Kurze Frage, kurze Antwort: Natürlich mache er mit. Als Sonja Götz, Deutschlehrerin am Goethe Gymnasium und seit fünf Jahren Leiterin der Theater AG, Hausmeister Willi Jakobs fragt, ob er Lust habe, beim aktuellen Stück mit auf der Bühne zu stehen, war die Antwort so kurz wie eindeutig: „Ja, klar.“
„Er hatte sofort Lust, mitzuspielen und hatte eigentlich nur die Aufgabe, die große Pause anzukündigen und den Kindern Durstlöscher auszugeben“, erinnert sich Sonja Götz: „Er fragte mich, ob er auch darüber hinaus noch ein paar Sätze jammern könnte über das Dasein eines Hausmeisters.“ Antwort auch hier: ein „Ja“.
Also legte Willi in seinem Kittel, mit Hut und einem Pömpel in der Hand los, klagte über „die da oben“, die doch alle nur Mathematiker seien und keine Ahnung hätten von der schweren Arbeit an der Basis. Die Mathematiker, in diesem Fall die Schulleitung (beide Mathelehrer), saßen vorne im Publikum. „Ich habe sie ein bisschen durch den Kakao gezogen“, lacht Jakobs.

24 Jahre ist er Haustechniker am Goethe. Und immer noch gerne, wie der 59-Jährige betont. Nun stand er zum ersten Mal auf einer Bühne. „Es hat Spaß gemacht“, lacht er. Auch wenn alle seine Mitspielerinnen und Mitspieler Jahrzehnte jünger waren. Alle waren sie im Publikum, seine Frau, Kinder, Enkelkinder. „Denen hat’s gefallen“, sagt der 59-Jährige.
Und offenbar hat es nicht nur ihnen gefallen. Sonja Götz: „Wir haben wirklich noch nie so eine Begeisterung bei so vielen Menschen ausgelöst, ob klein, mittel, groß oder auch schon ziemlich alt.“ Bei der Premiere seien alle begeistert hochgesprungen und hätten gejubelt.
„Uns allen hüpfte das Herz.“ Sie bekomme nun Texte von den jungen Schauspielern. Sie sollen ihre Erlebnisse aufschreiben, „damit wir ein Erinnerungsbuch daraus machen können“. Götz: „Es macht mich wirklich glücklich zu lesen, welch eine große Freude die Inszenierung ihnen bereitet hat.“
Selbst geschrieben
Wahrscheinlich mache es das Stück aus, dass es mit großer Leichtigkeit zeige, dass „unser Schulalltag vom Schüler über die Lehrer bis zum Hausmeister eigentlich ganz schön tragisch ist. Aber auch, dass wir damit nicht allein sind. Und dass das ein bisschen schon immer so war, wie die Balladen verdeutlichen.“
Sie haben das Stück selbst geschrieben, seit August 2022 wurde geprobt für die beiden Vorstellungen jetzt im März 2023. „Was Dir entgegen kommt – realistischer Schulalltag und klassische Balladen“, so der Titel, und die Frage, „was haben „Goethe, Schiller, Heine, die Droste und Fontane noch mit unserer Wirklichkeit zu tun?“
Die Wirklichkeit von Haustechniker Willi Jakobs ist jetzt um eine Facette reicher. Der Mann, zu dessen Wirklichkeit zuvor das Theaterspielen nicht gehörte, der Mann, der den Fußball liebt (und in jungen Jahren in der zweiten Liga für Westfalia Herne kickte) und auch die Fußball-Schulmannschaft am Goethe mit betreute, steht nun wieder eher außerhalb des Rampenlichts.
Das genießen in diesen Tagen die aktuellen Abiturienten, die ihre eigene Inszenierung zum Schulabschluss vor der Hausmeister-Loge aufführen. „Spaß muss sein“, sagt Willi Jakobs und blickt nach draußen. Er hatte seinen auf der Bühne definitiv. Und etwas wird bleiben, auch nachdem der Vorhang gefallen ist: das Lob im Programmheft – schwarz auf weiß – als „bester Haustechniker, den man sich denken kann“. Oder wie Sonja Götz es formuliert: „Er ist das Herz der Schule, er schließt auf und ab, kümmert sich auch samstags, es macht einfach Spaß, wenn man nicht gegen Wände läuft.“
Mehr Kultur
Mit dem Erfolg der Theater AG mit ihren 32 Mädchen und Jungen aus den Jahrgangsstufen 5 bis 9 verbindet Sonja Götz auch noch eine andere Botschaft: „Wir sind nicht nur eine Sportschule“, richtet sie die Botschaft an Eltern. Man plane, die Kulturarbeit an der Schule zu stärken und auszubauen.
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