Tempo 30 auf Mallinckrodtstraße Für Mohammad und seinen 6-Zylinder wird das zum Problem

Neue Tempo-30-Zone ist erst der Anfang: Wie reagieren Anlieger?
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Lärmschutz, Verkehrssicherheit, weniger Schadstoffe - das waren aus Sicht einer Mehrheit im Dortmunder Stadtparlament die wichtigsten Argumente für mehr Tempo-30-Abschnitte. Nach dem Beschluss des Rates geht es jetzt los mit der Umstellung. Auf acht Straßen soll noch in diesem Jahr Tempo 30 eingeführt werden.

Den Anfang macht die Stadt Dortmund auf einem Abschnitt der Mallinckrodtstraße. Ab dem 31. Juli wird die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zwischen Schützenstraße und Münsterstraße auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Zwischen Schützen- und Lagerhausstraße (nahe Hafen) gilt dann Tempo 40.

Wie kommt Tempo 30 bei denjenigen an, die an der Mallinckrodtstraße leben und arbeiten? Unser Reporter ist am Montag (24.7.) unterwegs, um mit Anliegern zu sprechen.

„Für unsere Gäste perfekt“

Ein Mitarbeiter des Home Hotel sagt über die Umstellung: „Für unsere Gäste ist das perfekt.“ Häufiger gebe es Beschwerden von Gästen, die in einem Zimmer mit Fenster zur Straße nächtigen. „Zu schnell und zu laut“ seien die Autos, fasst der Mitarbeiter den Tenor der Beschwerden zusammen. Er sagt, er persönlich befürworte Tempo 30 ebenfalls. „Nicht überall ist das sinnvoll, aber hier schon.“

Anwohner Musti A. (25), der seinen Nachnamen für sich behalten möchte, sieht es ganz anders. „Ich möchte Tempo 50 behalten“, sagt er. Der Grund: Schon jetzt komme man als Autofahrer auf der Mallinckrodtstraße kaum voran. Im Feierabendverkehr sei das Problem besonders groß. Mustis Befürchtung: „Mit Tempo 30 wird es noch schlimmer.“

Lärmschutz als Argument will er nicht gelten lassen. „Es ist sowieso immer laut.“ Der 25-Jährige glaubt: „Die stellen hier einen Blitzer auf und wollen nur Geld machen.“

Lästiger Autolärm

Giuseppe Abaco (24), der an der Mallinckrodtstraße wohnt, und Schützenstraßen-Anwohner Emanuele Salsetta (40) sind hingegen für Tempo 30. „Das ist gut. Die Leute fahren zu schnell“, sagt Giuseppe Abaco und Emanuele Salsetta nickt. Insbesondere abends, wenn er mit offenem Fenster schlafen wolle, sei der Autolärm lästig, ergänzt der 24-Jährige.

Giuseppe Abaco und Emanuele Salsetta sind Anwohner. Sie befürworten die geplante Umstellung auf Tempo 30.
Giuseppe Abaco und Emanuele Salsetta sind Anwohner. Sie befürworten die geplante Umstellung auf Tempo 30. © Tim Schulze

Mohammad Salem (32), der sechsmal pro Woche im Lebensmittelmarkt seiner Eltern arbeitet, sagt: „Ich bin dagegen.“ Immerhin handele es sich um eine große Straße und Tempo 30 sei da viel zu langsam. Er argumentiert weiter: „Ich habe einen 6-Zylinder und verbrauche mehr Sprit, wenn ich 30 fahre als bei Tempo 50.“ In der Umstellung sieht er ein Problem für große Autos wie seins. „Ich liebe Autos“, sagt der 32-Jährige.

Kritik an der Ampelschaltung

Er bemängelt zudem die Ampelschaltung. „Die Ampeln sind immer rot.“ Hier peilt die Stadt eine Veränderung an. Ampelschaltungen werden mit dem Ziel einer „grünen Welle“ entsprechend verändert, schreibt diese einer Pressemitteilung zur Tempo-30-Umstellung ab 31. Juli.

Mohammad Salem gefällt's. „Das wäre viel besser.“ Angesprochen auf den Lärmschutz schränkt er sein Nein zu Tempo 30 auf dem besagten Abschnitt der Mallinckrodtstraße ein. „Abends ab 21 Uhr wäre das in Ordnung“, sagt er.

In der Espressobar „Black and White“ sitzen am Montag sieben Männer und spielen Karten. Im Beisein unseres Reporters diskutieren sie die Fragestellung auf ihrer Muttersprache.

Stellvertretend für die Gruppe antwortet derjenige, der am besten Deutsch spricht. „Wir finden das gut. Die Leute rasen hier eh zu viel“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Er ergänzt mit Blick auf das Thema Verkehrssicherheit, dass in den Mehrfamilienhäusern an der Straße viele Kinder wohnen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. Juli 2023.

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