
© Alexander Völkel
Tausende Sandbälle vor FIFA-Zentrale in Zürich - Dortmunder halfen mit
Aktion sorgte für weltweite Schlagzeilen
Die Aktion erregte weltweit Aufsehen: Tausende Sandfußbälle wurden vor der FIFA-Zentrale in Zürich abgeladen. Hinter dem ungewöhnlichen Protest steckte auch eine Dortmunder Organisation.
6500 mit Sand gefüllte Fußbälle lagen am Freitagmorgen (1.4.) plötzlich vor der Zentrale des Welt-Fußballverbands FIFA in Zürich. Der Künstler Volker-Johannes Trieb wollte damit gegen die Menschenrechtsverletzungen beim Bau der Stadien für die Fußball-WM in Katar protestieren.
6500 Menschen soll die WM das Leben gekostet haben. Auf dem Berg aus Bällen spielt eine Cellist ein Requiem für die gestorbenen Arbeiter. Was die Aufmerksamkeit anging, hätte das Timing nicht besser sein können: Am Tag der Gruppenauslosung für das Turnier blickte die ganze Welt nach Zürich.
Möglich war die Aktion dabei nur mit Unterstützung aus Dortmund. Denn der Künstler aus Osnabrück hatte sich im Vorfeld an die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Bezirk Dortmund gewandt. Denn die Aktion brauchte Mitstreiter mit logistischer Erfahrung und möglichst mit Bezug zur Thematik.
Awo-Organisation setzt sich schon länger für Arbeiter in Katar ein
Beides war bei der Awo gegeben. „Das passte hervorragend für uns“, sagt Jörg Richard, Abteilungsleiter Verbandspolitik/Kommunikation im Bezirksverband Westliches Westfalen. „Wir setzen uns seit 100 Jahren für die Rechte von Arbeitern weltweit ein“, sagt Richard.
Zudem gebe es schon seit einigen Jahren die Schwesterorganisation Awo International. Diese arbeitet gezielt mit Familien in Nepal zusammen, deren Familienangehörige in Katar als Migrationsarbeiter schwere gesundheitliche Schäden erlitten haben oder sogar ums Leben gekommen sind.
So fiel die Entscheidung, Trieb bei seiner Fahrt nach Zürich zu unterstützen. Neben finanzieller Unterstützung halfen Mitglieder der Organisation beim Befüllen der Fußbälle. Jörg Richard war ebenso wie Awo-Unterbezirksvorsitzende Michael Scheffler mit in Zürich.
Aktion auf dem Zürichberg im Morgengrauen
Noch bei völliger Dunkelheit trafen sich die Beteiligten am Tag der Auslosung an einem bereits am Vortag nahe der FIFA-Zentrale auf dem Zürichberg geparkten LKW. Als der Morgen anbrach und der Betrieb im Verbandsgebäude losging, startete die Aktion.
Der FIFA-Sicherheitschef habe vergleichsweise gelassen reagiert und nur darum gebeten, die Einfahrt zur Tiefgarage freizuhalten. Kurz darauf traf die Polizei ein. „Sie haben schnell gemerkt, dass wir keine bösen Dinge vorhaben. Wir haben dann eine nachträgliche Spontangenehmigung für 109 Franken bekommen und haben die Aktion legalisiert zu Ende geführt“, sagt Jörg Richard.
Der Protest erhielt große mediale Aufmerksamkeit und war Teil zahlreicher Nachrichtensendungen – bis nach Indien.
Protest-Bälle werden bei weiteren Aktionen eingesetzt
Die Bälle kamen nach dem Ende der Aktion wieder zurück auf den Laster. Sie werden aktuell getrocknet und sollen in den nächsten Monaten für weitere Protestaktionen eingesetzt werden. Geplant ist etwa ein Einsatz „in einem Bundesliga-Stadion im Ruhrgebiet“, so Richard.
„Wir rufen damit nicht zum Boykott der WM auf. Unsere Intention ist: Zusehen, aber auch genau hingucken.“ Dabei gehe es nicht nur um die Situation der Arbeitnehmer, sondern auch um die „ökologische Fragwürdigkeit, klimatisierte Stadien mitten in der Wüste zu bauen“.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
