Susanne Bräuning sorgt sich um die Lebendigkeit in Hörde Baustelle vor ihrem Geschäft „ein Schock“

Susanne Bräuning sorgt sich um die Lebendigkeit in Hörde
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Eigentlich hat das „Röstwerk“ in der Hörder Rathausstraße jeden Montag geschlossen. Susanne Bräuning, Inhaberin der Kaffeerösterei mit Café im Innenstadtbereich von Dortmund-Hörde, freut sich diesmal allerdings trotzdem über zwei spontane Gäste, die ihren Laden betreten. Eigentlich sei der Montag ihr Röst-Tag, so Bräuning, doch in Zeiten wie diesen freue sie sich über jeden einzelnen Kunden.

„Ich bin im fünften Jahr Krise“, gibt die Geschäftsinhaberin zu bedenken und ergänzt: „Corona war schon eine Hausnummer, aber das haben wir überstanden. Dann kam die Energiekrise, die hat uns sowas von in den Keller geschickt.“ Und nun sorgt auch noch eine Baustelle direkt vor ihrem Geschäft für ausbleibende Kundschaft – an Außengastronomie sei aufgrund der Absperrbaken bis Ende des Monats nicht zu denken.

Baulärm, Dreck und der Baustellengeruch führten außerdem dazu, dass kaum jemand im Innenbereich sitzen wolle. Dort, wo Bräunings Kunden sonst in gemütlicher Atmosphäre einen Cappuccino, einen Espresso oder ein Stück Kuchen genießen, sind die Plätze verwaist. Sie habe einen deutlichen Rückgang der Laufkundschaft erlebt, berichtet Bräuning.

„Röstwerk“ seit zehn Jahren in Hörde

Seit etwas mehr als zehn Jahren lockt das „Röstwerk“ Kaffee-Liebhaber in die Hörder Rathausstraße. Verschiedene Kaffeebohnen, frischer Kaffee, Zubehör und Kuchen gehören zum Angebot. „Draußen vor der Tür haben wir drei Tische und ein paar Stühle. Manchmal hole ich spontan noch einen Stehtisch raus, wenn man merkt, es sind zufällig mal ein paar mehr“, erklärt Susanne Bräuning.

Frau steht in einem Kaffee-Geschäft
Seit zehn Jahren betreibt Susanne Bräuning das „Röstwerk“ in Dortmund-Hörde. © Staab

Seit Anfang Juni sieht das jedoch anders aus. Vorab sei sie mit einem Zettel über die dann folgende Baustelle informiert worden. Persönlich habe Bräuning sogar noch mit dem Bauleiter gesprochen. „So gesehen ist das Prozedere, glaube ich, völlig in Ordnung. Mehr können die nicht tun. Das ist die ausführende Firma“, sagt sie. Auch der Stadt wolle sie keinen großen Vorwurf machen. Einzig die Dauer der Baustelle von sieben Wochen verwundere sie etwas. „Das finde ich eine unglaublich lange Zeit.“

Immerhin: Die Kosten für die Außengastronomie bekomme sie bei der nächsten Beantragung erstattet.

Lieferservice mit dem Lastenrad

Der Zeitraum, mitten im Sommer, trifft das kleine Geschäft nach den vergangenen, bereits überstandenen Krisen besonders hart. Bräuning erklärt: „Das war schon ein Schock. Und dann dachte ich, sieben Wochen, wie soll das gehen? Das ist die schönste Zeit des Jahres. Das tut einfach im Portemonnaie weh und das tut der Lebendigkeit in Hörde weh.“

Zum Glück, so freut sich die Geschäftsinhaberin, hielten ihr die Stammkunden weiterhin die Treue. Seit der Corona-Pandemie bietet das „Röstwerk“ zudem einen Lieferservice an. Mitarbeiter Günter Maiß bringt innerhalb Dortmunds den Kaffee bis zur Haustür.

Ein Mann liefert Kaffee
Kaffee per Lieferservice nach Hause: Mitarbeiter Günter Maiß bereitet eine Lieferung mit dem Lastenrad vor. © Staab

Auch auf Social Media (Instagram: roestwerkdortmund) sei sie dank ihres Sohnes sehr aktiv, so Bräuning. Über 1000 Menschen sind dort bereits Follower. „Wenn das alles nicht wäre, dann sähe es nochmal anders aus. Deshalb gibt es mich noch“, sagt sie und ergänzt nachdenklich: „Ich mache mir einfach Sorgen, dass da die Luft irgendwann raus ist. Und dieses permanente dafür sorgen, wo kommen denn jetzt die Kunden her. Sie laufen nicht hier rum. Das kostet unglaublich Kraft.“

Ende vergangenen Jahres kündigte bereits die Boutique Dundack’s – direkt neben dem „Röstwerk“ – ihr Ende an. Foto Feldmann, Gerry Weber und Apollo sind weitere Namen, die entweder bereits aus Hörde verschwunden sind oder es bald sein werden. „Ich habe so das Gefühl, das kippt. Naja, und dadurch, dass solche Geschäfte wegfallen, wird es unattraktiver, mal eben durch die Stadt zu bummeln“, beklagt Bräuning. Doch sie macht weiter, so wie die letzten zehn Jahren. Und nach den bereits überwundenen Krisen.

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