
© Uwe von Schirp
Sturm „Ela“ hatte Adler vom Denkmal geweht – jetzt flog ein neuer am Haken durch Mengede
Kunst im öffentlichen Raum
Das Denkmal an der alten Post in Mengede hat seinen Adler zurück. 2014 hatte Sturmtief „Ela“ das alte Wappentier von der Säule geweht. Jetzt kann sich der Heimatverein gleich doppelt freuen.
Eine der großen Mengeder Kreuzungen hat ihren Blickfang wieder. Seit Donnerstag (7.11.) hat das Denkmal an der Ecke Königshalt/Strünkedestraße wieder einen Adler. Vor fünf Jahren hatte Pfingststurm Ela den preußischen Wappenvogel von der Säule „geweht“. Seitdem beschäftigte sein Schicksal Heimatforscher, Denkmalschützer, Lokalpolitiker und Stadtverwaltung.
Auf der sieben Meter hohen Granitsäule steht jedoch nicht der historische Adler aus dem dem Jahr 1873, sondern eine Replik. „Ich sollte den alten originalen Adler aus Zinnguss restaurieren“, erklärt Restaurator Martin Möbus gegenüber dieser Redaktion.
„Die Vorstellung war, dass er stabilisiert, zusammengefügt und mit einem Flügel auf die Säule gesetzt wird.“ Ein Trugschluss. „Ich habe festgestellt, dass er schlechter im Zustand war als erwartet und wesentliche Teile fehlen.“
Depot des Tiefbauamtes war kein „gutes Nest“
Es war aber nicht der Sturzflug im Sturm Ela, der dem Wappentier zugesetzt hatte. Sondern die zwischenzeitliche Einlagerung im Depot auf dem Betriebshof des Tiefbauamtes. „Das war kein gutes Nest“, sagt Franz-Josef Veuhoff vom Heimatverein.
Martin Möbus fand in der Gießerei Kai Pelikan in Bendorf/Eifel einen Fachbetrieb, der bereits einen Adler neu gegossen hatte. „Es ist ein typischer preußischer Adler, wie er auf vielen Denkmalen aus der Zeit zu finden ist“, erklärt der Fachmann.

45 Zentimeter hoch und 1,20 Meter breit ist der Adler aus Aluguss auf dem Mengeder Denkmal. © Uwe von Schirp
Der neue Mengeder Adler ist allerdings nicht wie sein historisches Vorbild aus Zinn-, sondern aus Aluguss – bestrichen mit einer schwarzen Graphit-Paste. 45 Zentimeter ist er hoch, wiegt rund 70 Kilogramm und hat eine Flügelspannweite von 1,20 Metern.
Steinrestaurator Werner Paetzke aus Hörstel-Bevergern hat in den zurückliegenden fünf Wochen die Säule schonend gereinigt. Ruß aus der Hochzeit des Bergbaus und Staub von den viel befahrenen Straßen hatten ihr zugesetzt.
„Das war eine Substanz erhaltende Maßnahme“, erklärt Paetzke. Sichtbar ist jetzt wieder der altrosafarbene und seltene Riesenberg-Granit aus dem Erfurter Raum. Das Kriegerdenkmal erinnert an die Mengeder Gefallenen aus den Kriegen 1866 und 1870/71.
Alte „Bulle“ beinhaltet einen Reichstaler aus dem Jahr 1772
Betreut wurde das Restaurations-Projekt von Rosemarie Pahlke, Referentin für „Kunst im öffentlichen Raum“ in der Stabsstelle der städtischen Kulturbetriebe, und Anneke Lamot von der Unteren Denkmalbehörde.
Pahlke hatte auch die sogenannte Bulle dabei. In den flachen etwa 20 mal 20 Zentimeter großen Metallkasten hatten die Mengeder bei der Errichtung des Denkmals Münzen und Schriftstücke gelegt.

Rosemarie Pahlke und Restaurator Martin Möbus mit der „Bulle“ aus dem Jahr 1873: Münzen und Dokumente haben unter dem Witterungseinfluss gelitten. © Uwe von Schirp
Die historische Bulle hatte über die eineinhalb Jahrhunderte unter dem Witterungseinfluss gelitten. Die Schriftstücke werden nun in einer Fachwerkstatt restauriert. Die Münzen, darunter ein Reichstaler aus dem Jahr 1772, werden gereinigt.
Rosemarie Pahlke lässt nun eine neue Bulle aus Edelstahl anfertigen, die später in die Säule eingesetzt wird. Sie wird unter anderem Euro-Münzen und einen Speicher-Stick enthalten und an die Restauration in diesem Jahr erinnern.
Kopf des alten Adlers kommt ins Heimathaus
Der Heimatverein Mengede hat nun doppelten Grund zur Freude. Nicht nur, dass ein seit fünf Jahren intensiv begleitetes Projekt beendet ist. Der Kopf des alten Adlers und die Reste seines Rumpfes werden im Heimathaus am Widum ausgestellt.

Den alten Adler konnte Martin Möbus nicht mehr restaurieren. Kopf und Reste des Rumpfes finden nun einen Platz im Mengeder Heimathaus. © Uwe von Schirp
Vertreter von Heimat- und Schützenverein, der Reservistenkameradschaft Nordwest und des Bergmann-Unterstützungsvereins Mengede sowie Bezirksvertreter sahen zu, als die Restauratoren den Adler mit einem Hubkran auf die Säule setzten. Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch dankte allen Beteiligten für ihr Engagement.
Zwischen 15.000 und 20.000 Euro hat die Restauration des Denkmals gekostet. Den größten Teil der Kosten finanzierte die Bezirksvertretung Mengede.

Mitglieder von Schützen- und Heimatverein, von Reservistenkameradschaft und Bergmanns-Unterstützungeverein sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung kamen zum Abschluss des Restaurationsarbeiten. © Uwe von Schirp
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
