Es ist eine Hinrichtung. Der Zuschauer muss immer wieder hinsehen, weil die Dortmunder Tatort-Kommissare noch mal und noch mal die Bilder der Überwachungskamera studieren: Straßenbahnfahrer Hamza Arkadaş wird am Ende seiner Nachtschicht im Depot beim Kontrollgang durch den Fahrgastraum kaltblütig und vorsätzlich niedergestochen.
Tatort Dortmund: Darum geht es in „Love is Pain“
Ein junger Mann im Kapuzenpulli rammt ihm ein Messer in die Brust. Fünf Mal. Zwei Stiche waren tödlich, wie die Gerichtsmedizinerin im neuesten Dortmund-Tatort „Love is Pain“ (zu Deutsch: Liebe ist Schmerz) später feststellt. Nach seiner Tat schickt er noch einen kryptischen Gruß in die Überwachungskamera. Aber warum?
Eine Mördersuche der anderen Art ist „Love is Pain“, am 23. April zu sehen in der ARD. Die Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann), Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Jan Pawlak (Rick Okon) sowie auch die Zuschauer kennen das Gesicht des Täters, aber nicht sein Motiv. Sie wissen nichts über seine Identität. Er ist sichtbar, aber nicht zu fassen. „Hat der Typ eine Tarnkappe?“, fragt Faber.
„Arschlöcher Scharnhorst?“
Rosa Herzog, die wegen Fabers zwischenzeitlichem Dienstausfall nach dem Tod von Kollegin Martina Boenisch die kommissarische Leitung der Mordkommission übernommen hat, holt sich Hilfe von einer Kollegin, einer „Super-Recognizerin“. Mit der besonderen Fähigkeit, Gesichter wiederzuerkennen, guckt sie tagelang auf Bilder aus Dortmunder Überwachungskameras, um den Mörder irgendwo in der Stadt zu entdecken. Von Dortmund sieht man dabei im neuen Tatort unter anderem den Bergmann-Kiosk, der im Film Kumpel-Kiosk heißt, sowie die Nordstadt und die Münsterstraße.
Aus der Aufzeichnung des Mordes lässt sich schließen, dass Opfer und Täter sich gekannt haben. Faber und Pawlak ermitteln im Opfer-Milieu. Doch erst als der Messerstecher wieder zuschlägt, kommt Bewegung in den Fall. Beide Opfer stammen aus Scharnhorst, haben beim ASC Scharnhorst gespielt. „Arschlöcher Scharnhorst?“, fragt Faber.
Überhaupt ist „Arschloch“ ein viel gebrauchter Ausdruck in dieser Folge. „Arschloch Haller“, der ehemalige Liebhaber und Gerichtsmediziner, der Mitverantwortung an Boenischs Tod trägt, klagt auf Wiedereinstellung.
Tatort Dortmund: Neuer Kaktus für Boenisch
Auch vom zweiten Opfer, einem Bar-Besitzer, sagen die Mitarbeiter, er sei ein „Arschloch“ gewesen. „Enden wir mal alle so?“, fragt Rosa Herzog Peter Faber. „Als Arschloch?“, fragt Faber zurück. „Nee so einsam.“ Was Faber zu der Feststellung bewegt: „Jeder stirbt für sich allein.“
Faber tut zwar nach außen so, als sei ihm seine Degradierung egal, aber zwischenzeitlich fällt er in die Chefrolle zurück und gibt seinen Kollegen Anweisungen. Immer wieder beschäftigt ihn die neue untergeordnete Rolle im Team. Derweil behandelt Rosa Herzog ihn wie ein rohes Ei.

Einsamkeit, Trauer und schmerzliche Liebe sind die Leitmotive in diesem Tatort. Liebe tut weh. Das zieht sich durch alle Haupt- und Nebenhandlungen.
Faber kämpft noch immer mit dem Verlust von Boenisch. Ihr leerer Schreibtisch steht noch da. Er geht wieder in die Grabeskirche. Mit einem neuen Kaktus. Rick Okon kämpft mit seiner Schwiegermutter um das Sorgerecht für seine Tochter. Und Rosa Herzog ringt mit sich, ob sie ihrer kranken Mutter, einer untergetauchten Ex-RAF-Terroristin, helfen soll. Opfer-Angehörige sitzen auf ihren schmerzenden Geheimnissen.
Spannend bis zum Schluss
Auch der Täter spürt nach einer Verletzung mehr als körperliche Schmerzen. „Das sind nicht nur Schmerzen, das ist auch Trauer“, erkennt Faber auf den Videobildern vom Täter.
Obwohl irgendwann die Identität des Täters und sein Motiv klar sind, bleibt es spannend bis zum Schluss; denn der Täter droht ein drittes Mal zu morden.
Am Ende untermalt das melancholische Lied „Woods of Birnam“ der gleichnamigen deutschen Gruppe die Grundstimmung dieses Dortmunder Tatorts, das Drama hinter dem Krimi: Keine Liebe ohne Schmerz. Auch dieses Mal ist es ein sehenswerter Tatort.
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