
© Birgit Hupfeld
Studio-Premiere besteht nur aus Klischees und ständigen Kostümwechseln
Schauspielhaus Dortmund
Auf der Suche nach dem Femininen begibt sich das Kollektiv Operation Memory in „Cherchez la femme“ und kommt über Klischees und Plattitüden nicht hinaus. Am Samstag war Premiere im Studio.
Schon der Einstieg in den Theaterabend „Cherchez la femme“ ist ausgesprochen unoriginell: Das Publikum ist zu früh zur Show gekommen! Nach und nach kommen die vier Darsteller auf die Studiobühne am Samstagabend und versuchen, mit dieser Situation umzugehen.
Linda Elsner spielt sich als Diva auf, Iman Tekle und Sarah Yawa Quarshie räumen die von Bühnenbildassistentin Nane Thomas plüschig zugemüllte Bühne auf, bis dann kreischend Christopher Heisler eintrifft. Dann gibt´s Kaffee für alle und anschließend ein Playback mit Choreografie zu dem Lied „New York“.
Kollektiv Memory Operation begeistert sich für Playback-Gesang
Die Idee des Playback-Gesangs scheint das Kollektiv Operation Memory , das mit dieser Produktion seine einjährige Künstler-Residenz am Schauspiel Dortmund beendet, begeistert zu haben. Denn im Laufe der 75-minütigen Aufführung setzen sie es noch mehrmals ein.
Austoben konnte sich René Neumann, denn die Kostüme werden für fast jeden Regieeinfall gewechselt. Zu sehen gibt es natürlich keine Show, sondern eine Aneinanderreihung von Miniszenen, die etwas mit dem Frausein zu tun haben.
Frauengestalten aus der Vergangenheit zum Leben erweckt
So wird kein Klischee auslassend in einer Kochshow eine Frau gebacken - ein Kilo Emotionalität, 500 Gramm Schwäche, ein halber Liter Passivität... Sollte vermutlich witzig sein, ist aber nur platt.
Einige Frauengestalten aus der Vergangenheit werden zum Leben erweckt. So soll sich Hannah Arendt zu ihrem Emanzipationsproblem äußern, und Iman Tekle gibt sie als Verschüchterte mit Brille, wenn die anderen drei Mimen ihr auf die Pelle rücken. Lächerlich.
Später begegnet das Publikum noch Josephine Baker, der Schauspielerin und Sängerin Eartha Kitt sowie Claude Cahun, die gerne weder weiblich noch männlich, sondern neutral wäre. Die drei Schauspielerinnen denken noch ein bisschen übers Verlieben, Beziehungen und Kompromisse nach.
Verkleiden allein ist noch keine Schauspielkunst
Und irgendwann ist diese belanglose Aufführung endlich vorbei. Ständige Kostümwechsel, Requisiten-Geschiebe und Playback-Einlagen füllen zwar Zeit, aber lassen eher an Karnevalsvorbereitungen als an einen Theaterabend denken.
Bleibt nur zu hoffen, dass Schauspiel-Intendantin Julia Wissert bei der Kandidaten-Auswahl für die nächste Künstler-Residenz, sollte es denn eine weitere geben, mehr Glück hat.
Weitere Termine
Die nächsten Vorstellungen sind am 4. und 5. Mai jeweils um 20 Uhr, am 29. Mai um 18.30 Uhr und am 10.6. um 20 Uhr im Studio des Schauspielhauses am Hiltropwall. Karten gibt es an der Kasse im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), per Tel. 5027222 und im Internet unter: www.theaterdo.de