Tagesbrüche im Dortmunder Süden Warum sie so oft Probleme machen und wo es zu Großeinsätzen kam

Tagesbrüche im Dortmunder Süden: Warum sie so oft Probleme machen
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Immer wieder kommt es plötzlich zu Tagesbrüchen, tiefe Krater im Boden sind die Folge. Aber wie entstehen sie eigentlich und wie groß ist die Gefahr, die davon ausgeht? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie entsteht ein Tagesbruch?

Auch in anderen Teilen der Stadt und des Landes NRW bereiten Tagesbrüche immer wieder Probleme. Sie treten in der Regel völlig überraschend auf. Ihre Größe reicht von kleinen Löchern im Boden bis hin zu riesigen, mehreren Metern großen Kratern in der Erde. Bevor man den Tagesbruch an der Oberfläche sehen könne, so teilt es Alexandra Schürmann von der Stadt Dortmund mit, komme es im Untergrund zu einem Verbruch.

„Das bedeutet, dass ein unterirdischer Hohlraum sich Richtung Erdoberfläche ‚hocharbeitet‘. Dies kann plötzlich oder allmählich geschehen. Sichtbar werden diese Verbrüche durch Risse, Trichter oder Löcher an der Erdoberfläche – dem Tagesbruch“, so die Pressesprecherin. „Tag“ ist dabei die bergbauliche Bezeichnung für Flächen, die dem Tageslicht ausgesetzt sind. Im Ruhrgebiet gehen einige spektakuläre Tagesbrüche auf den Steinkohleabbau zurück.

Nicht immer seien Tagesbrüche jedoch auf den Bergbau und dementsprechende Hohlräume unter der Erde zurückzuführen, erklärt Schürmann. Die Ursache für einen Tagesbruch liege häufig auch in defekten Entwässerungsleitungen – also den Straßenabläufen (sogenannte Sinkkästen, umgangssprachlich „Gullys“) oder Wasserleitungen. „Durch den Defekt formt das Wasser über die Zeit Hohlräume, die dann zu einem Verbruch führen.“

Tagesbruch Hörde
An der Ecke Breslaustraße/Bunzlaustraße in Dortmund-Hörde ist schon vor längerer Zeit ein Tagesbruch aufgetreten. © Staab

Wie groß ist die Gefahr von Tagesbrüchen in NRW?

Die Bezirksregierung Arnsberg teilt auf ihrer Homepage mit, dass der Bergbehörde rund 3.700 Tagesbrüche bekannt seien, welche seit Mitte der 1960er-Jahre in der Landesfläche aufgetreten sind.

Peter Hogrebe, Leiter des Dezernats „Nachbergbau“ bei der Bezirksregierung Arnsberg, ergänzt dazu: „Derzeit werden in den letzten Jahren konstant circa 120 Tagesbrüche aus ganz NRW der Bergverwaltung gemeldet, davon sind circa die Hälfte tatsächlich bergbaulich begründet.“ Betrachtet man die Gesamtfläche des Bundeslandes, scheint sich die Gefahr in Grenzen zu halten.

In den letzten Jahre habe es laut Hogrebe „glücklicherweise keine so spektakulären Tagesbrüche mehr gegeben“. Trotzdem sei die Zahl der Meldungen für augenscheinlich kleinere Ereignisse konstant.

Wo kann ich mich informieren?

Die Bezirksregierung Arnsberg und der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen veranschaulichen anhand einer Karte die Gefährdungspotenziale des Untergrundes, die zu Schäden an der Tagesoberfläche führen können. Unter dem Link www.gdu.nrw.de können Bürger weitere Information beziehen.

Tagesbruch Dortmund-Hörde
Wie hier in Dortmund-Hörde an der Seydlitzstraße/Ecke Torgauer Straße treten Tagesbrüche oft in Form von Löchern im Boden auf. © Staab

Was passiert, wenn ein Tagesbruch entdeckt wird?

Auf Nachfrage bei der Stadt Dortmund heißt es, dass das Tiefbauamt im Rahmen der Verkehrssicherheitspflicht den betroffenen Bereich zunächst absperre. Im Anschluss werde aufgegraben und es würden Fachleute zur Begutachtung des Tagesbruchs herangezogen. „Je nachdem, ob das Problem bei der Entwässerung, dem Kanal, einer Versorgungsleitung oder dem Bergbau liegt, werden weitere Maßnahmen durch die Zuständigen koordiniert“, erklärt Alexandra Schürmann.

Probleme an den Gullys behebt das Tiefbauamt. Kanaldefekte beseitigt der Eigenbetrieb Stadtentwässerung. Defekte Versorgungsleitungen repariert Donetz/DEW21. Bei der Beseitigung von Tagesbrüchen, die auf den Altbergbau zurückzuführen sind, ist beispielsweise auch die RAG involviert.

Wie lange dauert die Beseitigung?

„Die Beseitigung des Tagesbruchs und die Wiederherstellung des Bereiches sind von der Größe der Maßnahme abhängig. Sie kann innerhalb weniger Tage bis hin zu mehreren Monaten bei Großbaumaßnahmen dauern“, antwortet Alexandra Schürmann.

Für die Dauer der Reparatur und Wiederherstellung müssten die Verkehrsteilnehmer mit mehr oder weniger großen Einschränkungen zurechtkommen. Alle Beteiligten und Zuständigen seien laut Pressesprecherin der Stadt Dortmund dabei immer bemüht, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten und das Problem schnellstmöglich zu beheben.

Tagesbruch in Witten
Das Loch eines Tagesbruches wird am 11.07.2014 in Witten (Nordrhein-Westfalen) verfüllt. Drei Wohnhäuser wurden vorsorglich evakuiert. © picture alliance / dpa

Spektakuläre Tagesbrüche in NRW

Im Juli 2014 mussten nach einem Tagesbruch in Witten drei Wohnhäuser evakuiert werden. Die Erde tat sich drei Meter tief im Bereich der Zufahrt zu den Häusern an der Speckbahn auf. Das Loch war fünf bis sechs Meter breit und wurde mehrere Tage lang mit Beton verfüllt. „Dort war ein ehemaliger Schacht hohl gefallenen und somit Auslöser für den Tagesbruch“, erklärt Hogrebe.

Zu den „zweifelsohne spektakulärsten Brüchen“ zählt Hogrebe auch das sogenannte „Siegener Loch“. Im Februar 2004 brach zwischen den Häusern an der Gläserstraße in Siegen die Erde auf. Ein Teil des Kellers von Haus Nr. 112 stürzte ab, das Gebäude wurde evakuiert. Zwischen Nummer 112 und 120 bildete sich eine Mulde, in der eine ganze Birke verschwand. 90 Menschen wurden evakuiert. Ursächlich seien laut Hogrebe in diesem Fall hinterlassene Hohlräume aus dem Erzbergbau über oberflächennahen Bergbau gewesen.

Im Januar 2000 erlangte der 15 Meter tiefe Tagesbruch in Bochum-Höntrop Berühmtheit. Ursache war der stillgelegte Förderschacht der Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank in Eppendorf. Die Fläche eines ganzen Wendehammers stürzte in den Schacht, der Krater hatte eine Größe von rund 500 Quadratmetern. In der Erde verschwanden drei Garagen und mehrere Autos. Der Tagesbruch ist bekannt unter dem Namen „Krater von Höntrop“.

Tagesbruch in Siegen
Ein Schild warnt an einem Absperrgitter in Siegen vor der Einsturzgefahr eines Mehrfamilienhauses (Archivfoto vom 13.02.2004). © picture-alliance / dpa/dpaweb

Wie melde ich einen Tagesbruch beim Tiefbauamt der Stadt Dortmund?

Schreiben Sie eine Mail mit genauem Standort und Ihren Kontaktdaten an tiefbauamt@dortmund.de oder rufen Sie an: Tel.(0231) 50-22668 oder -27967.

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Dieser Artikel erschien zuerst am 8. August 2023.