
© Julian Preuß
Stephan Haack (43): „Das Tankstellengeschäft ist eine Katastrophe“
Benzinpreise hoch wie nie
Die Spritpreise steigen und steigen. Kfz-Meister Stephan Haack (43) kämpft deshalb um die Existenz seiner freien Tankstelle in Dortmund – und hat sich jetzt für einen drastischen Schritt entschieden.
Kurz vor 18 Uhr, an einem Abend unter der Woche: An der freien Tankstelle am Asselner Hellweg 75 stehen die Autos Schlange. Der Liter Super kostest 1,70 Euro.
„Das ist grade die Uhrzeit, um zu tanken“, sagt Stephan Haack. Der 43-Jährige betreibt die Tankstelle seit 2012. Nie waren die Preise für Sprit höher als in diesen Wochen.
Schwankungen von bis zu 20 Cent am Tag
„Über den Tag verteilt haben wir Preisschwankungen von bis zu 20 Cent“, erklärt Haack. Warum? „Keine Ahnung. Die Preise kommen aus Berlin.“ Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hat eine Einschätzung abgegeben, wie oft sich die Preise am Tag verändern: sechs- bis achtmal.

Um kurz nach 18 Uhr stehen die Autos an der Tankstelle am Asselner Hellweg 75 Schlange. © Julian Preuß
Die Auswirkungen sind enorm. Nicht nur für die Autofahrer, die viel Geld bezahlen müssen. Sondern ebenfalls für Tankstellenbetreiber wie Stephan Haack - da die Leute weniger tanken.
„Es rechnet sich nicht mehr, es ist sehr eng“, sagt er. Der Familienvater habe Schwierigkeiten, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bezahlen. Haack kommt zu einem deutlichen Fazit: „Das Tankstellengeschäft ist eine Katastrophe.“
So wie ihm gehe es vielen seiner Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls Tankstellen betreiben. Man sei darauf angewiesen, zusätzlich zu der Tankstelle eine Werkstatt, eine Waschanlage oder einen großen Shop zu betreiben. Als Kfz-Meister hat sich Haack mit einer gut laufenden Werkstatt in Dortmund-Brackel ein zweites Standbein aufgebaut.
Tankstelle am Asselner Hellweg schließt im Sommer
Auf diese Werkstatt möchte er sich in Zukunft zu 100 Prozent konzentrieren. Deshalb hat Haack einen radikalen Entschluss gefasst: „Am 30. Juni schließe ich die Tankstelle.“ Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann er darum nicht mehr weiter beschäftigen. Ob er diese Entscheidung ebenfalls getroffen hätte, wenn er die Werkstatt in Brackel nicht hätte? „Ja“, sagt er nach kurzem Überlegen.
Ob sich ein Nachfolger für seine Tankstelle finden wird, weiß Haack nicht. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass hier noch jemand reingeht. Zumal es hier nur wenig Durchgangsverkehr gibt.“
Leicht gefallen ist Haack dieser Schritt nicht. Schließlich habe er ein Viertel seines Berufslebens mit dieser Tankstelle verbracht. „Es hat richtig Spaß gemacht, mit den Kundinnen und Kunden zu arbeiten“, sagt der 43-Jährige.
Wenige Menschen tanken voll
Viele der Menschen, die an der Kasse des kleinen Shops ihre Tankfüllung bezahlt haben, kannte Haack. „Es sind fast immer nur Stammkunden gekommen.“ Vollgetankt hätten aber nur wenige. Oft hatten sie nur kleinere Beträge gezahlt.
Vorwürfe macht Haack seinen Kundinnen und Kunden deshalb aber nicht. Im Gegenteil: „Ich kann es total verstehen, wenn sie nur für 20 Euro oder so tanken.“ Mehrmals habe er mitbekommen, wie die Menschen über die hohen Preise für Super, Diesel und Co. gemeckert haben. Wirklich ausfallend oder beleidigend sei aber niemand geworden.
Vielmehr hätten die Kundinnen und Kunden mit markigen Sprüchen ihrem Ärger Luft gemacht. Zum Beispiel: „Ich habe doch nicht die Zapfsäule mit gekauft!“ Oder: „Habe ich jetzt Gold im Tank?“
Haack hofft auf Besserung
Trotz der aktuellen Situation geht Haack davon aus, dass die Preise langfristig wieder runtergehen. „Ich bin ein positiver Mensch und denke, dass es künftig wieder besser wird.“ Festhalten möchte er an der Tankstelle am Asselner Hellweg trotzdem nicht.
Für die Stammkunden hat Haack allerdings noch einen Tipp, wo sie künftig ihre Tanks mit dem flüssigen Gold füllen können: „Beispielsweise an der Tankstelle an der Flughafenstraße.“ Auch am Asselner Hellweg gibt es weitere Möglichkeit für die Fahrzeuge, die um kurz nach 18 Uhr immer noch in der Schlange vor den Zapfsäulen stehen.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.