Der Ökostrom-Anbieter Octopus Energy Germany drängt seit einiger Zeit intensiv auf den Dortmunder Markt. Seit Kurzem wirbt das Unternehmen sogar mit einem überdimensionalen Plakat auf dem Westenhellweg für seinen Strom. „Weil Strom nicht die Welt kosten soll“, steht auf dem Plakat.
Mit einer anderen Werbeanzeige, die Octopus Energy unter anderem auf Social Media verbreitete, griff das Unternehmen den Dortmunder Energieversorger DEW21 an. Darin bewarb Octopus Energy den „Statt-Stadtwerke-Tarif für Dortmund“ und legte Kunden einen Anbieterwechsel nahe. Die Anzeige enthielt auch ein Diagramm, mit dem das Unternehmen sein Angebot mit dem Grundversorger-Tarif von DEW21 verglich. Der Octopus-Preis pro Kilowattstunde ist geringer.

DEW21 hatte dieser Redaktion bereits mitgeteilt, dass man solche Marketingstrategien beobachte und „von Fall zu Fall“ prüfe, ob eine Reaktion notwendig sei. Jetzt ist offenbar eine Reaktion erfolgt.
Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany, berichtet in dem sozialen Netzwerk LinkedIn von einer „Abmahnung“, die DEW21 dem Stromanbieter gesendet habe. In dem „Einwurfschreiben“, teilt Octopus Energy Germany mit, werfe DEW21 dem Unternehmen einen „irreführenden Werbevergleich“ vor.
Der Preisvergleich: DEW21 vs. Octopus Energy
Gierull geht auf LinkedIn näher auf die Argumentation von DEW21 ein: „Insbesondere störten sich die Stadtwerke Dortmund daran, dass wir nicht auf deren günstigeren Grundpreis im Grundversorgungstarif hingewiesen haben. In speziellen Fällen sei es für ihre Kund*innen nämlich sogar günstiger, bei ihnen in der Grundversorgung zu bleiben. Zum Beispiel, wenn man ein Gartenhaus mit einem jährlichen Verbrauch von 244 kWh heizt.“
Es geht dabei um den monatlichen Grundpreis, der durch den Verbrauchspreis pro Kilowattstunde (kWh) ergänzt wird. Der Grundpreis liegt im Grundversorger-Tarif von DEW21 bei 13,90 Euro. Octopus Energy verlangt 15,51 Euro und ist damit 1,61 Euro teurer. Jedoch ist der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde bei der DEW21-Konkurrenz 13,3 Cent günstiger.
Über die Argumentation von DEW21 mokiert sich der Octopus-Energy-CEO auf LinkedIn. Direkt an DEW21 gerichtet, schreibt er dort: „Octopus Energy versorgt keine Gartenhäuser, sondern Wohnungen und Häuser mit Menschen, die auf günstige Energiepreise angewiesen sind. Wir helfen Familien, ihre Energiekosten zu senken. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Normalverbrauch eines Einfamilienhauses liegt bei jährlich 3.000 - 3.500 kWh.“
Zum Schluss seines Beitrags verlinkt Gierull noch einen Medienbericht, der sich mit der mutmaßlichen Kundenabzocke der DEW21-Tochter „stadtenergie“ befasst. Dazu schreibt er: „Wer übrigens mehr über die Stadtwerke Dortmund und deren Geschäftspraktiken wissen will.“
DEW21 dementiert den in dem LinkedIn-Beitrag beschriebenen Vorgang auf Nachfrage unserer Redaktion nicht. Der Energieversorger möchte diesen allerdings auch nicht kommentieren.
Deutschlandweite Kampagne
Octopus Energy Germany hatte gegenüber unserer Redaktion angegeben, dass das Unternehmen den „Statt-Stadtwerke-Tarif“ in „Regionen verwendet habe, in denen Verbraucherinnen und Verbraucher oft zu viel für ihren Strom zahlen“. Also nicht nur in Dortmund.
Das Unternehmen rechtfertigt die Kampagne damit, dass viele Verbraucher angeblich in alten Grundversorger-Verträgen steckten und zu viel für ihren Strom bezahlten. Deshalb wolle man mit einer „direkten und auch frechen Ansprache in einer deutschlandweiten Kampagne auf diese eklatanten Preisunterschiede aufmerksam machen“.
Grundsätzlich muss man mit Blick auf die Werbeanzeige berücksichtigen, dass Octopus Energy sein Angebot mit dem Tarif in der Grundversorgung verglichen hat, die garantiert, dass alle Haushalte mit Energie versorgt werden. DEW21 bietet aber auch günstigere Tarife an.