Andrea Gertler. Sie spielt Harriets Freundin Anne. Diese ist eigentlich schüchtern, was Andrea Gertler leicht fällt zu spielen. „Später wird sie schon fast ein wildes Luder, das ist etwas schwieriger für mich“, gibt sie zu. Vor allem, da sie sich auf der Bühne teilweise entblättern muss. Die 55-Jährige ist seit zwölf Jahren dabei. „Bei Peterchens Mondfahrt im Dezember habe ich den Sandmann gespielt. Vor zehn Jahren war ich noch der Sumsemann“, erinnert sie sich.
Darsteller lernen Text auf verschiedene Arten
„Ich habe mir den Text aufs Handy gesprochen, teils mit verstellten Stimmen“, beschreibt Andrea Gertler lächelnd. „So kann ich es am leichtesten lernen.“ Trotzdem hat sie hinter der Bühne Spickzettel. „Bei einem Stück war sie so aufgeregt, dass ich ihr bei einer Umarmung auf der Bühne schnell den Text zugeflüstert habe“, verrät Sollmann grinsend. Er lernt den Text ähnlich wie seine Kollegin: „Früher auf Kassette, jetzt auf dem Handy.“ Bei Lorei kommt das meiste bei den Proben. „Zu Hause lese ich den Text immer laut und laufe dabei herum.“ Beim Bereitschaftsdienst umrundet er lesend mehrfach die Wache.

Fast jedes der Vereinsmitglieder hat einen Bestandteil des Bühnenbildes beigesteuert. © Stephan Schütze
Viele Bestandteile des Bühnenbildes stammen aus dem Privatbesitz der Vereinsmitglieder. „Das Bett ist das Gästebett meiner Mutter“, erzählt die Vorsitzende Maritta Burgdorf. Jeder der Mitglieder bringt etwas mit, etwa eine Pflanze oder einen Tisch. Die Bar dagegen wurde bei Ebay-Kleinanzeigen erworben, weil sie optisch am besten zum Stück passt.
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
