Fast zwei Jahre nach einer brutalen Schlägerei in einem Ladenlokal an der Dortmunder Brückstraße beschäftigt der Fall erneut das Dortmunder Landgericht. Angeklagt sind fünf Mitglieder einer Großfamilie. Sie wohnen in Dortmund, Lünen und Unna.
Ein erster Prozess war im Herbst 2023 wegen Terminschwierigkeiten ausgesetzt worden. Die Angeklagten sitzen seitdem nicht mehr in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft hat das Quintett nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung, sondern auch wegen schweren Raubes angeklagt. Sie sollen dem Opfer – einem Verkäufer in dem Geschäft – 11.000 Euro und einen Diamantring im Wert von 8.000 Euro abgenommen haben.
Raub erst nach Tagen gemeldet?
Die Verteidiger haben bereits durchblicken lassen, dass die Misshandlungen des Mannes wohl zugegeben werden. Von einem Raub könne aber keine Rede sein. Stellvertretend für alle formulierte es Rechtsanwalt Christian Simonis so: „Der Vorwurf des Raubes lässt sich unter keinem denkbaren Gesichtspunkt aufrechterhalten. Dem Belastungszeugen kann schlichtweg nicht geglaubt werden.“
Tatsächlich behauptet der 27-jährige Verkäufer, das Fehlen des Ringes und des Geldes erst Stunden nach der Tat vom Februar 2023 bemerkt zu haben. „Wir haben das dann aber gleich am nächsten Tag der Polizei gemeldet“, sagte er. Das Problem: Notiert wurde die „Nachmeldung“ erst zehn Tage später.
Überwachungsvideos gesichtet
Die Verteidiger glauben, dass der Verkäufer und seine Familie das Fehlen der Wertgegenstände nachträglich erfunden haben, um die Angeklagten zusätzlich zu belasten. Auch die Staatsanwaltschaft hat bereits erklärt, dass nach dem Sichten des Überwachungsvideos nicht gesagt werden kann, wer wann welche Gegenstände geraubt haben soll.
Dass es Streit zwischen der Großfamilie der Angeklagten und den Ladeninhabern gab, ist dagegen unbestritten. Offenbar ging es dabei um Vapes und mögliche Geschäftsbeziehungen untereinander.

Zeuge bis heute in Angst
Der Verkäufer sagte in seiner Zeugenaussage: „Die haben uns immer wieder Ware angeboten. Die hätten wir aber nie verkaufen können, also haben wir sie nicht abgenommen.“ Unter anderem seien Lieferwege nicht nachvollziehbar gewesen. Außerdem hätten die Vapes keine Steuermarke gehabt.
Die Angeklagten sollen deshalb mit Nachdruck gefordert haben: „Entweder ihr nehmt die Ware ab oder ihr zahlt uns unsere Ausfallkosten.“ Der Zeuge: „Sie haben mich an diesem Tag umzingelt und von allen Seiten brutal auf mich eingeschlagen.“
Der Verkäufer will bis heute an Angstzuständen leiden. „Ich traue mich im Dunkeln kaum vor die Tür“, sagte er.