Öffentliche Polizei-Kontrollen in der City können extrem unangenehme Situationen darstellen, findet Redakteur Kevin Kindel. © Stephan Schütze

Meinung

Generalverdacht der Dortmunder Polizei trifft zu viele Unschuldige

Die Polizei kündigt umfangreiche Kontrollen in Dortmund an, weil sie Straftäter abschrecken will. Dabei muss sie bedenken, was das für die angesprochenen Menschen bedeutet, meint unser Autor.

Dortmund

, 01.04.2022 / Lesedauer: 2 min

Samstagnachmittag, tausende Menschen sind auf dem Westenhellweg unterwegs. Mittendrin verlangen Polizisten die Ausweise von zwei Jugendlichen, tasten sie ab und durchwühlen ihre Rucksäcke. Was die wohl angestellt haben? Bestimmt sind das Drogendealer oder Ladendiebe, geht das Kopfkino bei Passanten los.

Nicht auszudenken, wenn jetzt noch Bekannte vorbeikämen und die Kontrolle sehen. Der Dorffunk wird angeworfen. Dabei muss man überhaupt nichts angestellt haben, um in so eine Situation zu geraten.

Polizeipräsident nimmt die Werkzeuge, die ihm gegeben wurden

Durch die sogenannte Strategische Fahndung kann das jeden Menschen treffen. Sie wird aber nicht wirklich jeden auf der Einkaufsstraße treffen, sondern nur Einzelne, die herausgezogen werden. Wer überprüft wird, entscheiden die Polizeikräfte vor Ort.

Es ist richtig, dass der Polizeipräsident alle ihm zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreift, um für mehr Sicherheit in der Stadt zu sorgen. Das ist sein Job. Und die CDU hat die jüngste Landtagswahl mit der deutlichen Forderung nach solchen Aktionen gewonnen.

Aber für die Polizei gilt der Grundsatz, immer das nötige Mittel mit den kleinstmöglichen Auswirkungen zu wählen. Ladendieben darf man nicht ins Bein schießen, wenn sie selbst niemanden mit einer Waffe bedrohen. Ähnlich verhält es sich mit dem Generalverdacht gegen unzählige unschuldige Menschen.

Seit Ende 2018 gibt es die Strategische Fahndung. Nach dem ersten Jahr mit diesem Werkzeug hat die Polizei Dortmund eine Bilanz für 2019 veröffentlicht: 10.016 Personen sind damals kontrolliert worden.

Der weit überwiegende Großteil war unschuldig

935 Anzeigen zu Straftaten und 488 zu Ordnungswidrigkeiten wurden gefertigt. 229 Personen sind festgenommen worden. Beim weit überwiegenden Großteil der kontrollierten Personen ist nichts zu beanstanden gewesen.

Nun lässt sich diskutieren, welche Kollateralschäden in Kauf zu nehmen sind, um Straftäter zu erwischen. In jedem Fall muss sich die Polizei aber bewusst sein, welche Auswirkungen eine öffentliche Bloßstellung auf ihr Gegenüber haben kann. Und auf das Vertrauensverhältnis dieser Person zum Freund und Helfer.

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