Wenn es nach der CDU geht, dürfen Frauen in Dortmund nachts bald günstiger mit dem Taxi fahren. Das soll ihr Sicherheitsgefühl stärken. (Symbolbild) © dpa
„Frauen-Nacht-Taxis"
Taxi-Gutscheine sollen in Dortmund die Sicherheit für Frauen erhöhen
Mit der Durchsetzung eines Rats-Antrages der Dortmunder CDU soll es Frauen in Dortmund bald ermöglicht werden, nachts vergünstigt Taxi zu fahren. Es gibt aber auch Widerstand gegen das Vorhaben.
von Daniel Reiners
Dortmund
, 11.09.2020 / Lesedauer: 3 minSobald die Sonne untergeht, entsteht bei vielen Frauen ein subjektives Gefühl der Unsicherheit. Wer sich als Frau in den Nachtstunden noch alleine im Freien aufhalten und etwa auf den Nachhauseweg begeben muss, läuft Gefahr, Opfer von männlich dominierter Gewalt zu werden.
So zumindest lautet sinngemäß die Argumentation der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund.
Dieser Problematik zugrunde liege unter anderem die physische Konstitution, also der Körperbau, „vieler" Frauen. Dieser erlaube es mancher Frau gegenüber manchem Männerkörper schlicht nicht, sich gegen Übergriffe hinreichend zur Wehr setzen zu können.
CDU bewirbt Frauen-Nacht-Taxi mit Gutscheinsystem
Die Dortmunder CDU-Fraktion wollte deshalb bereits im März die „Herstellung der gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen am gesellschaftlichen Leben“ fördern. In die Tat umgesetzt werden sollte das Anliegen mit der Einführung sogenannter „Frauen-Nacht-Taxis“ in Dortmund.
Abgeschaut hatte die Dortmunder CDU sich die Idee aus anderen Städten wie Stuttgart, München, Freiburg oder Münster. In der bayrischen Landeshauptstadt etwa liegen für Frauen seit einigen Monaten an öffentlichen Ausgabestellen drei 5-Euro-Gutscheine pro Monat für nächtliche Taxifahrten zwischen 22 und 6 Uhr zur eigenen Wohnadresse aus; vorausgesetzt, es handelt sich um eine Frau, die ohne Begleitperson unterwegs ist.
Das sei ein Konzept, welches auch Dortmund gut zu Gesicht stünde, erklärte dazu Justine Grollmann, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Dortmund. Als die CDU-Fraktion im März 2020 die Stadtverwaltung mit der Erstellung eines Konzeptes für ein solches städtisch gefördertes Gutscheinsystem beauftragt hatte, sei laut Grollmann das Konzept vom Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit zunächst aufgrund fragwürdiger Zuständigkeit abgelehnt worden.
Nach einer corona-bedingten Pause sei dann seitens der CDU erneut ein Antrag im Ausschuss gestellt und diesmal erfolgreich durchgesetzt worden. Das berichtet Manuel Treude, Pressesprecher der Dortmunder CDU-Fraktion.
„Nachdem sich Linke und AfD der Abstimmung enthalten hatten, konnten wir schließlich zusammen mit den Grünen den Antrag durchsetzen", so der Pressesprecher. Lediglich die SPD habe gegen den Antrag gestimmt.
SPD: „An Peinlichkeit nicht zu überbieten“
Im aktuellen Antrag wird nun die Verwaltung damit beauftragt, ein Konzept für ein kombiniertes Gutscheinsystem aus Abholstellen und einer App zu prüfen. Ferner solle geprüft werden, inwieweit die Kostendeckung des Projektes über Fördermittel von Land, Bund und EU laufen könne. Als Musterbeispiel diene hier das Frauen-Nacht-Taxi-Modell aus München.
SPD-Ratsmitglied und Vorsitzender im Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit, Michael Taranczewski, kommentierte die CDU-eigene Bezeichnung des politischen Durchbruchs in diesem Zusammenhang als „an Peinlichkeit nicht zu überbieten“.
Die SPD habe im Rat darauf hingewiesen, dass zwar nichts gegen die Prüfung des Konzeptes spreche, allerdings der zuständige Ausschuss nicht der für Soziales, sondern der Fachausschuss für die Bürgerdienste sei.
Aber auch unabhängig von der Zuständigkeit stehe man seitens der SPD nicht hinter dem Antrag. So seien etwa vergleichbare Angebote in Städten wie Bremen oder Gießen bereits nach kurzer Zeit aufgrund von mangelnder Nachfrage wieder eingestellt worden.
Zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen bestehe zudem in Dortmund die Möglichkeit, sich zu Beginn einer Fahrt in Bus oder Bahn ein Taxi an die Haltestelle zu bestellen, um von dort den Rest des Heimweges „sicher und preiswert“ anzutreten. Dieses Angebot sei ausreichend.
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