Streik am Flughafen Dortmund Passagiere stranden am Airport

Streikwelle in Dortmund: So war die Lage am Flughafen
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Schon beim Betreten des Flughafens Dortmund wird klar: Dieser Tag wird anders. Plakate der Gewerkschaft Verdi hängen an allen Eingängen. „Heute: Warnstreik!“ ist darauf zu lesen. In der Abflughalle tummeln sich am Mittag nur wenige. Passagiere sind fast ausnahmslos vor dem großen Gebäude. Sie alle warten auf Busse, teilweise über eine Stunde.

So geht es auch Milena. Sie wollte nach Belgrad fliegen, muss jetzt aber den Umweg über den Flughafen Paderborn/Lippstadt nehmen. Noch eine Stunde müsse sie warten, berichtet die 49-Jährige. Ihrer Laune schadet das - wie vielen heute - nicht. „Hauptsache, ich komme heute noch an“, erzählt die Serbin lachend.

Passagierin Milena am Streiktag am Dortmund Airport.
Passagierin Milena ist trotz des Streiks guter Dinge. „Hauptsache ich komme heute noch an", sagt sie. © Julius Obhues

Isabella hat den schwersten Teil ihrer Reise schon hinter sich. Aus der polnischen Stadt Kattowitz wollte sie nach Dortmund, doch ihr Flieger wurde ebenfalls nach Paderborn umgeleitet. Ein Bus brachte sie nach Dortmund, jetzt wartet sie auf einen weiteren Bus, der sie in die Innenstadt bringt.

Passagierin Isabella am Streiktag am Dortmund Airport.
Isabella hat ihre Reise fast geschafft. Vor dem Flughafengebäude wartet sie auf den Bus in die Dortmunder Innenstadt. © Julius Obhues

Auch Valentin hat den Flug schon geschafft. Der Bulgare war zu Besuch bei seiner Familie. Eigentlich wohne er in Eindhoven, die Flüge von Dortmund aus seien aber günstiger gewesen. In Paderborn sei es „extrem voll“ gewesen, berichtet der 22-Jährige. Aufgrund der vielen Umleitungen zu dem kleinen Airport hätte seine Maschine warten müssen, „weil einfach kein Platz mehr auf dem Rollfeld war.“ Mit dem Bus wolle er jetzt weiter in die Niederlande. Für den Streik habe er Verständnis, immerhin sei gutes Wetter.

Man merkt: Die Flugausfälle sind deutlich besser organisiert, als beispielsweise beim Schneeeinbruch vor einigen Wochen. Mit zwei Stunden Verspätung rechnen hier die Meisten. Schlechte Laune oder Unverständnis zeigt aber kaum jemand. Der eingesetzte Shuttleservice bringt die Reisenden von Flughafen zu Flughafen. Die Wartezeit nutzen viele Passagiere, um noch ein paar Sonnenstrahlen einzufangen.

Passagier Valentin am Streiktag am Dortmund Airport.
Valentin war bei seiner Familie in Bulgarien. Für ihn geht die Reise noch weiter in die niederländische Stadt Eindhoven. © Julius Obhues

Kurzfristige Streiks nicht ausgeschlossen

In neongelben Warnwesten stehen zahlreiche Flughafen-Mitarbeiter in der Abflughalle. Über den Tag sollen es nach eigenen Angaben rund 120 bis 130 Streikende werden. Mit Trillerpfeifen und Lautsprecher ausgerüstet, unterstreichen sie ihre Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen. Gewerkschaftssekretär Dirk Riesner erklärt im Interview mit dieser Redaktion: „Wir haben immer die Möglichkeit, die Streiks noch auszuweiten. Wir erwarten ein verhandlungsfähiges Angebot.“

Rein rechtlich darf die Gewerkschaft auch spontan zu Streiks aufrufen. In Dortmund habe man sich vorerst dagegen entschieden und den Passagieren einige Tage Vorlaufzeit gegeben. „Wir behalten uns das aber vor, auch dieses Mittel zu ergreifen, je nachdem, wie die Arbeitgeber-Seite die Situation eskalieren lassen will“, so Riesner.

Gewerkschaftssekretär Dirk Riesner am Streiktag am Dortmund Airport.
Gewerkschaftssekretär Dirk Riesner fordert die Arbeitgeberseite zu einem „verhandlungsfähigen Angebot“ auf. © Julius Obhues