
© Oskar Neubauer
Tausenden Dortmundern droht Evakuierung – das müssen Sie wissen
Klinikviertel
Die Stadt bereitet sich auf eine Evakuierung des Klinikviertels im Januar vor. An zwei Stellen werden Bombenblindgänger vermutet. Tausende Menschen und zwei Krankenhäuser wären betroffen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach muss im Januar 2020 das Dortmunder Klinikviertel evakuiert werden. Unter einem der am dichtesten bewohnten Viertel der Stadt werden zwei Bombenblindgänger vermutet. Auch das Klinikum Dortmund und das St.-Johannes-Hospital wären von einer Räumung betroffen.
Die Stadt Dortmund teilte am Donnerstag mit, dass bei den Vorbereitungen zweier Baumaßnahmen der Verdacht auf Blindgänger aufgekommen sei. Diesem müsse sie nun mit weiteren Untersuchungen nachgehen. Eine mögliche Entschärfung sei für Sonntag, 12. Januar 2020, geplant, mit Vorbereitungen auch am 11. Januar. Das Ordnungsamt hat die Planung und die Koordination aller Akteure übernommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
? Wo werden die Blindgänger vermutet?
Die genauen Stellen, an denen die Bomben vermutet werden, verrät die Stadt nicht. Sie will damit Schaulustige vermeiden. Was die Stadt verrät: Ein möglicher Fundort liegt an der Beurhausstraße, ein zweiter an der Luisenstraße.
? Welches Gebiet wäre von einer Evakuierung betroffen?
Das hinge davon ab, welches Kaliber die Bomben haben. Die häufigsten Weltkriegsbomben wiegen entweder 250 Kilogramm oder 500 Kilogramm. Entsprechend wären die Evakuierungsradien 250 Meter oder 500 Meter groß. Welches Gebiet genau betroffen wäre, lässt sich wegen der unklaren Fundorte nur schätzen. Betroffen wären aber wohl ein Großteil des Klinikums sowie Teile des St.-Johannes-Hospitals. Sollten zwei 500-Kilogramm-Bomben gefunden werden, wären auch Teile des Kreuzviertels, der City und die Thier-Galerie betroffen. Auch der Hiltropwall läge im Evakuierungsradius.
Der oben abgebildete Evakuierungsradius ist eine Schätzung der Redaktion und keine offizielle Angabe der Stadt Dortmund. Grundlage der Schätzung sind Fundorte in der Mitte der Luisenstraße und an der Baustelle am Klinikum. Der tatsächliche Evakuierungsradius kann stark abweichen.
? Wann steht fest, ob das Klinikviertel evakuiert werden muss?
Das lässt sich nicht genau beantworten. Der Entschärfungstermin im Januar werde aber falls nötig definitiv eingehalten. Gewissheit soll es früher geben.
Laut der Stadt laufen aktuell Untersuchungen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Dabei werden Löcher in die Erde gebohrt und es wird mittels Magnetfeldsonden nach metallischen Körpern im Untergrund gescannt. Auch alte Luftbilder wurden bereits ausgewertet.
Findet sich bei den Untersuchungen ein metallischer Körper, muss dieser ausgegraben werden. Erst dann kann genau festgestellt werden, ob es sich um einen Blindgänger handelt – und um welche Art. Davon hinge dann auch der Evakuierungsradius ab. Laut der Stadt ist es aber sehr wahrscheinlich, dass Bomben gefunden werden.
? Warum ist die mögliche Entschärfung erst im Januar geplant?
Die Stadt sagt, das Ordnungsamt braucht Zeit für die Vorbereitung. Verschiedene Beteiligte müssten eingebunden werden. Sollte es sich tatsächlich um eine Bombe handeln, liege diese schon mehr als 70 Jahre im Boden. Dort könne sie nicht dauerhaft, aber noch ein paar Wochen bleiben.
? Was passiert im Falle einer Evakuierung?
Von einer Evakuierung wären Tausende Anwohner betroffen. An den konkreten Plänen für die verschiedenen Szenarien arbeitet das Ordnungsamt zusammen mit den weiteren Akteuren noch.
Laut Stadt bereiten sich auch beide Krankenhäuser bereits auf eine mögliche Entschärfung vor. Konkretere Informationen gibt es noch nicht. Die Krankenhäuser selbst verweisen für Presseanfragen an die Stadt.
? Gab es schon mal eine vergleichbare Evakuierung in Dortmund?
Ende 2012 wurde im Klinikviertel eine 500-Kilogramm-Bombe gefunden. Damals mussten Patienten in beiden Krankenhäusern verlegt und mehr als 7000 Anwohner evakuiert werden.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
