Kein Tempo 30 in Dortmunder Ortskern? Politiker reagieren mit List und Pragmatismus

Mengeder Bezirksvertreter fordern mit List weiterhin Tempo-30-Zone
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Für viele ist es mittlerweile eine „unendliche Geschichte aus Absurdistan“: Es geht um die durchgängige Verkehrsberuhigung im Mengeder Ortskern. Eltern, Senioren, Anwohner und auch die Bezirksvertretung (BV) fordern mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer.

Es begann mit dem Wunsch, einen Zebrastreifen im Bereich der Remigiusstraße und der Straße Am Amtshaus einzurichten. In der Politik reifte indes die Idee, den gesamten Ortskern in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln. Klarheit sollte ein Ortstermin der BV mit dem Dortmunder Tiefbauamt bringen.

Das Ergebnis war ernüchternd. Weil beide Straßenabschnitte mit ihren abknickenden Vorfahrten „Hauptstraßen-Charakter“ hätten, sei eine Tempo-30-Zone dort nicht möglich, erklärte die Stadtverwaltung im Dezember 2022. Sie verweist auf die Straßenverkehrsordnung.

Tempo 30 wegen maroder Straße

Deren Rahmen ist in der Tat eng, die Definition einer Hauptstraße allerdings gewiss eine Auslegungssache. Denn die Straße Am Amtshaus ist mit abknickender Vorfahrt von der Remigiusstraße bis zum Bahnhof durchaus 30er-Zone. Das verstehe, wer will.

Die Mengeder Ortspolitiker geben sich indes mit dem „Geht-nicht“ aus dem Tiefbauamt nicht zufrieden. Einstimmig beschlossen sie in ihrer März-Sitzung einen gemeinsamen Antrag, im gesamten Ortskern eine 30er-Zone einzurichten – mit Ausnahme der beiden Abschnitte von Remigiusstraße und Strünkedestraße.

Bus fährt über die Remigiusstraße, die Straßenschäden hat.
Die Remigiusstraße hat Straßenschäden - für die Mengeder Bezirksvertreter ein Grund, Tempo 30 für diesen Straßenabschnitt zu beschließen - ohne ihn in die 30er-Zone einzubeziehen. © Uwe von Schirp (Archiv)

Zu der insgesamt 240 Meter langen abknickenden Vorfahrtsstraße brachten sie einen zweiten Antrag auf den Weg. Sie beschlossen eine auf den Abschnitt bezogene Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h. Der Grund: der marode Zustand der Straße. Der lässt laut Straßenverkehrsrecht die Geschwindigkeitsbegrenzung zu.

Sollte der Pragmatismus die Lösung sein, verschwände ein kaum nachvollziehbarer Flickenteppich auf der „Verkehrs-Insel“ Mengeder Ortskern. Hauptstraßen-Charakter haben die ihn umgebenden Straßen: Königshalt, Burgring und Waltroper Straße im Westen und Norden, Schaphusstraße und Mengeder Straße im Osten. Hier sind unstrittig 50 km/h erlaubt. Im Süden liegt die Bahnlinie.

Skizze der Straßen im Mengeder Ortskern mit farbigen Markierung zu den unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten.
Auf einer Skizze hat der Arbeitskreis Alt Mengede des Heimatvereins die unterschiedlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen im Mengeder Ortskern farblich markiert. Die Grafik gehört zum verabschiedeten Antrag der BV und stammt aus dem März 2022. Auf der Dönnstraße (unten rechts) gilt wegen Straßenschäden derweil ebenfalls Tempo 30. © Heimatverein Mengede

Innerhalb dieses Rings gibt es nur kurze Abschnitte, auf denen schneller als 30 km/h gefahren werden darf. Auf der Siegenstraße zwischen Burgring und Mengeder Straße (220 Meter) sind 50 km/h erlaubt, ebenso wie auf der Straße Am Hohen Teich zwischen Rigwinstraße und Dönnstraße (120 Meter) und in der von Wohnhäusern gesäumten Sackgasse der Rigwinstraße (130 Meter).

Am Hohen Teich ist zwischen Rigwin- und Siegenstraße (220 Meter) Tempo 30 vorgeschrieben – nicht als „30er-Zone“, sondern als Straßenabschnitt. Die gleiche Regelung gilt auf der Dönnstraße zwischen Mengeder Straße und Siegburgstraße (260 Meter). Links davon liegt die Eigenheim-Siedlung Im Apen/Kallenrott, rechts das Geschäftszentrum – beides 30er-Zonen.

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