Stefan Steder hilft „einfach als Mensch“ Besondere Ehre für Ukraine-Helfer bei Chanukka-Fest

Stefan Steder hilft „einfach als Mensch“: Besondere Ehre für Ukraine-Helfer
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Es war ein besonderer Augenblick: Neben prominenten Ehrengästen wie Oberbürgermeister Thomas Westphal und Polizeipräsident Gregor Lange durfte Stefan Steder beim Chanukka-Fest der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund ein Licht des Chanukka-Leuchters auf der Kulturinsel im Phoenix-See anzünden.

„Das ist eine große Ehre“, freute sich Steder. Die er sich aber nach Überzeugung der jüdischen Gemeinde redlich verdient hat. Denn der Kunst- und Antiquitäten-Händler aus dem Kreuzviertel hat sich für die jüdische Gemeinde bei der Organisation von Hilfen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine besonders verdient gemacht.

Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal gehörte zu den Ehrengästen, die ein Licht am Chanukka-Leuchter auf der Kulturinsel im Phoenix-See entzünden durften - hier assistiert von Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov.
Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal gehörte zu den Ehrengästen, die ein Licht am Chanukka-Leuchter auf der Kulturinsel im Phoenix-See entzünden durften - hier assistiert von Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov. © Oliver Volmerich

„Ich helfe einfach als Mensch“, sagt Steder, der selbst Katholik ist. Aber er hat auch eine besondere Beziehung zur Ukraine entwickelt. Vor gut einem Jahr hat er die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht und dort am Gedenken an das Massaker von Baby Jar teilgenommen. Es erinnert an die mehr als 33.000 Juden, die Ende September 1941 nach der deutschen Besetzung Kiews im Zweiten Weltkrieg von SS-Kommandos und Soldaten ermordet wurden.

Kriegsbeginn als Anstoß

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar war für Stefan Steder klar, dass er helfen musste. „Ich wusste, dass es in der jüdischen Gemeinde viele Menschen gibt, die aus der Ukraine stammen“, erzählt er. Also bot er seine Hilfe an.

Steder wurde mit seiner Erfahrung im Logistikbereich zum Cheforganisator für die Spendensammlungen in der jüdischen Gemeinde. Er organisiert die Hilfstransporte in das vom Krieg gebeutelte Land. Die Spenden- und Hilfsbereitschaft hier war groß, stellt Steder fest. Dazu trugen auch die aus der Ukraine geflüchteten Mitglieder der Gemeinde bei. „Viele wollen selbst aktiv werden“, berichtet Steder.

Aber auch den Geflüchteten hier wird geholfen, etwa bei Behördengängen, bei der Wohnungssuche oder bei dem Bemühen, eine Wohnung einzurichten. „Da transportiert man dann halt auch Kühlschränke“, erzählt Steder. Aktuell geht es wieder darum, einen Hilfstransport in die Ukraine zu organisieren. Gebraucht werden etwa Schlafsäcke gegen die Kälte, Lebensmittel und Hygieneartikel, listet Steder auf.

Chanukka-Fest am Phoenix-See

Das gemeinsame Feiern darf nicht fehlen. Wie am vergangenen Donnerstag, als auf der Kulturinsel im Phoenix-See, das traditionelle Chanukka-Fest gefeiert wurde. Das jüdische Lichterfest fällt in diesem Jahr zeitgleich mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammen - und bietet damit auch die Gelegenheit daran zu erinnern, „dass der Ursprung des Weihnachtsfestes die Geburt eines jüdischen Kindes ist“, wie der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Zwi Rappoport feststellte.

Channukka wird als jüdisches Familienfest acht Tage lang gefeiert - in diesem Jahr vom 19. bis 26. Dezember. Es erinnert an die Rückeroberung und Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem durch die Makkabäer im Jahr 164 vor unserer Zeitrechnung. Der Überlieferung nach fanden die Juden im Tempel nur einen einzigen Krug mit reinem Öl vor, der aber auf wundersame Weise ausreichte, um die Kerzen im Leuchter des Tempels acht Tage und Nächte brennen zu lassen.

Um an dieses Ölwunder zu erinnern, wird deshalb beim Chanukka-Fest nach Einbruch der Dunkelheit täglich eine Kerze entzündet - so wie am vergangenen Donnerstag (22.12.) an dem riesigen Leuchter am Phoenix-See. Gefeiert wird dabei mit der Stadtgesellschaft, also etwa auch Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der christlichen Kirchen und der muslimischen Gemeinden. „Dortmund ist weltoffen und steht zusammen“, stellte Oberbürgermeister Thomas Westphal in seinem Grußwort fest.

Stefan Steder ist dafür das beste Beispiel. Er selbst hofft, dass sein Beispiel Schule macht. „Jeder kann zumindest ein bisschen helfen“, ist er überzeugt. „Und jede Kleinigkeit zählt.“

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