Vor der Tür ist es ein Kommen und Gehen. Autos rollen durch die kleine Stichstraße auf den Parkplatz vor dem Haupteingang. Dort packen Kunden ihre Wochenendeinkäufe in den Kofferraum oder schleppen große Taschen über den Bürgersteig. Drinnen sind vier von sieben Kassen geöffnet. Davor kleine Schlangen mit vier bis acht Einkäufern.
Ein ganz normaler Freitag (28.7.) im Kaufland Dortmund-Mengede. Dabei wird der Markt an diesem Tag vor dem Wochenende bestreikt. Das teilt die Kaufland-Unternehmenskommunikation am Morgen mit. „Die Filialen haben regulär geöffnet, die Kunden können wie gewohnt ihre Einkäufe tätigen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Hintergrund des Streiks sind die aktuellen Tarifverhandlungen im deutschen Einzelhandel. Die Gewerkschaft verd.i hat an diesem Freitag erneut zu Streiks aufgerufen. Mengede ist eine der betroffenen Filialen. In den vergangenen Wochen wurde unter anderem mehrfach die Filiale im Einkaufszentrum Widumer Tor in Castrop-Rauxel bestreikt. Auch hier lief der Verkauf normal weiter.
„Wir möchten gerne 2,50 Euro pro Stunde mehr haben“, sagt uns eine Mitarbeiterin. „Das ist doch nicht viel.“ Den Kunden fällt der Ausstand überhaupt nicht auf. „Ich hab alles bekommen, was ich brauche“, erklärt ein Mann. Er schiebt den Einkaufswagen mit Lebensmitteln und ein paar Flaschen Wein aus dem Angebot aus der Eingangstür.
„Alles ganz normal“
„Alles ganz normal“, sagt auch eine Frau. „Naja, in den Regalen sieht es leerer aus als sonst. Aber was heißt das schon? Es könnte ja auch ein Container verschollen gegangen sein.“ Sie lacht.
Vor der Tür packt eine andere Kundin Einkäufe in die Box ihres Motorrollers. Auf dem Trittbrett stehen eine Einkauftasche und ein Paket Mineralwasser. „Die Regale sind so leer wie immer“, erzählt auch sie, ohne, dass unser Reporter danach gefragt hat. „Es liegt am fehlenden Personal“, sagt sie. „Das ist eh schwierig.“
Aber: Auch ohne Einkaufserlebnis gebe es hier alles unter einem Dach. „Da muss ich nicht viel hin und her fahren.“ Sie wohne in der Nähe und sei auf den Roller beim Einkaufen angewiesen. Ohne Auto liege der Vollsortimenter im Mengeder Ortskern nahe.
Bei einem Gang durch den Markt fallen jedoch allenfalls kleinere Lücken in den Regalen auf. Meist sind es die Wochen-Angebote, die seit Donnerstag gelten und zum Teil vergriffen sind. Allerdings ist kaum Personal zu sehen. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Kaufland laut Unternehmenskommunikation in Mengede. Neun davon streiken an diesem Freitag.

„Wie gesetzlich geregelt, besteht für unsere Filialen die Möglichkeit, an Streiktagen Hilfe aus benachbarten Filialen einzubeziehen“, schreibt Unternehmenssprecher Dominik Knobloch auf Nachfrage. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zur konkreten Arbeitsplanung in unseren Filialen grundsätzlich keine Auskunft geben.“
Wie unsere Redaktion anlässlich eines Streiktages in Castrop-Rauxel aus Mitarbeiterkreisen erfuhr, erfolge das vorübergehende Versetzen aus Filialen ohne Betriebsrat. Intern heiße es „Nachbarschaftshilfe“. Für die „Nachbarschaftshelfer“ ist es offenbar durchaus eine lohnende Unterstützung.
Neben dem regulären Lohn würden die Fahrkosten erstattet und es gebe eine Prämie von 110 Euro, berichtete eine Mitarbeiterin. Ohne auf die konkrete Summe einzugehen, bestätigte Unternehmenssprecherin Alisa Götzinger eine zusätzliche Vergütung.
„Die Durchführung von Streikmaßnahmen ist eine legitime Möglichkeit für Arbeitnehmer, ihre Forderungen zum Ausdruck zu bringen. Selbstverständlich respektieren wir die Teilnahme unserer Mitarbeiter an Streiks“, heißt in der Kaufland-Pressemitteilung vom Freitag
An Streik-Tagen hat Kaufland in Castrop-Rauxel geöffnet: „Helfer“ erhalten satte Bonus-Zahlungen
Kaufland, H&M, Galeria: Erneuter Warnstreik im Einzelhandel: Welche Auswirkungen gibt es in Dortmund
Damit sie im Alter nicht zum Sozialamt müssen: 600 Kaufland-Mitarbeiter ziehen durch die City