„Suspended Coffee“: So können Sie Bedürftigen einen Kaffee spendieren

© Christin Mols

„Suspended Coffee“: So können Sie Bedürftigen einen Kaffee spendieren

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Wenn man wenig Geld hat, werden selbst alltägliche Situationen wie ein Café-Besuch zu scheinbar unüberwindbaren Hürden. Das muss nicht sein.

Dortmund

, 12.11.2019, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit viel Fantasie könnte man an einen Weihnachtsbaum denken. Einen, der von der Decke hängt. Einen, der aus hölzenen Wäscheklammern und kleinen Zetteln besteht.

Für Menschen mit wenig Geld ist das Gebilde, das im Café Plus nebmen der Theke baumelt, ein Segen. Es sind Gutscheine, die andere Gäste hinterlassen haben – für einen Kaffee, einen Kakao, eine Limo, eine Currywurst.

Tradition aus Italien

„Teilen macht Freu(n)de“ steht auf einem Flyer, der zwischen den Gutscheinen steckt. Er gehört zur Aktion „Spendiert! – Suspended Coffee Germany“, die es seit 2013 gibt. „Suspended Coffee“ heißt übersetzt in etwa „aufgeschobener“ Kaffee und greift die Tradition des „Caffé Sospeso“ auf, die aus Neapel stammt und von dort aus fast die ganze Welt erreicht hat.

Das Prinzip ist einfach: Wer möchte, zahlt in einem teilnehmenden Café oder Geschäft ein Produkt oder eine Dienstleistung doppelt. Dieses Produkt, beispielsweise ein Capuccino oder diese Dienstleistung wie zum Beispiel ein Friseurbesuch, wird als „spendiert“ auf einem Gutschein notiert und kann von einem Bedürftigen eingelöst werden.

Nur zwei machen bislang weiter

„So kann man schnell und anonym praktische Nächstenliebe ausüben“, teilen die Initiatoren der Aktion mit. Benachteiligte würden in die Gesellschaft und alltägliche Situationen eingebunden.

Das Café Plus macht seit 2017 mit. Damals hatte sich eine Dortmunder Bloggerin bemüht, das Thema in der Stadt zu verbreiten. Zunächst war das Café Plus eines von vielen teilnehmenden Cafés. Heute ist es ein Überbleibsel. Nachdem der Blog „Für Leib und Seele“ eingestellt worden war, blieb neben dem Café am Gnadenort 3-5 nur noch die Bäckerei Dahlmann, wo man Gutscheine kaufen kann, die Obdachlose für einen Kaffee und ein belegtes Brötchen einlösen können.

„Scham, einen Gutschein einzulösen, ist groß“

Die Gutscheine druckt die Koordinatorin des Café Plus, dessen Träger die Aidshilfe ist, von der „Suspended Coffee“-Webseite aus. „Wir wollen die Aktion weiterführen“, sagt Corinna Kleinmann, die auch nicht verschweigt, dass es schon besser lief. Als vor zwei Jahren das Medieninteresse groß war, sei die Bereitschaft, Gutscheine zu kaufen, größer gewesen. Auch seien sie häufiger in Anspruch genommen worden.

Der Gast darf selbst entscheiden, für was der Gutschein, den er bezahlt, sein soll. Oft wird die Entscheidung aber auch den Mitarbeitern im Café Plus überlassen.

Der Gast darf selbst entscheiden, für was der Gutschein, den er bezahlt, sein soll. Oft wird die Entscheidung aber auch den Mitarbeitern im Café Plus überlassen. © Christin Mols

„Die Scham, einen Gutschein einzulösen, ist groß. Die Leute offenbaren ihre Armut“, erklärt Café-Plus-Mitarbeiterin Katharina Golla. „Deswegen machen wir das hier so hürdenfrei wie möglich. Wir verlangen keinen Beweis für die Bedürftigkeit. Das läuft auf Vertrauensbasis.“

Die Idee sei super, sagt Corinna Kleinmann, die sich einen neuen Aufschwung für die Aktion und wieder mehr teilnehmende Cafés in Dortmund wünscht. Immerhin ist es eine einfache Möglichkeit zu helfen. Für jeden.

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