Tausende Styroporkügelchen landen in der Natur Anwohner werfen Arbeitern Fahrlässigkeit vor

Tausende Styroporkügelchen landen in der Natur: Anwohner sind wütend
Lesezeit

Sie kamen säckeweise auf Lastwagen: kleine Styroporkugeln, die mit Estrich weiterverarbeitet werden. Der Estrich ist für den Neubau gedacht, der gerade an der Bodieckstraße in Sölderholz entsteht.

Doch nicht alle Kügelchen sind im Estrich gelandet. Zahlreiche liegen auf der Straße, am Straßenrand, in den Vorgärten der Anwohner – oder sie wurden in den Gully gespült. Es müssen Tausende sein.

Knietief im Styropor

Seit Monaten wird in Höhe der Hausnummer 78 gebaut. Im Juni 2023 brachten Lkw schließlich die Säcke mit den Styroporkügelchen – und damit den Ärger in die Straße: „Die Arbeiter standen knietief in freiliegendem Styropor“, sagen Anwohner, die namentlich nicht genannt werden möchten, weil sie sich nach ihrer vor Ort geäußerten Kritik bedroht fühlen.

Sie finden die Handhabung auf der Baustelle unglaublich: „Was ist mit Tieren, die das aufpicken?“ Selbst im Wassernapf des Hundes habe man die Teilchen gefunden. Die Einsicht der Bauarbeiter sei schlicht nicht vorhanden gewesen. Also riefen die Anwohner die Polizei.

Styropor
An verschiedenen Stellen sammeln sich die kleinen weißen Styroporkügelchen auf der Straße. © Britta Linnhoff

Die Polizei bestätigt einen Einsatz. Die Beamten waren am Freitagnachmittag (9.6.) vor Ort. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) war da. Dieter Güttmann gehört zum Vorstandsteam des BUND in Dortmund. Er sagt: „Obwohl es nicht sehr windig war an diesem Tag, flogen die Kügelchen in alle Richtungen. Ein Besen hilft da nur bedingt, das ist Kosmetik.“

Dieter Güttmann sieht die Gefahr vor allem in den langfristigen Folgen: „Eine direkte Gefahr gibt es sicher nicht. Aber dieses ganze Zeug reibt sich permanent weiter ab und landet irgendwann als Mikroplastik in den Meeren und in der Nahrungskette: Das ist großer Mist.“ Auf viel Einsicht vor Ort sei er nicht gestoßen, sagt er. Etwas, das er immer wieder feststelle. Das Bewusstsein für das Problem fehle.

Styropor auf der Straße
Eine weiße Spur führt von der Baustelle in Richtung Gully. Das Foto haben Anwohner gemacht. Sie werfen den Arbeitern vor, Styroporkügelchen im Gully entsorgt zu haben. © privat

Grundschüler sammeln Müll

Die Anlieger werfen den Arbeitern vor, die herumliegenden Styroporkügelchen auch im Gully entsorgt zu haben. Fotos zeigen jedenfalls eine weiße Spur in Richtung Abfluss.

Auch das Umweltamt und das Ordnungsamt der Stadt Dortmund waren vor Ort. Die Stadt teilt dazu auf Anfrage mit: „Die Firma wurde aufgefordert die Styroporkügelchen zu beseitigen und ein weiteres Verwehen der Kügelchen in die Umgebung zu verhindern. Die Handwerker waren sofort kooperativ, haben die Styroporkügelchen mit einem Laubsauger entfernt und den Baustellenzaun mit einer Folie verkleidet, um ein weiteres Verwehen ins Umfeld möglichst zu verhindern.“

Ein Bußgeld sei nicht angedroht worden, weil hier „keine Absicht oder Vorsätzlichkeit erkennbar war und geeignete Maßnahmen gefunden wurden, die das Problem beheben konnten“. Die Anlieger sehen das anders.

Grundschüler sammeln Müll
Sie sammelten reichlich Müll in der Umgebung: Schülerinnen und Schüler der Lichtendorfer Grundschule. © Schule

Bereits aufgeräumt haben die Mädchen und Jungen der unmittelbar neben der Baustelle gelegenen Lichtendorfer Grundschule: Sie sammelten am Dienstag (19.6.) jede Menge Zigarettenkippen, Glasscherben, Bierflaschen und Bierdosen ein.

Auch die Styroporkugeln fanden sie. Das Schulgelände sei aber nicht verschmutzt worden, sagt die Schulleitung. Die Müllsammelaktion fand im Zuge der gemeinschaftlichen Abfallsammelaktion von EDG und Stadt statt.

Aldi im Zelt: Dieses Einkaufserlebnis gibt es nur in Aplerbeck

Bahnhof Aplerbeck-Süd: Acht-Millionen-Projekt „geht mit großen Schritten voran“

Aplerbecker Wald als Müllhalde: Anwohner setzt Belohnung aus, um Umweltsünder zu finden