Rätselhaftes Tesla-Auto nahe dem Flughafen Dortmund Testet Musk-Unternehmen autonomes Fahren?

Rätselhaftes Tesla-Spezialauto taucht auf der Nordstraße auf
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Dass Autos mittlerweile im normalen Fahrbetrieb mit Sensoren und Kameras ausgestattet sind, ist keine Seltenheit. Doch ungewöhnlich ist es, wenn diese Systeme außen am Fahrzeug montiert sind. Am Dienstag (25.2.) wurde in Holzwickede ein Tesla-Spezialfahrzeug beim Passieren der Nordstraße gesichtet.

Auf dem Dachträger befindet sich ein unauffälliger grauer Kasten – ein Kamerasystem mit mehreren Linsen. Auch an anderen Stellen sind Kameralinsen und Sensor-Schnittstellen zu erkennen. Ein schwarzes Kabel führt die erfassten Datenströme ins Fahrzeuginnere. Ein seitlicher Schriftzug weist das Auto als Fleet Validation Car aus. Aber was macht ein solches Spezialfahrzeug in Holzwickede?

Ein Blick auf die Holzwickeder Filiale des amerikanischen Autoherstellers.
Nach der Sichtung in der Stadt verschwand das Testfahrzeug auf dem Gelände des Tesla Centers (Archiv). © Tobias Hinne-Schneider

Herkunft des Teslas gibt Rätsel auf

Neben seinem Spezialaufbau fällt auf: Laut Zulassung stammt der Tesla aus dem Landkreis Oder-Spree im Bundesland Brandenburg. In diesem Kreis, genauer gesagt in Grünheide (Mark), befindet sich seit 2022 die deutsche Gigafactory – Teslas einzige Produktionsstätte in Europa. Doch warum ist ein Testfahrzeug der Gigafactory auf den Straßen von Holzwickede unterwegs?

Nach dem Passieren der Nordstraße biegt das Fahrzeug auf das Gelände des Tesla Center Dortmund Holzwickede ab. Auf die speziell montierte Technik und mögliche Testzwecke angesprochen, schweigt sich der Fahrer aus und verschwindet mit dem Fleet Validation Car in der Tiefgarage des Tesla Centers. Auch Teslas Europazentrale gibt sich gewohnt verschlossen: Das Unternehmen ließ die Nachfragen der Redaktion zur Sichtung des Fahrzeugs bis zur Veröffentlichung des Textes unbeantwortet.

Was ist ein Fleet Validation Car?

Der Begriff Fleet Validation Car bezeichnet Testfahrzeuge, die Automobilhersteller wie Tesla nutzen, um neue Technologien unter realen Bedingungen zu erproben. Dazu gehören Software-Updates, Fahrerassistenzsysteme, autonome Fahrfunktionen oder neue Sensortechnik.

Oft sind diese Fahrzeuge mit zusätzlichen Kameras, Radar-, Lidar- oder Ultraschallsensoren ausgestattet, um umfassende Daten über das Fahrzeugverhalten, die Umgebung und Verkehrsbedingungen zu sammeln. Ziel ist es, neue oder verbesserte Systeme in einer Flotte zu testen, bevor sie in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen. Fleet Validation Cars fahren meist im regulären Straßenverkehr und können je nach Testzweck von Ingenieuren, externen Testfahrern oder regulären Fahrern genutzt werden.

Der Blick auf das Amaturenbrett eines Tesla-Fahrzeugs.
Tesla bietet in Deutschland bisher nur Autonomie-Level 2 an – vollautonomes Fahren ist nicht zugelassen. © .

Datenschutz und autonome Fahrstufen

Da Datenschutzrichtlinien in Deutschland und der EU streng sind, müsste Tesla sicherstellen, dass keine personenbezogenen Daten ohne Genehmigung gespeichert oder verarbeitet werden. Ob dies in Holzwickede der Fall war, bleibt unklar. Grundsätzlich wäre es denkbar, dass spezielle Tests von autonomen Assistenzsystemen durchgeführt wurden – ähnlich denen, die Tesla in den USA bereits öffentlich einsetzt.

Allgemein wird autonomes Fahren in sechs Stufen (SAE Level 0–5) unterteilt. Level 0–2 umfasst Assistenzsysteme wie Spurhalte- oder Tempomat-Funktionen, bei denen der Fahrer jederzeit eingreifen muss. Level 3 erlaubt erstmals autonomes Fahren in bestimmten Situationen, sodass der Fahrer sich zeitweise anderen Tätigkeiten widmen darf – jedoch stets bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. In Deutschland wurde dieses Level erstmals für Mercedes‘ „Drive Pilot“ zugelassen, allerdings nur auf Autobahnen und bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h.

Level 4 ermöglicht autonomes Fahren in definierten Bereichen ohne Fahrer, etwa bei den Robotertaxis von Waymo in den USA. Level 5, das komplett fahrerlose Fahren ohne Einschränkungen, existiert bislang nicht im öffentlichen Verkehr. Während in Deutschland derzeit nur Level 3 genehmigt ist, werden in den USA bereits Level-4-Fahrzeuge getestet. Vollautonomes Fahren bleibt vorerst Zukunftsmusik.