Sebastian Haller ist tot. Der Leiter der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) im Dortmunder Tatort, gespielt von Tilman Strauß, wird in seiner Wohnung brutal niedergestochen.
Der Mord an Fabers nervigem Widersacher dürfte als einer der größten Plot-Twists in die Geschichte der Dortmunder Krimireihe eingehen. Die Wendung tut viel für den Tatort – für die neue Folge im Speziellen und die Dynamik der Serie im Allgemeinen. Der latente Kleinkrieg zwischen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Sebastian Haller war zuletzt doch recht ermüdend mitanzusehen. Er hielt die Figuren und den ganzen Film in der Vergangenheit gefangen.

Deshalb ist es richtig, dass Haller den Serientod stirbt, so makaber das klingen mag. Endlich kann Faber abschließen. Erst recht, nachdem seine Unschuld bewiesen ist.
Die zwei Schüsse, mit denen Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) Hallers Mörder, Magnus Gabor (Stefan Haschke), in den Bauch trifft, erscheinen angesichts von Fabers schicksalshafter Vergangenheit umso bedeutungsvoller. Seine große Liebe Martina Bönisch (Anna Schudt) kam in der Folge „Liebe mich!“ auf dieselbe Weise um. Der Kreis ist geschlossen. Haller, der Mann, dem Faber seit jeher die Schuld an Bönischs Tod gab, ist gestorben, sein Mörder gestellt. „Es ist vorbei“, sagt Herzog zu ihrem Partner, wie um die Zäsur auch für die Zuschauer zu markieren.
Ob sie damit recht behält? Daniel Kossik (Stefan Konarske) bezweifelt es, setzt er doch am Ende des Films den neuen Kollegen Otto Pösken (Malick Bauer) auf Faber und Herzog an. Gänzlich loslassen wird das Vergangene die Figuren deshalb wohl auch in Zukunft nicht. Wie im echten Leben.
Dass Otto Pösken fortan vielleicht einen festen Platz im Ermittlerteam einnehmen wird, dürfte der Idee des Neuen aber Auftrieb verleihen. Zumal sich zwischen ihm und Rosa Herzog eine Romanze oder zumindest eine gute Freundschaft zu entwickeln scheint. Die Chemie zwischen den beiden stimmt jedenfalls, zumindest nachdem Herzog ihr Misstrauen gegenüber ihrem neuen Kollegen abgelegt hat. Gut gespielt von Stefanie Reinsperger.
Der Mörder kommt im Tatort zu kurz
Der neue Tatort aus Dortmund ist aufregend und dicht erzählt. Ein Manko hat der Film allerdings: Der Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen wirkt konstruiert. Rechtsmediziner Magnus Gabor soll von Angela Herrig erpresst worden sein, weil sie seine Doktorarbeit geschrieben hatte. Daraufhin bringt er sie um – und Haller gleich mit. Denn der hat es herausgefunden.
Für zwei so extreme Taten hätte Gabor eine viel dominantere Rolle im Film spielen müssen. Er ist zu unauffällig – bis er entlarvt wird. Letztlich dienen Gabor und die Morde, die er begeht, nur einem Zweck, nämlich die Figuren voranzutreiben.
Der Spannung tut das keinen Abbruch. Die Frage, wer der Mörder ist, überlagert alles, das Misstrauen im Team ist fast greifbar, das Schweigen kaum auszuhalten. Und am Ende wird für den Antihelden Faber doch noch alles gut. Irgendwie. Der Kommissar, der unter Mordverdacht steht, löst den Fall, statt sich seinem Schicksal zu ergeben und als Hallers vermeintlicher Mörder buchstäblich auf dem Abstellgleis zu bleiben. Dort, wo die Kripo ihn stellen will.
Der Tatort macht Spaß und Lust auf die nächste Folge. Auch, weil zwei Fragen offen bleiben. Was wird aus Rosa Herzog, nachdem sie Hallers Mörder erschossen hat? Und woher kennen sich eigentlich Lorik Duka (Kasem Hoxha), das mutmaßliche Clan-Mitglied, und Hauptkommissarin Ira Klasnić (Alessija Lause)? Die Antwort folgt bestimmt.